Nach Aufbrüchen Drastischer Schritt von den Betreibern

Die Automaten sind nach den Aufbrüchen derzeit außer Betrieb. Foto: Foodbox24

Unbekannte haben vergangene Woche zwei Fleischwarenautomaten in Langewiesen aufgebrochen und das komplette Bargeld gestohlen. Um solche Fälle künftig zu verhindern, ziehen die Betreiber eine Konsequenz, die ihnen nicht leichtgefallen ist.

 
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Es dauerte knapp dreieinhalb Minuten, dann waren rund 1800 Euro weg. Was eine Gruppe von drei unbekannten Tätern in der Nacht zum 5. März in Langewiesen angerichtet hat, macht Stefanie Eichhorn auch eine Woche später noch immer sprachlos. Gemeinsam mit ihrem Mann Oliver betreibt sie in der Hauptstraße zwei Fleischwarenautomaten. Rund um die Uhr können sich Kunden hier in Selbstbedienung mit Bratwürsten, aber auch Würzfleisch oder Gulasch eindecken.

Selbst bedient haben sich auch die Unbekannten, allerdings nicht an den Fleischwaren, sondern am Bargeld. Die Täter hebelten den Automaten auf und nahmen das komplette Geld mit. Die Fleischereiprodukte hingegen fanden sie wohl uninteressant.

Kein Einzelfall in der Region, wie es scheint. „Uns wurde leider eine ganze Serie von Automaten-Einbrüchen innerhalb der vergangenen Tage bekannt“, sagt Stefanie Eichhorn im Gespräch mit der Redaktion und zählt auf: „Ein Lebensmittelautomat in Unterwellenborn, ein Eierautomat in Göttern, zweimal die Milchtankstelle in Schoppendorf, der Honigautomat an der Avenida-Therme in Hohenfelden, die Milchtankstelle in Riechheim“. Und natürlich auch die eigenen Automaten in Langewiesen. Alles offenbar innerhalb weniger Tage, mitunter sogar in derselben Nacht.

Angst vor Nachahmern

Darüber, ob es sich bei allen Automatenaufbrüchen um dieselben Täter gehandelt hat, kann Stefanie Eichhorn nur spekulieren. „Wir sind aber auch mit einigen der anderen Betroffenen in Kontakt und halten es zumindest für sehr wahrscheinlich“, sagt sie. Und noch etwas lässt in ihr ein ungutes Gefühl zurück: „Über unsere Überwachungskamera haben wir eine Art Sensationstourismus wahrgenommen. Immer wieder sind in den vergangenen Nächten mehrere Leute zu den derzeit defekten Automaten gekommen, haben die Schäden mit Taschenlampen genau begutachtet und abfotografiert“, schildert Stefanie Eichhorn. Nun haben sie und ihr Mann Angst vor weiteren Einbrüchen oder Nachahmern.

Die beiden haben sich deshalb für Konsequenzen entschieden. „Wir haben lange überlegt, wie es nun weitergehen kann“, so die Betreiberin. „Wir lassen in die Automaten nun die neueste Generation an Kartenterminals einbauen.“ Das bedeutet, man kann dort künftig nicht nur mit der EC- und Kredit-Karte zahlen, sondern auch mit Applepay, Googlepay oder Vpay.

Was der Automat dann nicht mehr annimmt, ist Bargeld. „Uns ist bewusst, dass das unter unseren Kunden kontrovers diskutiert werden wird. Wir sehen es aber als richtigen Weg, um die Einbrüche hoffentlich eindämmen zu können“, so Stefanie Eichhorn. „Wir wissen, dass die Deutschen ihr Bargeld lieben“, sagt sie. „Und wir wissen auch, dass die Umstellung nicht einfach sein wird. Wie oft schicken Eltern ihre Kinder mit einem 20-Euro-Schein los, um die Bratwürste fürs Abendbrot zu holen, oder kommt die Oma am Sonntag, um sich ihren Hirschgulasch zu kaufen. Das hatte immer seinen Charme und wir haben tatsächlich Angst, dass wir die Kunden damit vertreiben.“ Doch um Bargelddiebe in Zukunft abzuschrecken, sahen sie und ihr Mann keine andere Möglichkeit.

Die Wiederinbetriebnahme der beiden Automaten lassen sich die Betreiber auch einiges kosten. Rund 5000 Euro betrug allein der Schaden an beiden Automaten. Die Umrüstung auf die neuen Zahlungsmöglichkeiten soll noch teurer werden. „Am Dienstag kommen die Ersatzteile und die Automaten werden repariert“, so Stefanie Eichhorn. Ab dann wird sich zeigen, ob die Fleischwaren auch ohne Bargeld ihre Käufer finden. „Die Reaktionen, die wir auf unsere Entscheidung in den sozialen Netzwerken erfahren haben, stimmen uns jedenfalls positiv. In vielen Kommentaren wurde Verständnis dafür geäußert.“

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