Neues Event in Oberhof 701 Stufen voller Einsatz

Feuerwehrleute müssen verrückt sein. In ihrer Freizeit legen sie nicht etwa die Füße hoch, sondern gehen an ihre Grenzen. Am 9. April messen sie ihre Kräfte im Kanzlersgrund in Oberhof. Auf den Treppen hinauf zu den Schanzen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Marco Juffa weiß, was den mehr als 400 Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen blüht, die am 9. April in den Kanzlersgrund nach Oberhof kommen. Zum ersten Thüringer Treppenlauf für Feuerwehrleute. Am vergangenen Wochenende hat Juffa mit vielen Kollegen noch einmal trainiert auf den Stahltreppen hinauf zur Hans-Renner-Schanze. 701 Stufen. „Ihr habt so eine Veranstaltung gewollt, nun bekommt ihr so eine Veranstaltung“, sagt Marco Juffa aus Stützerbach, selbst Feuerwehrmann in Ilmenau. Er ist Initiator der Veranstaltung, mit der er in den kommenden Jahren in die erste Liga der Treppenläufe aufsteigen möchte. Dafür hat er den Run 4 Kids eV Sömmerda als Organisator für das Event gewinnen können. Inzwischen ist er 80 bis 90 Mal die Treppen im Training schon hochgelaufen, erzählt er. „Beim ersten Mal habe ich es nicht bis ganz nach oben geschafft“, gibt er zu. Deshalb verdiene jeder Teilnehmer, der sich der Herausforderung stelle, seinen Respekt.

Wille ist gefragt. Und Teamgeist. Leidensfähigkeit sowieso. 216 Zweierteams haben sich angemeldet. Laufen müssen sie in voller Feuerwehr-Montur, mit angelegter Druckluftflasche und Atemmaske. Das bedeutet ein Zusatzgewicht von gut 30 Kilogramm pro Teilnehmer.

„Die Treppenanlage im Kanzlersgrund hat es in sich. Das Trittmaß auf den Stufen variiert“, erklärt Juffa. Die ersten Stufen seien 18 Zentimeter hoch. Das Normmaß in Treppenhäusern betrage um die 15 Zentimeter. Wer den unteren Bereich mit den hohen Stufen zu schnell angehe, der werde früh brennende Oberschenkel bekommen, warnt Juffa, für den die Treppenläufe eigentlich nur Konditionstraining für die Firefighter-Combat-Challenge ist. Ein Wettkampf, der als die härtesten zwei Minuten im Feuerwehrsport bezeichnet wird. Denn dabei müssen die Teilnehmer nicht nur Treppen steigen, sondern auch noch schwere Puppen tragen, also einen kompletten Einsatz simulieren.

Vorbild für den Wettkampf im Oberhofer Kanzlersgrund ist der Berliner „Firefighter Stairrun“ in einem Hochhaus-Hotel am Berliner Alexanderplatz. Durch die pandemiebedingte Absage 2020 folgte im Vorjahr eine virtuelle Variante, die Marco Juffa und sein TFA-Team Mitte nach Oberhof und auf die Anlage des Zweckverbandes Thüringer Wintersportzentrum (TWZ) zog.

„Die gut 120 Meter in einem Hochhaus oder im schönen Thüringer Wald zu bezwingen, ist natürlich schon ein Unterschied. Die Anlage und die Atmosphäre haben es uns einfach angetan“, sagt Juffa, der mit seinen Kameraden auch während des Winters fleißig Höhenmeter gesammelt hat. Noch liegt Schnee neben den Stufen an den Schanzen. „Meine Kollegen erklären mich schon alle für verrückt, weil ich ständig die Wetter-App im Blick habe“, sagt Juffa. Denn das ist der Unterschied zwischen einem Hochhaus und dem Kanzlersgrund: Die Treppen liegen unter freiem Himmel. Bei Dauerregen werden die Stufen rutschig. Deshalb hoffe ich auf gutes Wetter“, sagt Juffa.

Für Sportstättenchef Hartmut Schubert hat der kräftezehrende Treppenlauf nicht nur aus sportlicher Sicht seinen Reiz. „Der Spitzensport und die Schaffung bestmöglicher Trainings- und Wettkampfbedingungen stehen für uns zwar im Vordergrund, dennoch zeigen solche Events, wie vielseitig unsere Sportstätten genutzt werden können. Gerade in einer Phase, in der unsere Schanzen von der Winter- auf die Sommernutzung umgerüstet werden, reißt die Spannung so nicht ab“, sagt der Vorsitzende des Wintersportzentrums.

Mit Teilnehmern aus Italien, Lichtenstein, Luxemburg, Österreich und Deutschland stellen sich gleich fünf Nationen der Herausforderung. Gelaufen wird dabei in Männer-, Frauen- sowie Mixed-Teams, die wiederum in Altersklassen unterteilt werden. An den Start gehen haupt- und ehrenamtliche Feuerwehrleute, die einer Berufs- oder Freiwilligen Feuerwehr angehören. Für die finale Zeitmessung ist – wie im täglichen Einsatz – das gemeinsame Ankommen entscheidend. Der Treppenlauf simuliere im Grunde einen Einsatz in einem Hochhaus. „Da reicht die Drehleiter auch nur bis in den zehnten Stock. Den Rest müssen Feuerwehrleute dann zu Fuß rauf. Deshalb trainieren wir, um fit zu sein für den Ernstfall“, sagt Juffa. Räumt aber ein, dass man schon ein bisschen verrückt sein müsse, um das in seiner Freizeit zu tun.

„Auf dem Gelände werden wir zudem verschiedene Stände aufbauen und selbstverständlich wird es auch etwas zu essen und zu trinken geben“, sagt Marco Juffa, der dem Wochenende bereits entgegenfiebert. Zuschauer sind in diesem Jahr am Kanzlersgrund ausdrücklich erwünscht. Im vergangenen Jahr, beim virtuellen Lauf, waren Zuschauer wegen der Pandemie an den Schanzen nicht erlaubt. Der Eintritt auf das Gelände ist kostenfrei.

Autor

Bilder