Wald und Porzellan
„Der Wald und das Porzellan sind die prägenden Elemente der (Kultur)Landschaft Thüringens. Sie finden sich auch häufig in den im Schlossmuseum Arnstadt gezeigten großformatigen Bildern wieder“, so Antje Vanhoefen.
So erweisen sich die weißen Rehe in einem Bild beim zweiten Blick als Porzellanfiguren. So sind es immer wieder Menschen aus Porzellan, die die großformatigen Bilder bevölkern. Dass Mathias Perlet sich dabei von Schierholzchen-Porzellan aus den nahen Plaue inspirieren ließ, zeigt die Ausstellung an einem konkreten Beispiel. Die sich auf dem Bild im Sturm wiegende Tänzerin steht gleich nebenan als Porzellanfigur in der Vitrine.
Auch wenn die Bilder, die Mathias Perlet meist mit Eitempera und Öl auf Leinwand malte, auf den ersten Blick wie direkt aus dem Leben gegriffen, ja fast fotografisch wirken. Spätestens auf dem zweiten Blick enthüllen sie ihre eigene Welt. Denn Perlet spielt mit der Realität, verfremdet sie, schafft seine eigene neue. Da stehen Bäume plötzlich Kopf, da tauschen Katze und Mensch die Köpfe.
Und viele Tiere
Überhaupt spielen Tiere eine große Rolle in den Bildern. Schafe und Wölfe, Hunde und Katzen. Immer wieder tauchen sie auf. Mal im Porträt, das tierische Wildheit mit fast menschlichem Antlitz zu verbinden scheint, mal als tierische Begleiter., „Mir gefällt, dass es immer wieder Anklänge und Zitate zu entdecken gibt“, sagt Antje Vanhoefen. So hätten zum Beispiel die Katzen etwas Pharaonisches.
„Seine Kunst entzieht sich einer eindeutigen Kategorisierung wie die Leipziger Malerschule, Symbolismus, Fotorealismus, Surrealismus, fantastischer Realismus oder auch Romantik. Er lässt sich von vielem inspirieren und schafft jedes Mal aufs Neue und immer wieder ganz anders einen Perlet – einen Mix aus fast schon hyperrealistisch gemalten Personen oder Gegenständen, einer zwischen Traum und Realität changierenden Landschaft und Tieren, die charaktervoll und individuell ins Bild gesetzt sind“, so die Museumschefin.
Oft entwickelt sich bei Perlet mehrere Bilder aus einem Bild heraus, sind es ganze Geschichten, die er damit zu erzählen scheint. Antje Vanhoefen spricht von „Kopfkino“, von vielfältigen Assoziationen, welche die Bilder beim Betrachter auslösen, „ganz unterschiedlich, je nach den eigenen Erfahrungen.“ Perlets Gemälde sprechen von Gefühlen und Sehnsüchten der Menschen. Er findet poetische Bilder für Wünsche, Hoffnungen und Ängste. Seine Symbolsprache enthält immer „Zweideutigkeiten“, erinnert an Märchen, an menschliche Beziehungsgeflechte, an Gut und Böse.
Zu sehen sein wird die Ausstellung bis zum 24. April. Auf eine offizielle Eröffnung hat das Museum angesichts der Coronalage verzichtet. „Wir stehen aber quasi in den Startlöchern und wollen auf alle Fälle etwas machen, sobald es wieder möglich ist“, verspricht Vanhoefen. Geplant sind auch vier Ausstellungsgespräche. Antje Vanhoefen hofft, dass auch der Künstler dafür mal vorbeischauen wird. Das erste am 21. Januar wird sie allerdings allein bestreiten.
Geöffnet sind das Schlossmuseum und damit auch die Sonderausstellung aktuell Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr (letzter Einlass 16.30 Uhr). Ausstellungsgespräche sind für den 21. Januar, 25. Februar, 18. März und 8. April, jeweils 14.30 Uhr, geplant.