Naturerbe Pleß Mit Genuss und Respekt durch den Wald

Schützenswerte Landschaft naturverträglich genießen – dazu lädt die DBU-Naturerbefläche Salzunger Vorderrhön auf ausgewiesenen Wegen ein. Foto: Klaus Hahner / Bundesforst

„Natur braucht Ruhe“ – mahnt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und bitte um Rücksicht bei Besuchen im Wald. Es geht speziell um Waldfläche auf dem Pleß.

 
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Breitungen/Bad Salzungen - Wälder, Wiesen und auch die DBU-Naturerbefläche „Salzunger Vorderrhön“ auf und um den Pleß erleben in Zeiten der Pandemie einen ungewohnten Besucherandrang – auch wegen ihrer Nähe zu Bad Salzungen und Breitungen. „Wir können gut verstehen, dass die Besucherinnen und Besucher der Fläche die einmalige Natur der Salzunger Vorderrhön erleben möchten – besonders in diesen Zeiten. Doch das birgt auch Gefahren für die sensible Tier- und Pflanzenwelt. Daher bitten wir alle Besucher mitzuhelfen, ihre heimische Natur zu schützen“, sagt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Die rund 1400 Hektar große DBU-Naturerbefläche ist als Teil des Nationalen Naturerbes dem Naturschutz gewidmet. Zudem ist die Fläche Teil des Natura 2000-Gebietes „Pleß - Stoffelskuppe - Bernshäuser Kutte“ und auch die Kernzone des Biosphärenreservates Rhön umfasst einzelne Gebiete der Naturerbefläche. Das habe gute Gründe, teilt die Bundesstiftung mit: Gefährdete und störempfindliche Tierarten wie Wildkatze, Schwarzstorch oder Milan und auch seltene Pflanzen wie Knabenkraut oder Calluna-Heide finden hier einen immer seltener werdenden Lebensraum.

Die zunehmende Unruhe gefährdet Tier- und Pflanzenarten in diesem Gebiet – insbesondere durch Flächenbesucher, die abseits der freigegebenen Wege spazieren oder mountainbiken. Das wird etwa für die Vogelwelt ein Problem: „Bei stetigen Störungen durch Menschen und frei laufende Hunde können die sensiblen Vogelarten ihre Gelege aufgeben und die Eier kühlen aus. Auf diese Weise wurde in diesem Jahr ein Horst des Milans verlassen. Auch der Schwarzstorch brütet nicht mehr regelmäßig in diesen Wäldern“, sagt Revierförster Klaus Hahner vom Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgebirge. Im Auftrag der DBU Naturerbe betreut er zusammen mit Revierförster Reiner Künstler die Fläche vor Ort.

Außerdem führe intensives Mountainbiking abseits der befestigten Wege vor allem in den Hangbereichen zu Erosion: Der freigelegte Boden wird in den Fahrtrinnen von Wind und Regen abgetragen. Das erschwert es jungen Bäumen, auf dem Boden zu keimen. Doch das wäre in den durch Dürre und Schädlinge geschwächten Wäldern dringend nötig, erklärt Hahner.

Ob bei der Waldarbeit oder durch Hinweise von Spaziergängern – immer wieder entdecken Mitarbeitende der Bundesforstbetriebe als Dienstleister im DBU Naturerbe wilde Müllkippen und müssen diese teils mit erheblichem Aufwand entsorgen: Sperrmüll, Plastiktüten, achtlos weggeworfene Taschentücher, zurückgelassene Alu-Grillschalen, belasteter Bauschutt und Grünabfälle landen im Wald statt in der Tonne und auf dem Wertstoffhof. Allein im vergangenen Monat mussten laut DBU an drei Stellen der Salzunger Vorderrhön größere Haufen Bauschutt und Hausmüll von den Abfallbehörden der Landkreise entsorgt werden.

„Wer meint, Müll in der Natur ist in Deutschland kein Thema, der irrt gewaltig“, betont Belting. Auf den 71 DBU-Naturerbeflächen mit rund 70 000 Hektar sei Abfall in der Landschaft gerade auch zurzeit ein großes Ärgernis. Dabei sind Grünabfälle keineswegs so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint. „Pflanzliche Abfälle in Naturschutzgebieten können diese überdüngen und noch dazu Samen von Pflanzen eintragen, die in den DBU-Naturerbeflächen überhaupt gar nichts zu suchen haben, da sie natürlicherweise dort nicht vorkommen“, sagt Belting.

Hinzu kommt: Über manchmal sogar belasteten Bauschutt können Gifte ins Grundwasser eindringen. Außerdem wird Plastikmüll nicht vollständig abgebaut und stellt über Jahrzehnte eine Gefahr für Tiere und Kleinstlebewesen dar, wenn sie ihn aufnehmen oder sich darin verheddern. „Auch Zigarettenkippen haben in der Landschaft nichts zu suchen – zumal sie bei den von Trockenheit geschädigten Bäumen schnell zu Brandsatz werden könnten“, betont die Fachliche Leiterin. Auch heiß gelaufene Autos sollten nur auf ausgewiesenen und dafür vorbereiteten Parkplätzen abgestellt werden, aber nicht auf trockenem Gras, da auch dies ein Feuer entfachen könnte.

Die geringen Niederschläge der vergangenen drei Jahre haben auf dem Grünland und im Wald ihre Spuren hinterlassen. Vor allem trockene Fichten sterben ab, Schädlinge wie der Borkenkäfer haben ein leichtes Spiel. Für Revierleiter Hahner bedeuten die angeschlagenen, teils abgestorbenen Bäume immens viel Arbeit. „Wir kommen unserer Verkehrssicherungspflicht stetig nach, wenn etwa Stämme Wanderwege versperren oder trockene Äste die Sicherheit an Straßen gefährden. Das nimmt jedoch viel mehr Zeit in Anspruch als vor der Dürreperiode“, so der Revierleiter. Von den Spaziergängern sei daher etwas Geduld gefordert.

Belting: „Wir laden alle ein, die Landschaft hier von den freigegebenen Wegen aus zu erkunden und mit angeleinten Hunden die Ruhe zu genießen, aber bitten darum, den Müll wieder mitzunehmen und nicht unachtsam einen Waldbrand zu riskieren.“

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