Welche Zutaten stecken in einem Nahrungsergänzungsmittel, wie viel der angepriesenen Vitamine sind drin, wer sollte das Produkt besser nicht nehmen? Verbraucherschützerin Clausen ist skeptisch, dass man diese eigentlich vorgeschriebenen Informationen in den kurzen Clips auf Tiktok oder anderen Social-Media-Plattformen bekommt. Die Erfahrungen zeigten schon jetzt, dass Werbeaussagen in den sozialen Medien häufig irreführend seien und gegen geltendes Recht verstießen, sagt sie.
In einer Studie haben Pharmakologen der Medizinischen Hochschule Hannover rund 100 Nahrungsergänzungsmittel analysiert, die Influencer zwischen 2021 und 2023 auf Instagram beworben hatten. Etwa zwei Drittel überschritten die empfohlenen Tageshöchstmengen, ohne dass die Influencer auf die negativen Folgen einer Überdosierung hingewiesen hätten, schreiben die Autoren. Auch Kontraindikationen oder unerwünschte Wirkungen hätten Influencer nur unzureichend angesprochen.
Welche Risiken gibt es?
Dabei können die Folgen alles andere als harmlos sein. Beispiel Vitamin D, wo BfR-Experte Lohmann einen Hype beobachtet. "Da gibt es auch Überdosierungen, zum Teil um das 60-fache über der empfohlenen Tageshöchstmenge." Dadurch könne es zu einer erhöhten Kalziumkonzentration im Blut und schließlich zu einer Niereninsuffizienz kommen.
Kalziumhaltige Nahrungsergänzungsmittel wiederum könnten die Wirkung von Antibiotika verringern, Biotin verfälsche bei Labortests etwa die Schilddrüsenwerte und Herzkreislaufmarker, die auf einen Herzinfarkt hindeuten könnten. "Auch das ist in der Regel nicht bekannt", sagt Lohmann. Fachleute empfehlen deshalb, Nahrungsergänzungsmittel nicht einfach auf Verdacht zu schlucken, sondern erst Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt zu halten.