Mehr Bläser scheinen diesmal nicht zu kommen. Man plaudert noch kurz mit dem Nachbarn, Andreas Todt. Er hört die Turmbläser immer wieder gern. „Früher hat man mir eingeredet, dass das die Engel sind, die da spielen – und das konnte mir bis heute keiner nehmen“, erinnert er sich und tritt den Heimweg an. Vor den vier Schmalkalder Bläsern– alle gehören zum evangelischen Posaunenchor – steht ein nicht ganz so unbeschwerter Weg. Hinauf zum Turmturm geht es. Mit Instrumenten und Notenständern. Am Vorabend von kirchlichen Feiertagen erklimmen sie die 158 Stufen. Vermutlich sind es die Bläser, die diese Anstrengung während eines Jahres am häufigsten bewältigen. Abgesehen von den jeweils Diensthabenden in der Türmerstube natürlich. Am Nachmittag des 31. Dezember sind sie nur zu viert. Gerechnet haben sie mit acht Leuten. Aber wie das an diesem Tag so ist – können nicht alle erscheinen. Insgesamt gehören 15 Personen zum Posaunenchor. Wenn die alle mit hoch steigen, dann wird es eng auf dem Turm. Natürlich wird im Freien gespielt. Schließlich soll man die Choräle von unten gut hören. Silvester 2021 ist alle anders. Die vier Bläser steigen in Abständen hinauf. Gut, dass es nicht so viele sind – die Vorschriften können so bestens eingehalten werden. „Der Turm wird Jahr zu Jahr höher“, witzelt Andreas Krautwald und ruft: „Mit der Elektrik stimmt was nicht!“ Alle sind gewarnt.