Muslimische Pilgerfahrt HadschMuslime feiern weltweit das Opferfest
Markus Brauer 16.06.2024 - 16:10 Uhr
Das Opferfest ist der höchste Feiertag im Islam. Es ist der Höhepunkt des islamischen Pilgermonats, in dem auch der Hadsch stattfindet. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der an diesem Freitag beginnenden Pilgerfahrt nach Mekka.
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Das islamische Opferfest gilt als das höchste Fest der Muslime. Es ist Höhepunkt der traditionellen Pilgerfahrt nach Mekka, dem Hadsch. Weit über eine Million Gläubige nehmen ab diesem Freitag (14. Juni) bis zum Mittwoch (19. Juni) in Mekka an der muslimischen Pilgerfahrt teil. Das Großereignis in der saudi-arabischen Stadt gehört zu den fünf Säulen des Islam.
Wie lange wird das Opferfest gefeiert?
Muslime auf der ganzen Welt feiern mit dem Opferfest (arabisch: Id al-Adha, türkisch: kurban bayrami), das in diesem Jahr am Sonntag (16. Juni) beginnt und vier Tage später am Donnerstag (20. Juni) endet, den wichtigsten Tag ihrer Religion. Traditionell wird es 70 Tage nach dem Zuckerfest (arabisch: Eid al-Fitr oder Id al-Fitr, türkisch: Ramazan Bayrami) zelebriert. Am Zuckerfest wird das Ende des Fastenmonat Ramadan eingeläutet.
Woran erinnert das Opferfest?
Mit dem Opferfest feiern Muslime das Gedenken an den Propheten Ibrahim. Außerdem gilt es auch als Höhepunkt des Pilgermonats „Dhul-Hidscha“. In Sure 37, Verse 99 bis 113 wird die Geschichte von Ibrahim erzählt, dem Stammvater von Juden, Christen und Muslimen, der von Gott aufgefordert wird, seinen erstgeborenen Sohn Ismail zu opfern.
Das Opferfest erinnert an den glücklichen Ausgang der göttlichen Prüfung, bei der Ismail gerettet wird und Ibrahim an seiner Statt einen Widder schlachtet. Die Geschichte von Ibrahim und seinem Sohn verdeutlicht Allahs Barmherzigkeit gegenüber den Menschen.
Eine ähnliche Überlieferung bietet die jüdisch-christliche Tradition im Alten Testament der Bibel, nach der Abraham die Opferung seines Sohnes Isaak vorbereitet, wie im Ersten Buch Mose/Genesis, Kapitel 22, Verse 1 bis 19 zu lesen ist.
Was wünscht man sich zum Opferfest?
Während des Opferfestes wünschen sich Muslime gegenseitig ein frohes Fest. An den Feiertagen sagt man Freunden und Verwandten den arabischen Gruß „Eid Mubarak“ – „Frohes“ oder „Gesegnetes Fest“. „Khair Mubarak“ – „Habt ein frohes Fest” – ist der Gegengruß. So wünscht man dem Grüßenden ebenfalls ein gesegnetes und frohes Fest.
Einmal im Leben zum Hadsch
Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich finanziell leisten kann, ist angehalten, mindestens einmal im Leben an der Pilgerfahrt teilzunehmen. Dort schreiten die Gläubigen um die Kaaba, ein würfelartiges Gebäude im Zentrum der Großen Moschee in Mekka, und absolvieren eine Reihe von religiösen Ritualen.
Überschattet wird der Hadsch in diesem Jahr vom Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen. Im Vorfeld der Pilgerfahrt warnte die saudi-arabischen Regierung, sie werde „keinerlei politischen Aktivitäten“ am Rande des Hadsch tolerieren.
Islam – Unterwerfung unter Gott
Das Wort Islam stammt aus dem Arabischen und bedeutet Unterwerfung unter Gott und völlige Hingabe an ihn. Der Name Gottes im Islam ist Allah. Der Anspruch auf Wahrheitsbesitz ist im Islam absolut: Alle Menschen sollen den einzig wahren Gott anbeten. Die universale Gültigkeit seiner Verkündigung teilt der Islam mit dem Christentum. Bei beiden handelt es sich um prophetische Religionen, für die der Absolutheitsanspruch von entscheidender Bedeutung ist.
Seinen Ursprung hat der Islam in den Offenbarungen, die der 570 n. Chr. in Mekka geborene und 632 n. Chr. in Medina gestorbene Mohammed von Gott empfangen hat. Die Glaubenslehren sind festgehalten in 114 Suren im Koran, dem heiligen Buch des Islam.
Glaube und Religion
Charakteristisch für den Islam ist die enge Verknüpfung von Politik, Religion und Alltag. Das heißt, der Islam greift wesentlich stärker in das gesellschaftspolitische Leben ein als andere Religionen. Der Koran ist weltliches und religiöses Gesetzbuch in einem, die Umma, die islamische Gemeinschaft, religiöse und politische Gemeinde. Die Scharia, das heilige Gesetz, gibt Weisungen für das gesamte Leben.
Fünf Säulen des Islam
Die Einzigkeit Gottes und die Hingabe an seinen Willen sind der zentrale Inhalt des Islam, der auf fünf Säulen ruht:
das Glaubensbekenntnis (Schahada)
das fünfmal täglich zu vollziehende Gebet (Salat)
der Abgabe an die Armen (Zakat)
das Fasten im heiligen Monat Ramadan (Saum)
die Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch)
Wann findet der Hadsch statt?
Die Pilgerfahrt nach Mekka findet jährlich an fünf Tagen während des achten bis zwölften Tages des Monats Dhu l-Hiddscha statt, des zwölften und letzten Monats im Jahreskreislauf des islamischen Kalenders. In der dritten Sure, Vers 97 heißt es: „Und die Menschen sind Gott gegenüber verpflichtet, die Wallfahrt nach dem Haus zu machen – soweit sie dazu eine Möglichkeit finden.“
Jeder volljährige Muslim (Frauen in Begleitung) ist verpflichtet, mindestens einmal im Leben nach Mekka zu pilgern. Danach erhält er den Ehrentitel Hadschi. Die kleine Wallfahrt – Umra –, die jederzeit möglich ist, stellt eine verkürzte Version dar, kann den Hadsch aber nicht ersetzen.
Im Rahmen ihrer Wallfahrt umrunden die Pilger siebenmal gegen den Uhrzeigersinn die Kaaba und preisen Allah. Die Kaaba (arabisch für Kubus, Würfel) ist ein quaderförmiges Gebäude aus Granit, mit schwarzer Seide umhüllt, im Innenhof der Heiligen Moschee in Mekka und stellt als „Haus Gottes“ das zentrale Heiligtum des Islam dar.
In Sure 5, Vers 97 heißt es: „Gott hat die Kabaa, das unverletzliche Haus, zu einer Gebetsstätte für die Menschen gemacht.“ Die große Bedeutung der Kaaba liegt darin, dass sie das Ziel des Hadsch ist. Zudem steht sie im Zentrum des islamischen Glaubens, denn bei jedem Gebet müssen sich die Muslime nach der Kaaba ausrichten, wo immer sich die Gläubigen auf der Erde befinden. Diese Gebetsrichtung wird auch Qibla genannt.
Was steht im Koran?
Der Koran (wörtlich: das oft zu lesende Buch) ist die heilige Schrift der Muslime. Der geoffenbarte Text des Koran verkörpert für sie das buchstabengetreue Wort Gottes. Allah ist identisch mit dem Gott der biblischen Propheten. Doch nach muslimischem Glauben bedurfte es wegen Fehldeutungen und Verfälschungen der ursprünglichen Botschaft durch andere Religionen eines weiteren Propheten – Mohammed.
Der Islam anerkennt im Koran die Propheten und Stammväter der Bibel – angefangen von Adam und Abraham über Mose bis zu Jesus. Jedoch leugnet er die Gottessohnschaft und Erlösungstat Jesus Christi, wie sie im Neuen Testament der Bibel bezeugt werden. Die Suren des Koran sind ihrer Länge nach und nicht chronologisch geordnet.
Schon bald nach Mohammeds Tod 632 n. Chr. entstand die Sunna – Texte, die vorbildliche Handlungsweisen des Propheten und seiner Nachfolger enthalten. Andere Überlieferungen, Hadith genannt (arabisch für Erzählung, Bericht), bezeichnen im Islam Aussprüche und Taten des Propheten.