Eine Untersuchung Israels zweitgrößter Krankenkasse, Maccabi, kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Demnach hatten sich von rund 500 000 Geimpften nur 0,01 Prozent mit dem neuartigen Coronavirus infiziert – und kein Einziger von ihnen war daran gestorben. Maccabi ermittelte für das Mittel von Biontech und Pfizer eine Effektivitätsrate von 93 Prozent.
Der R-Wert ist in Israel auf den niedrigsten Stand seit Monaten gefallen
Eine entscheidende Frage bleibt jedoch weiterhin offen: Senkt der Impfstoff auch das Risiko, andere anzustecken? „Es wird noch etwas dauern, um eine eindeutige Antwort zu bekommen“, sagte der Epidemiologe Ran Balicer gegenüber dem israelischen Nachrichtenportal Ynet. „Wir versuchen, nicht über Indizien zu sprechen, solange wir kein tiefes Verständnis der Resultate haben und nicht genügend statistisch aussagekräftige Information.“
Auch im Alltag macht sich die Impfkampagne in Israel inzwischen bemerkbar. Der R-Wert, der ausdrückt, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt, ist auf 0,86 gefallen – den niedrigsten Stand seit Monaten. Auch die Infektionsrate sinkt: Lag sie Mitte Januar trotz Ausgangssperren noch bei 10 000 pro Tag, sank sie zuletzt auf 2500. In der Altersgruppe ab 60, in der die Impfrate bei 90 Prozent liegt, fällt zudem die Zahl der Krankenauseinlieferungen: Erstmals müssen mehr jüngere Menschen wegen einer Coronainfektion ins Krankenhaus als ältere.
Faktoren wie der Lockdown, der bis Anfang Februar galt, könnten den Rückgang in der oberen Altersklasse nicht erklären, meint Eran Segal, der am Weizmann-Institut zu Genetik und Künstlicher Intelligenz forscht – und sich zuletzt mit seinen Analysen von Covid-19-Statistiken einen Namen gemacht hat.
Die britische Virusvariante breitet sich in Israel schnell aus
Von der ersehnten Herdenimmunität ist jedoch auch Israel noch weit entfernt. Die Mehrheit der Israelis ist noch nicht immunisiert, und zuletzt verlor die Impfkampagne an Fahrt, unter anderem wegen Verschwörungstheorien über den Impfstoff in sozialen Netzwerken.
Unter jüngeren Israelis steigt die Zahl der schweren Krankheitsverläufe seit Mitte Januar sogar, unter anderem wegen der britischen Variante des Virus, die sich in Israel schnell ausbreitet. Manche Experten fürchten, dass die Öffnung von Schulen, Geschäften und Fitnessstudios, die die Regierung für die nächsten Wochen plant, die Lage erneut verschlechtern könnte. „Wir müssen nun die junge Altersklasse in den Blick nehmen“, warnt der Epidemiologe Ran Balicer auf Twitter. „Geht impfen!“