Naturschutz Die Freitagsbratwurst lässt den „Vegetarier“ kalt

Der Nager in seinem „Zwischenquartier“. Foto: /Polizei

Ein Biber macht am frühen Freitag einen „Ausflug“ in den Sonneberger Stadtteil Oberlind und schafft es sogar in den hiesigen Polizeibericht. Fast unter die Räder gekommen und etwas erschöpft wird er wieder an die heimische „Burg“ gebracht.

 
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Oberlind - „In Oberlind läuft am Schweinemarkt ein Biber rum“, war am Freitagmorgen als Statusmeldung auf der Facebook-Seite „Sonneberger Neuigkeiten“ zu lesen. Neben putzigen Bildern diverser Nager und den Hinweis auf das Popidol Justin Bieber – mit zusätzlichem e – schaffte es der Nager auch in den hiesigen Polizeibericht.

„Der ist hier herumgelaufen“, sagt Thomas Dehler, an dessen Bratwursthüttla in der Oberlinder City sich das herumgedrückt habe. Seine Angestellte habe ihn zuerst gesehen und gesagt, dass sie das Tier am breiten Schwanz erkannt habe. Nun haben es Biber mit Bratwürsten nicht so und der freitägliche Duft vom Rost dürfte den „Vegetarier“, der es mehr mit der Rinde von Bäumen hat, kalt gelassen haben. Indessen huschte das Tier nun auf der Hauptstraße zwischen Grundschule und gegenerliegender Hauseinfahrt entlang und drohte nun unter die Räder zu geraten.

Die Oberlinder hatten deshalb bereits gegen 5.30 Uhr die Polizei gerufen und einen „freilaufenden Biber“ gemeldet, wie dem Polizeibericht zu entnehmen ist. Das Tier wäre beinahe überfahren worden, bestätigten die Beamten. Da Biber unter Naturschutz stehen, hätten die Beamten sowie Mitarbeiter des Sonneberger Bauhofes alles unternommen, um ihn in Sicherheit zu bringen. Auf Höhe des Schweinemarktes konnte der Nager eingefangen und via Transportbox in die Sonneberger Tierauffangstation gebracht werden.

Jessica Winkler kümmerte sich nun um das Tier. Die Artenschutzbeauftragte im Landratsamt hatte die Vermutung, dass er sonst in einem Altarm der Steinach unterhalb Hönbachs zu Hause ist. Dort durfte das etwa 20 Kilo schwere Tier am Freitagvormittag wieder ins Wasser schlüpfen und verschwand auch gleich in die Röhre eines Biberbaues. Winkler vermutet daher, dass er dort auch daheim ist, denn er habe zielgerichtet den richtigen Weg eingeschlagen. Damit hatte der „Ausflug“ des Tieres, ob Männchen oder Weibchen ist äußerlich schwer zu unterscheiden, sein glückliches Ende genommen. Der Biber sei wohlauf und war nur etwas erschöpft von seiner Oberlind-Sightseeing-Tour.

Eine Biberkolonie direkt an der Steinach ist nach Auskunft der Fachleute eher wenig zu vermuten. „An einigen Nebenbächen der Steinach bei Heubisch gibt es aber schon länger Biber“, weiß Winkler. Das Tier könnte sich von dort her verirrt haben. Da wandere der Biber auch schon einmal über zehn Kilometer – und taucht dann vor dem Oberlinder Bratwurststand auf.

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