Rückzug von Hisbollah-Miliz und israelischer Armee
Nach der Einstellung der Kämpfe zwischen israelischer Armee und der Hisbollah soll sich die Iran-treue Miliz den zunächst unbestätigten Berichten zufolge hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der faktischen israelisch-libanesischen Grenze zurückziehen. Danach sollten sich Israels Bodentruppen binnen 60 Tagen aus dem Libanon zurückziehen.
Um eine Rückkehr von Hisbollah-Kämpfern zu verhindern, sollen Soldaten der libanesischen Armee, die am Krieg eigentlich nicht beteiligt sind, parallel zum israelischen Abzug im Grenzgebiet stationiert werden, berichtete der US-Regierungsvertreter. Überwachen soll die Vereinbarung laut Medienberichten eine Staatengruppe unter Führung der USA zusammen mit Frankreich, dem Libanon, Israel und der UN-Friedenstruppe Unifil, die seit Jahren im Libanon stationiert ist. Die Überwachungskommission solle außerdem dafür sorgen, dass sich die Miliz nicht neu bewaffnet. In einem späteren Schritt sollten Israel und der Libanon dann auch über strittige Grenzfragen verhandeln.
UN-Resolution von 2006 als Blaupause
Die Übereinkunft entspricht den vorliegenden Berichten zufolge weitgehend der UN-Resolution 1701, mit der nach dem vergangenen Krieg 2006 vergeblich versucht worden war, ein dauerhaftes Ende der Gewalt zu erreichen. US-Vermittler Amos Hochstein bezeichnete die neue Einigung deshalb auch als "1701 Plus".
Ein wichtiger Punkt der Einigung dreht sich um das Arsenal der Hisbollah, die laut Experten vor Kriegsbeginn zu den stärksten paramilitärischen Gruppen der Welt zählte. Die Regierung des Libanon - derzeit nur geschäftsführend im Amt - soll dafür alle Waffenverkäufe an das Land sowie deren Herstellung so überwachen, dass sie die Hisbollah oder andere bewaffnete Gruppen nicht erreichen. Es gilt jedoch als zweifelhaft, ob der relativ schwache libanesische Staat dazu fähig sein wird. Ähnliche Bedenken gibt es, ob die geplante Stationierung von insgesamt 10.000 Soldaten der nicht sehr schlagkräftigen libanesischen Armee - 5.000 sind bereits im Süden - dabei helfen kann, den Konflikt zu beruhigen.
Hisbollah macht Beschuss nicht mehr von Gaza abhängig
Die Hisbollah beschoss Israel bislang nach eigenen Angaben zur Unterstützung der islamistischen Hamas, die mit dem Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 auf Israel den Gaza-Krieg ausgelöst hatte. Nach israelischen Militärangaben feuerte die Miliz seit Kriegsbeginn mehr als 17.000 Raketen auf Israel ab. Ursprünglich wollte sie diesen Beschuss nach eigenen Angaben erst beenden, wenn eine Waffenruhe im Gazastreifen erreicht ist. Auf diese Bedingung verzichtet sie nun offenbar.
Auf der libanesischen Seite wurden bei Israels Angriffen viele Dörfer und Stadtviertel in Schutt und Asche gelegt. Insgesamt seien etwa 12.000 Ziele im Libanon bombardiert worden, teilte die israelische Armee auf Anfrage mit. Dabei gab es nach libanesischen Angaben, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 3.700 Tote und etwa 15.500 Verletzte. Bei den Angaben wurde nicht zwischen Zivilisten und Bewaffneten unterschieden. Mehr als 800.000 Menschen wurden durch die Kämpfe im Land vertrieben, Hunderttausende flüchteten ins benachbarte Syrien.
In Israel gab es im selben Zeitraum durch Angriffe der Hisbollah 76 Tote, die Mehrheit davon Zivilisten, über 700 Verletzte und große Sachschäden. Israels Raketenabwehr fing aber die meisten Geschosse der proiranischen Miliz ab. Etwa 60.000 Bewohner Nordisraels wurden evakuiert.