Man kann sich mal wieder an Wilhelm Busch erinnern: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert.“ Und zwar in der zeitgemäßen Abwandlung: Ist die Schuldenbremse erst ruiniert, verschuldet sich’s gänzlich ungeniert. Und so kommt es, wie es (eigentlich nicht) kommen musste. Nachdem die neue Bundesregierung sich mal schnell eine Billion Euro neue Schulden gesichert hat, will die neue Thüringer Landesregierung auch nicht kleinlich sein und legt noch 1,1 Milliarden Euro drauf. Also mehr als 500 Euro pro Thüringer, die irgendwo wieder eingesammelt oder eingespart werden müssen. Binnen zwei Jahren soll das Geld vergraben sein. Vergraben deshalb, weil es für Investitionen ausgegeben werden soll. Viel mehr weiß man noch nicht. Und im Prinzip ist das ja auch gut so. Nur in der Praxis haben wir eben auch schon schlechte Erfahrungen damit gemacht. Wenn man für die Investitionen ein Sondervermögen geschaffen hat, sind im Haushalt plötzlich auch Mittel frei für teure Wohltaten. Wie derzeit die Mütterrente. Und ob es klug ist, dem Konjunkturprogramm des Bundes zeitgleich eines des Landes hinterherzuschieben, sollte man sich auch genau überlegen. Dann hat schnell die Inflation wieder Konjunktur. Also: Hühnerauge, sei wachsam! Das ist zwar nicht von Wilhelm Busch, kann aber auch nicht schaden.
Neue Schulden Hühnerauge, sei wachsam
Georg Grünewald 04.07.2025 - 15:32 Uhr