Israels Bodentruppen sollen innerhalb von 60 Tagen schrittweise aus dem Libanon abziehen. Derzeit ist die Armee aber nach eigenen Angaben weiterhin im Süden des Nachbarlandes im Einsatz, um Verstöße gegen die Waffenruhe-Vereinbarung zu ahnden beziehungsweise zu verhindern. Am Freitag zerstörte Israel nach eigenen Angaben einen Raketenwerfer im Südlibanon. Die intensiven gegenseitigen Angriffe zwischen der Hisbollah und Israel haben aber seit Beginn der Feuerpause am Mittwochmorgen aufgehört.
Israel verbietet Libanesen vorerst Rückkehr in den Süden
Israels Armee verbot den Einwohnern von mehr als 60 Orten im Südlibanon bis auf weiteres die Rückkehr. Die Menschen sollten nicht zum Ziel werden, teilte ein israelischer Militärsprecher auf Arabisch mit. Eine am Donnerstag von Israel verhängte Ausgangssperre für die Zeit von 17.00 Uhr (16.00 Uhr MEZ) bis 07.00 Uhr (06.00 Uhr MEZ) wurde verlängert. In dieser Zeit sei es untersagt, sich vom Litani-Fluss aus in weiter südlich gelegene Gebiete zu begeben, teilte ein Sprecher der israelischen Armee auf der Plattform X mit.
Nach Beginn des Gaza-Kriegs beschoss die Hisbollah Israel nach eigenen Angaben zur Unterstützung der mit ihr verbündeten Hamas. Nach israelischen Militärangaben feuerten die Hisbollah-Islamisten seit Kriegsbeginn mehr als 17.000 Raketen auf den jüdischen Staat ab.
Israel fürchtet Waffenschmuggel aus Syrien in den Libanon
Immer stärker in den Fokus Israels rückt derweil der Bürgerkrieg in Syrien. Da die syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad durch den Vormarsch der Rebellen im Nordwesten des Landes überraschend in die Defensive gerät, befürchtet Israel ein verstärktes Engagement des Erzfeindes Iran in der Region.
Netanjahu wollte einem Bericht der "Jerusalem Post" zufolge am Freitagabend ein Treffen mit Geheimdiensten abhalten, um auch über die regionalen Auswirkungen der Lage in Syrien zu beraten. Ein Szenario könnte demnach sein, dass der Iran versucht, der syrischen Armee Waffen zu verschaffen, die dann in den Libanon zur Hisbollah gelangen könnten. Vergangene Woche hatte die israelische Armee erklärt, aggressiv gegen jeden Versuch des Waffenschmuggels in den Libanon vorzugehen.
Eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte in dieser Woche bei einer Offensive im Nordwesten Syriens überraschend große Gebietsgewinne erzielt. Die Regierungstruppen und ihre Verbündeten gerieten im Umland der Städte Idlib und Aleppo unter Druck. Mittlerweile sollen die Rebellen laut Aktivisten große Teile der Millionenstadt Aleppo kontrollieren, die schon in den ersten Jahren des 2011 ausgebrochenen syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft war und großflächig zerstört wurde. Berichten zufolge zieht die Regierung Truppen im Osten der Stadt für einen Gegenschlag zusammen.