Kontaktstelle Vorsorge Beratung zu Patientenverfügung und Co.

Jessica Helbig
Wollen Unsicherheiten beim Thema Vorsorge nehmen: Yvonne Maul, Wolfgang Moers und Julia Müller (von links). Foto: frankphoto.de

In Hildburghausen gibt es seit Kurzem eine Kontaktstelle Vorsorge. Interessierte können sich dort rund um die Themen Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht beraten lassen.

 
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Hildburghausen - Eigentlich könnte es ganz schnell gehen, so eine Patientenverfügung auszufüllen. Sechs Seiten Papier, überwiegend ist der Text schon vorgedruckt. Nur ein paar Kästchen und Linien müssen ausgefüllt werden. Oder eben freigelassen, je nachdem, was man will. Doch wer sich schon einmal ein wenig mit dem Thema befasst hat, weiß: So leicht ist es eben nicht. Denn hinter der Frage „Was soll mit mir passieren, wenn ich nicht mehr selbst entscheiden kann?“ stehen viele weitere – medizinische, rechtliche, manchmal auch moralische.

Julia Müller, Koordinatorin des Hospizvereins Emmaus e.V. Hildburghausen, weiß um die Unsicherheiten der Menschen, die sich Gedanken über ihr Lebensende, über Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten machen. Gemeinsam mit dem Frauenkommunikationszentrum Binko hat sie darum eine neue Kontaktstelle eingerichtet. In den Räumen des Hospizvereins in der Oberen Marktstraße 26 bieten sie Beratung rund um das Thema Vorsorge an und helfen auch beim Ausfüllen der Unterlagen.

Die Idee zu der neuen Beratungsstelle sei durch den Austausch mit dem Seniorenbeirat entstanden, erzählt Julia Müller. Als sie und Yvonne Maul, Projektleiterin im Binko, dort ihre Arbeit vorstellten, hätten sie den großen Beratungsbedarf bemerkt. Gerade ältere Menschen würde das Thema sehr umtreiben. „Das Angebot an Patientenverfügungen ist so groß, dass es die Leute abschreckt“, sagt sie. Gemeinsam überlegten die beiden Frauen, wie man den Menschen in dieser Situation konkret helfen kann.

Telefonisch oder persönlich zu den offenen Sprechzeiten im Binko können Interessierte nun einen Termin ausmachen. Das Beratungsgespräch selbst dauert dann etwa eineinhalb bis zwei Stunden. „Die braucht’s auch, um die Fragen, die dann auftauchen, zu beantworten“, weiß Julia Müller.

Herzstück der Beratung ist die Mappe, in der sich eine Vorlage für eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht befinden. „Wir wollen gemeinsam über die Mappe schauen“, sagt die Koordinatorin des Hospizvereins. „Damit die Menschen wissen, was sie da ankreuzen“. Die Vorlagen stammen von einer Münchener Kanzlei für Medizinrecht. Sie seien einerseits präzise formuliert, andererseits aber auch gut verständlich. „Wir von der Hospizarbeit müssen da bestimmte Standards einhalten“, erklärt Julia Müller. Das Beratungsangebot selbst ist kostenfrei, für die Mappe wird eine Pauschale von 10 Euro erhoben, die dem Hospizverein zugute kommt.

Neben Julia Müller und Yvonne Maul gehört noch ein Dritter zu dem Beratungsteam in der neuen Kontaktstelle: Wolfgang Moers, der sich zuvor schon als Schöffe und Hospiz- und Trauerbegleiter engagierte und viele Jahre ehrenamtlich als Betreuer in Pflegeheimen gearbeitet hat. Alle drei haben eine Schulung im Bereich Vorsorgeberatung gemacht. „Durch die Beratung ist auch eine gewisse Rechtssicherheit gegeben“, erklärt Wolfgang Moers. Sie kann, wenn sie dokumentiert ist, die Ernsthaftigkeit der Wünsche und Anweisungen des Verfügenden unterstreichen. „Wenn es hart auf hart kommt, zeigt das, dass das Kreuz auch wirklich mit eigenem Willen und in Anwesenheit geschulter Zeugen gesetzt wurde“, ergänzt Julia Müller.

Ein Kreuz muss freilich niemand während der Beratung setzen. In erster Linie gehe es darum, Menschen dazu anzuregen, sich Gedanken über das Lebensende, den Fall einer ernsthaften Erkrankung oder schwerer Folgen eines Unfalls zu machen; ihnen die Sorgen und Ängste zu nehmen und sie zu ermutigen, auch mit ihren Angehörigen über das Thema Vorsorge zu sprechen. Sicherheit und Gewissheit bringen Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht nämlich nicht nur für denjenigen, der sie ausstellt. „Es entlastet die Angehörigen, wenn sie wissen, was sie tun sollen“, sagt Yvonne Maul.

Eine der häufigsten Fragen, die die Berater hören, ist die nach der Sicherheit, dass die Patientenverfügung auch wirklich nach dem Willen des Verfügenden umgesetzt wird. Aber auch die Themen Wachkoma, Beatmung und künstliche Ernährung würden oft angesprochen. „Die Menschen fragen sich: ‚Wenn ich keine künstliche Ernährung will, muss ich dann verhungern und verdursten?’“, berichtet Julia Müller. Die Berater zeigen dann auf, welche Möglichkeiten es gibt und was die bedeuten.

Am 19. Oktober um 16 Uhr soll es im Hildburghäuser Rathaus eine für alle offene Info-Veranstaltung zur neuen Kontaktstelle und dem Themenbereich Vorsorge geben. Beratungsgespräche können außerdem telefonisch unter 0172/5195108 sowie zu den zusätzlichen Sprechzeiten im Binko in der Oberen Marktstraße 43 vereinbart werden. Die Termine dafür sind am 28. Oktober, 18. November und 16. Dezember jeweils von 10.30 bis 12.30 Uhr.

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