Sie wenden in Tübingen ein Verfahren an, das sich Transkranielle Magnetstimulation nennt, kurz TMS. Was passiert da?
Die Stimulation hat einen sehr gezielten Einfluss auf die Aktivität der Hirnareale. Die Nervenzellen in der Hirnrinde werden durch die Impulse schonend beeinflusst. Dadurch kommt die Aktivität der Hirnbereiche wieder in die Balance.
Bislang wird eine solche Behandlung aber standardmäßig nicht von der Krankenkasse bezahlt.
Wir führen gerade eine große, kontrollierte, klinische Studie zu einer weiterentwickelten Form der TMS mit 236 Patienten durch. Die Teilnehmer bekommen sechs Wochen lang täglich eine Stimulation. An der Studie sind, neben Tübingen, sechs weitere Unikliniken beteiligt. Sie soll dazu führen, dass die Methode in die Leitlinien aufgenommen und dann als Kassenleistung anerkannt wird.
Lassen sich die beeinträchtigten Hirnareale auch anders stimulieren?
Im Grunde geht es darum, dass die Patienten wieder die Kontrolle über negative Informationen haben, dass sie aufhören zu grübeln. Zu einem gewissen Grad lässt sich das auch über kognitive Trainings erreichen. Wir haben dafür eine App entwickelt, mit der die Betroffenen die kognitive Kontrolle spielerisch trainieren können. In einer aktuellen Studie haben wir herausgefunden, dass das die depressive Symptomatik reduzieren kann. Inwieweit dieser Ansatz für die Routinebehandlung geeignet ist, untersuchen wir gerade.