Nächster Pendler- und Rückkehrertag startet Um Pendler zu erreichen unbedingt Stellen veröffentlichen

Von Cathrin Nicolai
Oliver Hummel von Thaff, Bürgermeister Heiko Voigt und Marco Kuhnt (von Links), der in der Stadt für die Wirtschaftsförderung zuständig ist, freuen sich auf den nächsten Pendler- und Aktionstag. Foto: /Heinkel

Am 1. November heißt es wieder „Zurück in die Heimat“. Pendler, denen die Fahrerei zu viel wird, oder Leute, die vor Jahren der Arbeit wegen weggezogen sind, können sich dann über attraktive Arbeitsmöglichkeiten in der Region beraten lassen.

 
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Sonneberg - Überall wird nach Fachkräften gerungen, das ist kein Geheimnis und trifft schlichtweg alle Branchen. Aber wie Leute gewinnen? „Mit lukrativen Arbeits- und Ausbildungsangeboten“, ist sich Oliver Hummel von der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung sicher. „Die gibt es auch hier in der Region“, betont er. Manch einer weiß davon nur nichts. Daran möchte die Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (Thaff) etwas ändern.

Unter dem Motto „Arbeiten und Leben in Thüringen“ „kämpfen“ die Mitarbeiter der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung an verschiedenen „Fronten“. Sie machen Fachkräfte auf Thüringen und die guten Beschäftigungs-, Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten sowie Lebensbedingungen aufmerksam und zeigen Berufs- und Karrierewege auf. Sie unterstützen Fachkräfte aus dem In- und Ausland auf ihrem Weg in den Thüringer Arbeitsmarkt, bieten kleinen und mittelständischen Unternehmen des Freistaates Unterstützungsangebote bei der Gewinnung und Bindung qualifizierter Mitarbeiter an, betreuen mit dem Welcome Center ausländische Fachkräfte und an ihnen interessierte Unternehmen und beraten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Neben Messen, Stammtischen oder einem Praxistausch-Dialog mit den Unternehmen organisiert man regelmäßig auch einen Pendler- und Rückkehrertag. Der nächste für Sonneberg startet am kommenden Montag, 1. November, inzwischen zum dritten Mal. „Aber leider auch dieses Jahr nun digital“, bedauern alle Beteiligten fast ein wenig, sind aber zufrieden, dass man überhaupt etwas organisieren kann.

Der Termin, 1. November, ist ganz bewusst gewählt. In Bayern Feiertag haben die Pendler, Zeit, sich von 10 bis 14 Uhr über die Angebote zu informieren. „Und Informationen zu bekommen, was hier in der Region überhaupt alles möglich ist“, erklärt Oliver Hummel und rät, sich am besten so schnell wie möglich einen Beratungstermin zu vereinbaren. Das geht am schnellsten auf der Homepage thaff-thueringen.de/veranstaltungen/pendler-rueckkehrertag-5 .

Wer pendelt, kommt oft erst spät abends nach Hause. „Da fährt man nichts mehr durchs Gewerbegebiet, um zu sehen, ob es dort eine neue Firma gibt und man schaut auch nicht mehr ins Internet auf die Stellenangebote“, erklärt Oliver Hummel. Manch einer hat sich aber schon länger mit der Idee getragen, einen Job vor Ort zu suchen, um sich die lästige Fahrerei zu ersparen. „Genau das kann man alles zum Pendler- und Rückkehrertag ansprechen oder sogar klären“, ergänzt er. Eine große Bitte hat er allerdings an die Unternehmer in der Region. „Melden Sie uns ihre Stellen- und Ausbildungsangebote“. Leider, so bedauert er, machen davon im Moment trotz Aufklärung nicht sehr viele Gebrauch. „Aber wir bekommen die nicht von der Agentur für Arbeit, wie viele vielleicht meinen“, macht er deutlich. Aber nur, die Angebote, die in der Thüringer Stellenbörse sind, kann man auch anbieten. „Bitte also melden“, sagt er noch einmal.

„Wir haben das bereits gemacht“, verkündet Marco Kuhnt, der sich in der Stadtverwaltung um die Wirtschaftsförderung kümmert. Er kann alle, die eventuell meinen, dass es zu schwierig ist, beruhigen. „Das dauert genau 20 Sekunden und ist kostenfrei“, weiß er. Lediglich zwei Kriterien gilt es einzuhalten: Sitz, Betriebsstätte oder Niederlassung muss in Thüringen sein und es dürfen keine Personaldienstleister sein. „Zeitarbeitsfirmen findet man bei uns nicht“, betont Oliver Hummel.

Dass es Interessenten gibt, bewies der allererste Tag 2019. „90 Männer und Frauen konnten wir dazu in der Außenstelle der IHK beraten“, erinnert sich der Referent ganz genau. Manch einer habe gestaunt, was es für Möglichkeiten vor Ort gibt und gerne zugegriffen. Andere hatten ihre Bewerbungsunterlagen dabei und baten die Fachleute, doch mal einen Blick darauf zu werfen, um zu wissen, ob alles passt. Online, wie man den Tag aufgrund von Corona schon im vergangenen Jahr organisiert hat, sind es natürlich nicht so viele. „Aber das ist nicht schlimm“, betont er. Wenn man nur fünf Leut gewinne, habe man etwas erreicht. „Es dürfen aber natürlich sehr gern mehr sein“, sagt er.

Gerade zu Pandemie-Zeiten, so zeigt die Erfahrung, hat das Thema Heimat eine viel größere Bedeutung bekommen. Dank Homeoffice, muss man nicht täglich weit fahren. Vielleicht sollte man doch das Haus der Oma kaufen und wieder zurück kommen? Die Kinder könnten dann in dem Umfeld aufwachsen, in dem man selber groß geworden ist. „Solche Überlegungen hören wir jetzt verstärkt“, freut sich nicht nur Oliver Hummel. Auch Bürgermeister Heiko Voigt weiß davon. „Bessere Luft im ländlichen Raum als in den Ballungsräumen lässt gerade Familien mit Kindern umdenken. Wenn nur die Sache mit der Arbeit nicht wäre. Aber dann stellt man – vielleicht auch gerade in einer Beratung durch die Thaff – fest, dass es in der einstigen Heimat doch attraktive, berufliche Perspektiven gibt. „Das Image, das Thüringen ein Billiglohnland ist, ist Gott sei Dank passe“, fügt er hinzu.

Bürgermeister Heiko Voigt kann da nur zustimmen. Als Stadt biete man zwar auch einige Stellen an, ist aber ansonsten eigentlich dafür zuständig, dass die Voraussetzungen passen, wenn sich ein Betrieb ansiedeln und Arbeitsplätze schaffen möchte. Froh ist nicht nur er, dass es schon viele Jahre gelungen ist, dass es nicht nur Aus- sondern auch Einpendler gibt. „Wir haben sogar mehr Einpendler, was doch für unsere Region spricht“, hebt er stolz hervor. Und daran möchte man anknüpfen und neue Möglichkeiten schaffen. So dürfte das neue Industriegebiet Süd, das man derzeit vorbereite, sicherlich viele neue Firmen anlocken, die wiederum Arbeitsplätze schaffen. „Vielleicht auch für diejenigen interessant, die auspendeln oder sogar weggezogen sind“, meint er und nennt hier unter anderen das Wasserstoff-Projekt. Hierfür braucht man in Zukunft noch einige, hoch qualifizierte Fachkräfte.

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