Ihr Mann habe mit Entscheid, das Unternehmen zu übernehmen, gleich die Idee gehabt, alles breiter aufzustellen. Zwergenproduktion ohne ein Plus drumherum funktioniere nicht. So war recht schnell klar, Produktion und Verkauf funktionierten nur mit erlebbarer Manufaktur, Museum und weiteren Angeboten. „Wir brauchen mehr Kultur hier, die Menschen wünschen es sich“, berichtete sie aus Gesprächen und freute sich, dass zwei junge Frauen aus Regierungskreisen den Weg zu ihr gefunden haben, „denn eine Generation ist ja komplett weg hier, im Prinzip ihre. Die Alten sind sehr verbittert darüber, wie das alles gelaufen ist. Wir möchten die Menschen wieder abholen und mitnehmen, zu Veranstaltungen, Kultur, Begegnung, vor allem die jetzige Jugend lechzt danach!“
Personell ist der kleine Handwerksbetrieb inzwischen bestens aufgestellt, nicht einmal Nachwuchsprobleme gibt es mehr. Porzellanmalerin Veronika, „unser i-Tüpfelchen“, wie Ortmann sagt, lernt inzwischen einen Quereinsteiger für diese Kunst an, ansonsten machen viele im Unternehmen viel Verschiedenes.
Ein Volkshochschulkurs im Winter ist geplant. Der Verkaufsladen wurde schon modernisiert und im Sommer eröffnet. Leider habe mit Übernahme nun genau Corona übel hineingespielt, doch inzwischen werde der Hof sehr gut angenommen. „Schweizer sind mit Paketen von Zwergen hier raus“, schildert Ortmann. Exportiert werde aber auch nach Amerika, Frankreich oder Schweden. Alle zwei Wochen gehe eine Exportsendung ab.
Das kleine Museum soll neu aufgestellt werden. Dabei denkt Ortmann auch an eine museumspädagogische Begleitung, vor allem für Kinder soll es Angebote geben, sich selbst auszuprobieren. Und die Produktion soll als eine „Gläserne Manufaktur“ eingerichtet werden, erste Führungen habe es inzwischen gegeben.
Mit feinster Kosmetik bei den Zwergen wurde bereits ein kleines Wunder ausgelöst: Ein Ladenhüter aus der Zwergenwelt sei in kurzer Zeit zum Verkaufsschlager geworden, der Zwerg mit Pfeife. Allein eine Farbänderung und Hervorhebung des Faltenwurfs der Kleidung bescherten diesen Aufschwung. Viel Eigenkapital steckte die Unternehmerin in das Anwesen von 1630 und weiß, dass noch viel zu tun bleibt bis zur Schaufabrik. Auch das Zwergenmuseum mit kleinen Landschaften um Modellbahn, Höhlen oder Märchen steht vor Erneuerung, dann sollen auch die Kristallfunde im Bergwerk der Zwerge richtig funkeln.
Für das Museum will die Kulturstaatssekretärin, die beim Besuch streckenweise als Praktikantin beim Gießen und Entgraten der Zwerge eine gute Figur machte, nach Fördermöglichkeiten Ausschau halten, um das jetzige Niveau Heimatstube aufzustocken. Dass der Hof als zentrale Anlage erhalten werden müsse, drückte sie auch wörtlich so aus. Einen Vorstoß der Chefin der Gartenzwerge in Gräfenroda nahm Staatssekretärin Beer mit nach Erfurt. Sie will nun dort ansprechen, dass Zwerg Wilhelm – mit 70 Zentimetern Standhöhe ein ausgewachsener Repräsentant Thüringer Zwergenkultur – einen ansehnlichen Platz in der Staatskanzlei findet. Sie könne sich das gut vorstellen, so Beer. Stückrad wiederum will den Zwerg mit einer Dokumentation ausstatten. „Ich werde fragen, ob Wilhelm in die Staatskanzlei kommen darf“, so Beer.