Neue Empfehlung Impfungen mit Astra Zeneca hauptsächlich beim Hausarzt

Politik mit Maske: Wie hier bei Ministerpräsident Bodo Ramelow und Gesundheitsministerin Heike Werner gilt Corona-Schutz nicht nur äußerlich, sondern beherrscht auch das politische Handeln. Fotos: Martin Schutt/dpa Quelle: Unbekannt

Erneut hat die ständige Impfkommission ihre Empfehlung dazu geändert, wie der Corona-Impfstoff von Astra-Zeneca verwendet werden soll. Die Thüringer Gesundheitsministerin rechnet trotzdem noch damit, dass sich viele Menschen damit werden impfen lassen. Das wird in Zukunft vor allem beim Hausarzt möglich sein.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Erfurt – Trotz der erneuten Änderung der Verwendungsempfehlung für den Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens Astra-Zeneca durch die Ständige Impfkommission (StiKo) geht Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) weiterhin davon aus, dass der Impfstoff von vielen Menschen als sicher anerkannt wird. Nachdem bereits in der Vergangenheit die Empfehlung zur Verwendung des Impfstoffes angepasst worden war, habe es zwar einige Stornierungen für Impftermine mit diesem Vakzin in Thüringen gegeben, sagte Werner am Mittwoch in Erfurt. Die so freigewordenen Impftermine aber „sind wir sofort wieder losgeworden“. Zwar sei durch die erneute Änderung der StiKo-Einschätzung zweifellos ein weiterer Reputationsschaden für den Impfstoff erhalten. Doch unter anderem dadurch, dass nun die Hausärzte ausführlich über die Hintergründe dafür informierte würden, „wird dieser Schaden auch wieder zu beheben sein“, sagte sie.

Die Gesundheitsministerkonferenz hatte sich am Dienstag einer Empfehlung der StiKo angeschlossen, nach der der Impfstoff von Astra-Zeneca nun nur noch an Über-60-Jährige verimpft werden soll. Ursprünglich war der Impfstoff nur für Unter-65-Jährige in Deutschland zugelassen gewesen. Zwischenzeitlich waren Impfungen damit ganz ausgesetzt gewesen.

Hintergrund der jüngsten Entscheidung der StiKo und der Gesundheitsministerin ist, dass in Deutschland in 31 Fällen bei Menschen Hirnvenenthrombosen kurz nach der Impfung aufgetreten sind. Ob es einen direkten Zusammenhang mit der Impfung gibt und falls ja, wie dieser aussieht, ist noch nicht abschließend erforscht. Allerdings traten die Fälle bei den Geimpften deutlich häufiger auf als in der ungeimpften Normalbevölkerung. Fast alle der 31 Fälle sind bei Frauen im Alter von unter 65 Jahren aufgetreten. In zwei Fällen waren Männer im Alter von 36 und 57 Jahren betroffen. Zum Vergleich: In Deutschland sind inzwischen etwa 2,7 Millionen Menschen mit Astra-Zeneca erstgeimpft worden. Das Auftreten dieser Nebenwirkung ist also sehr, sehr selten.

Diejenigen, die bereits ihre Erstimpfung mit Astra-Zeneca erhalten haben, sollen nach Angaben von Werner nun auch ihre Zweitimpfung damit erhalten – wenn sie älter als 60 Jahre sind. Das trifft in Thüringen auf etwa 37.000 Menschen zu. Die etwa 40.000 Unter-60-Jährigen, die bereits mit Astra-Zeneca erstgeimpft sind, sollen ihre Zweitimpfung entweder auch mit diesem Impfstoff erhalten können, wenn sie sich über mögliche Nebenwirkungen ausführlich von einem Arzt haben beraten lassen und das noch immer wollen. Oder sie sollen ihre Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff bekommen. Ob das medizinisch möglich ist, wird gerade noch erforscht.

Nach Angaben von Werner stehen die ersten Zweitimpfungen von Menschen, die bereits einmal mit Astra-Zeneca geimpft worden sind, erst ab Ende April an. Es gebe also noch Zeit, das weitere Vorgehen für die Unter-60-Jährigen zu klären. „Klar ist aber: Bei allen Menschen, die die Erstimpfungen mit Astra-Zeneca bekommen haben, soll sichergestellt werden, dass sie eine Zweitimpfung erhalten, sodass der volle Schutz hergestellt wird.“

In Zukunft soll Astra-Zeneca vor allem bei den Hausärzten eingesetzt werden. Diese Entscheidung der Gesundheitsminister sei „goldrichtig“, sagte Werner. Denn die Hausärzte würden sein sehr hohes Maß an Vertrauen bei ihren Patienten genießen. Die Mediziner sollen damit zunächst vor allem solche älteren Menschen impfen, die nicht in die Impfzentren gekommen sind oder kommen konnten.

Der Impfstoff von Astra-Zeneca ist ohnehin für den Einsatz in Hausarzt-Praxen besser geeignet als der von Biontech, weil er unter anderem nicht so stark gekühlt werden muss. Außerdem gilt das Vakzin von Astra-Zeneca als nicht so transportempfindlich wie das Präparat von Biontech.

Autor

Bilder