„Findet man die großen Larven im Komposthaufen, ist das durchaus Grund zur Freude, denn sie tragen zur besseren Verrottung bei“, schreibt der Naturschutzbund (Nabu) Deutschland in seinen Informationen. Um die Gartenpflanzen muss man sich hingegen keine Sorgen machen, lebende Pflanzen werden von den Tieren nicht gefressen. Bei Versuchen war es möglich, Nashornkäferlarven bei ausschließlicher Gabe von Filterpapier über Wochen am Leben zu halten. Die Tiere müssen also in der Lage sein, die Zellulosefasern tatsächlich zu verdauen.
Als Larven häuten sie sich mehrmals. Am Ende verpuppen sie sich in einem hühnereigroßen Kokon aus Holzmehl, Zellulosephasern und Erde. Im nachfolgenden Frühjahr schlüpfen die erwachsenen Käfer aus dem Kokon. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und leben einzelgängerisch. Daher ist es leichter, die Larven zu entdecken als die erwachsenen Käfer.
Käfer lösen bei vielen Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen aus. Die einen denken an die niedlichen kleinen Marienkäfer oder das faszinierende Glühwürmchen, andere halten nicht viel von krabbelnden Tieren. Und wenn die Insekten eine gewisse Körpergröße erreichen, werden sie manchen regelrecht unheimlich. Beim Nashornkäfer besteht diese Gefahr. Er kann bis zu vier Zentimeter groß werden, das ist in der heimischen Käferwelt schon eine Seltenheit.
Das Männchen ist schwarz bis dunkelbraun gefärbt und hat ein imposantes Horn, dadurch sind die Männchen unverwechselbar. Die Weibchen sind bräunlich und weniger dunkel gefärbt, sie haben nur ein winziges Horn oder einen kleinen Höcker.
Beim Sex schlägt Köpfchen rohe Gewalt
Das Horn der Männchen soll die Weibchen beeindrucken, wird aber auch eingesetzt, wenn Männchen gegeneinander um die Gunst der Damen kämpfen. Wie bei verwandten Arten ist davon auszugehen, dass manche kleine Männchen hornlos bleiben, um sich gegenüber überlegenen Männchen als Weibchen zu „tarnen“. Sie können sich dadurch unbemerkt in die Nähe der Weibchen schmuggeln und sparen sich die Rauferei mit den Großhörnern. Köpfchen und Technik schlagen auch in diesem Fall rohe Gewalt.
Die erwachsenen Nashornkäfer erscheinen ab Mai und leben etwa bis August. Was sie fressen, ist weitgehend unerforscht. Wenn sie in ihrem kurzen Leben überhaupt Nahrung aufnehmen, ernähren sie sich vermutlich von Baumsäften. Der ursprüngliche Lebensraum sind alte Laubwälder mit einem hohen Totholzanteil, denn die Larven leben in morschem, weißfaulem Holz, im sogenannten Mulm abgestorbener Bäume. Viele darauf spezialisierte Käfer sind als Urwaldreliktarten vom Aussterben bedroht, da alte Laubwälder mit abgestorbenen Bäumen ein selten gewordener Lebensraum sind. Dem Nashornkäfer ist es jedoch gelungen, zum Kulturfolger des Menschen zu werden: Er fühlt sich in den Gartenabfällen pudelwohl.
Trotz ihrer Hilfstätigkeit im Garten leben die Larven gefährlich: Denn sie zählen zur Familie der Blatthornkäfer. Zu denen zählen auch Tiere, die Schäden an Pflanzen verursachen können: Waldmaikäfer, Junikäfer und Gartenlaubkäfer. Bei oberflächlicher Betrachtung geraten die Resteverwerter mit dem Horn schnell in falschen Verdacht – der leicht tödlich enden kann. „Engerlinge im Komposthaufen gehören in der Regel zu nützlichen und geschützten Käferarten und sollten geschont werden“, so Nabu-Experte Hartmut Mai: „Mit den ähnlich aussehenden Engerlingen des Waldmaikäfers und dessen Massenauftreten haben sie nichts zu tun.“
Der Riesenkäfer ist beispielsweise in Berlin und Brandenburg verbreitet. Es gibt aber auch aus den westlichen Bundesländern Hinweise auf Funde im Kompost von Gärten. Vermutlich ist es ähnlich wie beim Maikäfer: In manchen Regionen gilt er als verschwunden, in anderen tritt er regelmäßig auf, und mancherorts wird er sogar zur Plage. „Letzteres ist beim Nashornkäfer noch nicht beobachtet worden“, berichtet der Industrieverband Agrar.
Der Nashornkäfer ist eine besonders geschützte Tierart. Es ist es danach verboten, „sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen“. Es ist außerdem verboten, sie zu verkaufen oder in Besitz zu nehmen.
Fleißige Einwanderer aus dem Mittelmeerraum
Ursprünglich stammen die Nashornkäfer aus dem Mittelmeerraum. Dort leben sie in Eichenwäldern. Sie sind im Mittelalter mit der Eichenrinde, auch Eichen- lohe genannt, die zum Gerben verwendet wurde, nach Deutschland gelangt. In den großen Haufen verrotteter Eichenlohe entwickelten sich die Larven über das Puppenstadium zu Käfern. Diese legten dann Eier, aus denen wieder Käfer wurden. Sorgen um die Pflanzen im Garten braucht man sich nicht zu machen: Die Larven fressen keine lebenden Wurzeln, sondern ernähren sich von totem Pflanzenmaterial. Es wird sogar empfohlen, den Käfer in Komposthaufen für eine bessere Rotte zu fördern oder ihn dort gezielt anzusiedeln. Man kann übrigens keine Larven kaufen, um die Bodenqualität zu verbessern, da die Tiere unter Schutz stehen.
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