Nagelsmanns Erkenntnisse
Jedes Mäkeln an dem Auftritt seiner Elf wollte sich Nagelsmann verbitten. Den Doppelpack gegen Italien müsse man in der Retrospektive schlicht als Erfolg bewerten - und zwar auch und gerade wegen der unangenehmen Aspekte.
"Man versucht, aus negativen Dingen etwas Positives herauszuziehen. Für unsere Entwicklung ist es besser, als wenn wir 4:0 gewonnen hätten. Ich glaube, dass es wertvoll ist, dass man Erkenntnisse daraus zieht", sagte Nagelsmann zur verspielten Drei-Tore-Führung. Die historische Blaupause: Das 4:4 gegen Schweden nach 4:0-Führung vor gut zwölf Jahren in der WM-Qualifikation für 2014. In Brasilien wurde dann danach der Titel geholt.
Nagelsmanns Sommer-Perspektive
Auf eine erneute Kraftprobe mit den Spaniern im Nations-League-Finale - ein Jahr nach dem bitteren 1:2 nach Verlängerung im EM-Viertelfinale - wollte der Bundestrainer noch gar nicht detailliert eingehen. "Revanche für die EM finde ich ein bisschen zu hoch gegriffen. Der EM-Titel ist höher anzusiedeln als die Nations League", sagte der 37-Jährige. Letztlich stehe in dem Wettbewerb eben doch die Entwicklung Richtung WM 2026 im Vordergrund.
"Wir freuen uns über einen Titelgewinn. Es geht aber nicht schlicht um die Trophäe. Es geht um die Entwicklung von einem Selbstverständnis, vom Vertrauen, auch ein Turnier gewinnen zu können, auch große Nationen zu schlagen. Aber ich glaube, dass wir auch heute eine große Fußball-Nation geschlagen haben. Das tut uns gut auf Sicht", sagte Nagelsmann.
Nagelsmanns Wochen-Gewinner
Viel wurde vor dem Italien-Doppelpack über die schlechte Personalsituation gesprochen. Nach den Partien hat Nagelsmann fast ein halbes Dutzend große Gewinner. Torwart Oliver Baumann hat seine Berufung zur Nummer 1 gerechtfertigt - trotz vier Gegentoren. Kimmich trat als echter Kapitän auf, war an allen fünf Toren gegen Italien beteiligt. Sein Münchner Club-Kollege Leon Goretzka ist im Mittelfeld nicht nur zurück, sondern ein Fixpunkt.
In der Abwehr hat sich Dortmunds Nico Schlotterbeck mit Robustheit und Konstanz in den Vordergrund gespielt. Und ganz vorne ist Tim Kleindienst ein neuer Torgarant mit nun vier Treffern in sechs Länderspielen. Personalsorgen gibt es nicht mehr. Und im Sommer kommen ja sogar noch Topspieler wie Kai Havertz und Florian Wirtz zurück.