Ja, quälende. Die kamen aber auch erst später und in Schüben. Wieso bin ich verschont geblieben, so viele andere aber nicht? Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Es hat sich absurd angefühlt. Wären wir nur fünf Minuten früher losgefahren, hätte es anders ausgesehen. Ein Zufall hat somit über unser Leben entschieden.
Wie schafft man es nach so einem Albtraum wieder in den Alltag?
Nach meiner Rückkehr war ich völlig überfordert, habe mich gefragt, was ich hier überhaupt mache. Recht schnell haben wir damals die Tsunami-Direkthilfe gegründet und mehr als 300.000 Euro für die Menschen vor Ort gesammelt. Mit dem Geld wurde unter anderem eine Schule wieder aufgebaut und eine Werft in Sri Lanka gebaut. Zu helfen war und ist mir wichtig - und es hat auch mir selbst geholfen.
Haben Sie heute noch Kontakte nach Thailand?
Ich hatte zunächst große Scheu, in die Region zurückzukehren. Als 2008 die erste Reise mit der Kindernothilfe anstand, kostete es mich zunächst große Überwindung, dorthin zu fahren. Mittlerweile bin immer wieder in Südasien und Südostasien gewesen. Im Januar 2025 werde ich mit der Kindernothilfe zwei Projekte in Sri Lanka besuchen. Ein Zentrum für traumatisierte Kinder und eine Selbsthilfegruppe für Frauen, um ökonomisch und politisch in die Ermächtigung zu kommen.
Hat Sie dieses Horror-Erlebnis verändert? Verschieben sich vielleicht auch die Prioritäten?
Der Tsunami hat mein Leben schon maßgeblich mitgeprägt. Rückblickend denke ich heute: Es ist das eine, was einem geschieht - und dann ist es das Entscheidende, was man damit macht.
Ist Positives geblieben?
Sehr viel Positives. Zum einen die Kontakte zu Hilfsprojekten in der Region. Mein Engagement für die Kindernothilfe. Und zum anderen eine innige Freundschaft zu einem deutschen Paar, das ich damals in Thailand kennengelernt habe.