So kommentierte er beispielsweise den Auftritt der finnischen Hardrocker Lordi, die 2006 auch den ESC-Sieg holten, mit folgenden Worten: "Heute ist Samstag, Fernsehtag, liebe Eltern, kleinere Kinder und zart besaitete Seelen sollten in den nächsten drei Minuten vielleicht besser die Augen zumachen oder den Raum verlassen, denn hier kommen Lordi, die Horror-Schocker aus Lappland." Und nach dem Auftritt sagte Urban schließlich: "Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen, eure Eltern könnten sich erschrecken."
Eigene Entscheidung aufzuhören
Er selbst bezeichnet seine Kommentare so: "Informativ, sachlich, aber auch manchmal emotional und auf jeden Fall eine Menge laute oder leise Ironie." Mit Diskussionen oder gar Begründungen, warum Deutschland einen schlechten Platz beim ESC belegt hat, hielt er sich dabei stets zurück. "Ich bin nicht derjenige, der hier irgendwelche Dinge beurteilen soll, sondern ich soll das kommentieren. Und ich kann nicht für alles Erklärungen finden", sagte er dpa.
Die Entscheidung für einen Schlussstrich sei von ihm selbst gekommen. "Das sollen jetzt mal andere machen." Wer ihm nachfolgt, will der Norddeutsche Rundfunk noch "zu gegebener Zeit bekanntgeben".
Laut NDR-Programmdirektor Frank Beckmann kennt Urban den ESC wie kaum ein anderer. "Seine Kommentare über die Beiträge sind aufschlussreich, kenntnisreich, trocken, auf den Punkt – und Kult." Ihm gelinge, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, aber auch wohlwollend und respektvoll zu kommentieren. "Seine Begleitung über eine ganze Generation hinweg hat den ESC geprägt. Wir werden ihn vermissen!"
Am 13. Mai in Liverpool
In diesem Jahr aber will Urban noch einmal den ESC genießen. "Ich will noch mal live dabei sein. Die letzten beiden Jahre habe ich ja hier in Hamburg gemacht und das ist kein Ersatz gewesen", sagte Urban der dpa weiter. Er habe vor allem die Harmonie und die tolle Atmosphäre des verbindenden Events zu schätzen gelernt. Der ESC sei einfach ein Gesamtereignis. "Das gibt es in der Welt nicht zweimal. Man muss ja nicht die Musik mögen, jeden Song mögen. Da gibt es witzige oder dramatische, bombastische Inszenierungen. Es gibt jedenfalls was zu sehen und das wollte ich den Leuten nahebringen."
Der ESC gilt als größtes Fernsehmusikereignis der Welt, jedes Jahr schalten in mehr als 40 Ländern rund 200 Millionen Menschen ein. Die 67. Ausgabe wird am 13. Mai in Liverpool ausgetragen. Das Erste der ARD wird live übertragen. Für Deutschland tritt die Hamburger Rock-Band Lord Of The Lost an mit dem Lied "Blood & Glitter".
Der ESC könne "auch in politisch schwierigen Zeiten immer noch ein wunderbares Beispiel für internationale Verständigung sein, bei Künstlern, Funktionären, Fans und exemplarisch auch unter meinen Kollegen, den Kommentatoren", ließ sich Urban am Mittwoch vom NDR zitieren. "Das harmonische Miteinander ist kein Klischee, der ESC steht für Offenheit, Toleranz, Verständnis und gegenseitigen Respekt."
Er sei übrigens nicht der dienstälteste ESC-Kommentator, betonte Urban. "Diese Krone gebührt dem Schweizer Jean-Marc Richard, der seit 1991 für das französischsprachige Radio und TV kommentiert."