Selbst wenn Anschuldigungen aus dem Oprah-Interview nur wiederholt oder weiter ausgeführt würden, bedeute dies, dass das Paar sie gut eineinhalb Jahre nach der Ausstrahlung aufrechterhalte und dem Palast vorwerfe, keine oder kaum Fortschritte gemacht zu haben, merkt Prescott an. Dass das Königshaus erst vor wenigen Tagen mit einem weiteren Rassismus-Skandal kämpfte, weil eine bisherige Hofdame unangemessene Kommentare machte, verschärft die Lage.
Zur spannendsten Frage dürfte sich in diesen Tagen entwickeln, ob der Palast auf die Netflix-Doku reagieren wird. "Das ist die erste große Herausforderung für den König als Kopf der Institution", sagte eine royale Insiderquelle der Zeitung "Telegraph" mit Blick auf Harrys Vater Charles III. "Seine Reaktion wird viel darüber verraten, wie seine Regentschaft funktionieren wird. Wird er modern sein und antworten oder am Mantra "Nicht beschweren, nichts erklären" festhalten?" Auch auf Harry und Meghan und ihre künftige Beziehung zur Familie werde das Einfluss haben.
"Harry, do you really hate your family so much?"
Der britische Boulevard, der von dem Paar ebenfalls erneut hart in die Mangel genommen wird, hat sein Urteil bereits gefällt. "Harry, hasst du deine Familie wirklich so sehr?" (Original: "Harry, do you really hate your family so much?"), titelte der "Daily Express" schon, nachdem der erste Trailer für die Doku erschienen war. Die einflussreichen Blätter "Daily Mail" und "Sun" werteten diesen gar als "Kriegserklärung".
Noch vor wenigen Monaten - kurz nach dem Tod von Queen Elizabeth II. - zierte das Paar zusammen mit Harrys älterem Bruder Prinz William und dessen Frau Prinzessin Kate die Titel, wie sie sich zu viert in Windsor Blumen und Trauerbriefe anschauten. Kommentatoren werteten den gemeinsamen Auftritt als Zeichen vorsichtiger Annäherung. Doch damit ist nun vorerst Schluss.
Auch Experte Prescott rechnet damit, dass das mittlerweile in Kalifornien lebende Paar kein Blatt vor den Mund nehmen wird - und merkt kritisch an: "Die Frage, die noch nicht beantwortet wurde, ist: Was wollen sie damit erreichen?"
Fürs Erste bleibt die Vermarktung ihres Schicksals ein gutes Geschäft: Mit Netflix und Spotify unterzeichneten Harry und Meghan Ende 2020 millionenschwere Verträge. Auf die Netflix-Produktion, deren erste Folgen am Donnerstagmorgen (9.01 Uhr MEZ) erscheinen, folgt schon im Januar Harrys Autobiografie. Der Titel "Reserve" (Original: "Spare") deutet die Stoßrichtung bereits an.