Aber das ist nicht das einzige Feld, wo dem Verein der Nachwuchs fehlt. Ob Ordner oder Bratwurstbrater: Helfende Hände werden gerne angenommen. Denn momentan, so Ludwig, machen diese Arbeiten „immer ein- und dieselben“.
Noch schmerzhafter ist aber der Mangel auf dem Fußballplatz. Hier wird dem Verein die eigene gute Entwicklung bei den Nachwuchszahlen langsam zum Problem, erklärt Jens Ludwig, der seit 2015 als Nachwuchsleiter im Verein arbeitet und seitdem, wie er sagt, eine Struktur geschaffen habe, damit Dinge nicht einfach mehr nur durch Zufall gut laufen, sondern mit einem durchdachten Plan dahinter.
Das Trainer-Defizit ließ sich damit – wie in anderen Vereinen – aber auch nicht abwenden. Es fehlt an Fußballlehrern, die die kleinsten Kicker anleiten. Mindestens fünf Trainerstellen seien derzeit nicht besetzt. Etwa bei den Bambinis und der F-Jugend der kommenden Saison. Mittlerweile müsse sich ein Trainer teilweise um 20 Kinder gleichzeitig kümmern, weil er gleich zwei Teams coachen muss.
Den Schritt, einfach die Eltern der Kinder als Übungsleiter einzubinden, möchte der Verein jedoch schon seit Längerem nicht mehr gehen – ausgenommen bei den jüngsten Nachwuchsteams. „Davon wollten wir weg“, sagt Jens Ludwig. Ein Grund: Wenn die Kinder sich einmal umorientieren und dem Fußball den Rücken kehren, verschwinden oft auch die Eltern wieder.
Also müssen Freiwillige anderswo gewonnen werden. Das Interesse der erwachsenen SSV-Spieler jedenfalls halte sich in Grenzen, eine Jugendmannschaft zu übernehmen. Spieler wie Sebastian Bohne, Philipp Eckstein oder Paul Brumme seien Ausnahmen. Dabei, führt Ludwig aus, sei die Ausbildung zum Übungsleiter nach gerade einmal zwei Wochenenden erledigt; die Qualifikation zum Teamleiter, die noch etwas mehr Fußballfachwissen vermittelt, in der doppelten Zeit. Die Kosten für alles werden übernommen.
Auch die Theorie des Schiedsrichterhandwerks ist an vier Wochenenden gepaukt. Was dann noch folgt, sind mehrere Übungsspiele, in denen man mit assistiert oder selbst pfeift. Mindestens fünf bis sechs Unparteiische brauche man derzeit zusätzlich. Noch erfülle der Verein die Vorgaben des Thüringer Fußball-Verbandes „gerade so“. Aufgrund der Corona-Pandemie drohe hier aktuell ohnehin kein Ärger, sagt Jens Ludwig. Das könne sich allerdings bereits dann ändern, wenn künftig eine zusätzliche Mannschaft im Nachwuchsbereich gemeldet wird.
Aber ist so viel Sorge um die Zukunft überhaupt notwendig? Jens Ludwig verweist auf die Geburtenstatistik der Stadt Suhl. „Bis 2016 gab es wachsende Zahlen. Ab 2017 nehmen die Geburten rasant ab. Der Knick kommt in ein paar Jahren!“ Das werde alle Vereine vor Riesenprobleme stellen und im schlimmsten Fall deren Zukunft bedrohen.
Deshalb plädiert Jens Ludwig für noch mehr sportliche Zusammenarbeit in der Region. Aktuell spielt der 1. Suhler SV mit elf Nachwuchsmannschaften in einer Spielgemeinschaft (SG) mit Dietzhausen und Mäbendorf, in der C-Jugend besteht eine SG mit dem FSV Goldlauter. Mancher habe vor der Zusammenarbeit mit den Nachbarn ringsum geunkt. Doch die Einwände hätten sich nicht bewahrheitet, meint Ludwig. „Das läuft sehr gut.“ Und: Die Kinder selbst kennen keine Rivalität untereinander. „Suhl/Dietzhausen ist für die nur ein Name. Die Kinder nehmen das als eins wahr.“
Momentan zählt man in den Spielgemeinschaften des SSV zwischen 160 und 180 Kinder und Jugendliche. Um die Zukunft zu sichern, müsse angesichts des Geburtenrückgangs der Kreis aber erweitert werden. Nicht unbedingt als ein großer Nachwuchsverein, der alle Jahre wieder als visionäre Idee auftaucht und genauso schnell wieder in der Versenkung verschwindet. Spielgemeinschaften würden schon reichen – etwa noch mehr mit Goldlauter beziehungsweise auch mit Jugendkraft Albrechts, dem Polizei- und Postsportverein oder der WSG Zella-Mehlis, sagt Jens Ludwig. Alles andere sei Zukunftsmusik.
Aber es scheint, dass in diesen Tagen genau diese Zukunft gestaltet werden müsste.