Neue Saison Spielzeuggeschichte nachts entdecken

Von Cathrin Nicolai
Roland Wozniak ist startklar: Ab 28. Oktober nimmt er als Spielmann seine Gäste wieder zu den nächtlichen Touren mit. Foto:  

Mit einer Extratour unter dem Motto „Mit Puppenkopf und Kruzifix“ startet Roland Wozniak alias Roland Spielmann am 28. Oktober in die neue Saison seiner nächtlichen Touren durch Sonneberg. Neben drei bekannten Routen dürfen sich alle auf eine weitere Extrarunde zum Thema „„Durch die Werkstatt des Weihnachtsmanns“ freuen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die meisten von uns bedauern, dass die Tage nun wieder kürzer werden. Ganz anders Roland Wozniak. Er freut sich auf diese Zeit, denn dann kann er endlich wieder losziehen – als Spielmann mit seinen nächtlichen Touren, in denen er seine Gäste zu den einstigen Wirkungsstätten der Spielzeugmacher führt und ihnen die Geschichte der Spielzeugstadt näher bringt. Ab 28. Oktober macht er sich das erste Mal auf den Weg und dann mit einer Tour, die so noch keiner kennt. „Mit Puppenkopf und Kruzifix“ heißt sie und soll ein Dankeschön für all diejenige sein, die dem Spielmann und seiner Lieferfrau schon lange die Treue halten.

Seit vielen Jahren zieht er bei Einbruch der Dunkelheit mit „seinem Gefolge“ los, um bei der Tour 1 „Zauberhaftes Sonneberg“ die Altstadt zu erkunden. Bei Tour 2 „Abendtour auf Sandmanns Spur“ lässt er indessen die Blütezeit der Weltspielwarenstadt Revue passieren und erzählt zwischen Robertstraße und Piko-Platz so manch faszinierende Geschichte. Bei „Sagenhafte Spielzeugstadt“, der dritten Tour, hören die Gäste zwischen altem Rathaus und Lindnervillen viele Sagen, Legenden und Episoden aus einstigen Zeiten. Leider mussten in den letzten zwei Jahre – wie so vieles andere auch – diese etwas anderen Stadtführungen teils ganz ausgefallen. „Im ersten Corona Winter mussten wir die Spielzeit gänzlich absagen und im letzten Winter konnten wir unter Einhaltung der Maßnahmen zwar eingeschränkt die Touren starten. Allerdings war jedoch die Verunsicherung der Besucher so groß, dass ich teilweise mit fünf bis sechs Besuchern losgezogen bin“, erinnert Roland Wozniak. Schweren Herzens entschloss er sich deshalb die Saison vorzeitig im Februar zu beenden. Jetzt aber sind er und seine Lieferfrau Vivien heiß für die neue Saison.

Für all die Gäste, die ihnen über die Jahre hinweg die Treue gehalten und bei einer, zwei oder sogar schon allen drei Touren dabei waren, haben sie sich ein kleines Dankeschön einfallen lassen. „Es ist etwas Außergewöhnliches und ließ sich im ganzjährigen Betrieb bisher nicht realisieren“, erklärt er und freut sich, dass es nun endlich geklappt hat.

Konkret sind es zwei Extratouren, die er in den vergangenen Wochen und Monaten zusammengestellt hat: Eine nachmittägliche Runde zu den christlichen Wurzeln der Spielzeugstadt, die er zum Auftakt in die neue Saison anbietet, und eine Weihnachtstour in der Adventszeit. Passend zu Reformationstag und Allerheiligen startet vom 28. Oktober bis zum 1. November die nachmittägliche Runde „Mit Puppenkopf und Kruzifix“. Los geht es jeweils um 14.30 Uhr. Lediglich am 1. November startet man eine Stunde früher, also um 13.30 Uhr. Der Extra-Ausflug führt zu den christlichen Wurzeln der Spielzeugstadt, zu der unter anderem auch die Geschichte vom schwarzen Mönch gehört, der einst als Einsiedler in seiner Höhle lebte, gehört. Erinnert wird aber auch an die große Kirche St. Johannis am Markt, die 1840 beim Stadtbrand ein Opfer der Flammen wurde. Später baute man die heutige Stadtkirche St. Peter weit vor die Tore der Stadt, die deshalb unbedingt besichtigt werden muss. Genau wie die katholischen Kirche St. Stefan, die ihre Existenz unter anderem auch einem kaputten Puppenkopf verdankt. Nicht zuletzt zählt dazu aber auch das Lutherhaus, das der Kaufmann Adolf Fleischmann von Judenbach nach Sonneberg verlegen ließ, weil er dachte, dass in diesem Gasthaus einst Luther genächtigt hat. „Viel Bekanntes, aber einiges Neues, das man auf dieser rund dreistündigen Runde erfährt“, ist sich Roland Wozniak sicher. Nicht abschrecken lassen sollte man sich von den sechs Kilometern Wegstrecke, die man dabei zurücklegt. „Der Weg ist zwar etwas beschwerlich, aber wer mich kennt, weiß, dass ich mich mit meiner Schrittgeschwindigkeit meinen Besuchern anpasse und keinen Wettlauf veranstalte“, betont er. Der Unkostenbeitrag für diese einmalige Extratour beträgt 15 Euro, für Kinder acht Euro, inklusive der Pausenerfrischung im Lutherhaus und der gewohnten kleinen Überraschung zum Abschluss. Apropos Preise – im Gegensatz zu vielen anderen, was in jüngster Vergangenheit teurer geworden ist, bleiben die Kosten für alle anderen Führungen konstant. Erwachsene zahlen 12 Euro und Kinder fünf Euro.

Erste Termine für die klassische Tour 1 sind der 18. Und 19. November jeweils 17 Uhr. Bevor es dann mit den bekannten Touren weitergeht, schiebt Roland Wozniak zwei besondere Veranstaltungen ein. So wird er am Freitag vor dem ersten Advent, also am 25. November, mit seinem Weihnachts-Erlebnisvortrag „Weihnachten wie es früher war“ ins Spielzeugmuseum kommen und hier auf die wohl schönste Zeit im Jahr einstimmen. Außerdem hat er eine Extratour „Durch die Werkstatt des Weihnachtsmanns“ vorbereitet. „Weihnachten wie’s früher war passt perfekt in die Adventszeit“, begründet er. Vor 300 Jahren wurden hier nämlich in der Region die Nussknacker gefertigt und die Sonneberger Spielzeugmacher produzierten die ersten Räuchermännchen aus Papiermaché. Zum Ende des 19. Jahrhunderts kam die Hälfte aller deutschen Spielwaren, ja ein Fünftel aller Spielsachen, die auf den Gabentischen der Kinder der Welt lagen, aus dem Raum Sonneberg. Der Landstrich wurde damit zur „Werkstatt des Weihnachtsmanns“. Der vorweihnachtliche Spaziergang zwischen Bahnhofstraße, Lindnersvillen, Bahnhof und Rathaus, entlang erleuchteter Schaufenster durch die geschmückte Spielzeugstadt, mit Geschichten und Anekdoten um all die Dinge, mit denen wir uns diese Zeit ausschmücken soll genau daran erinnern. Termine dafür sind der 26., 29. und 30. November sowie 1., 2. Und 3. Dezember jeweils um 17 Uhr.

Start und Ziel der Führungen durch das nächtliche Sonneberg ist nicht mehr an der Villa Amalie, sondern an „Stadtführers Hüttla“ vorm Gesellschaftshaus in der Charlottenstraße 5. Beachten sollte man, dass es hier kein Zugang zu einer öffentlichen Toilette vorhanden ist.

Anmeldungen zu den Terminen laut Spielplan sind über die Tourist Info Sonneberg unter 03675 / 702711 möglich. Wer eine individuelle Führung möchte, kann diese natürlich auch nach Absprache bekommen. In diesem Fall sollte man sich allerdings direkt unter 036762 / 31049 oder per Mail roland-von-georgenberg@t-online.de melden.

Bilder