Musik in Oberlind Ganze Familie tritt Blasorchester bei

Die Corona-Auflagen haben den Orchestern ordentlich zugesetzt. Vor allem Bläser – Stichwort Aerosole – hatten es nicht leicht. Die Oberlinder können dennoch gute Nachrichten verkünden: Es gibt Neuzugänge, darunter eine komplette Familie aus Weißenbrunn.

 
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Sonneberg/Eisfeld - Das Blasorchester Oberlind hat – pandemiebedingt das erste Mal in der Vereinsgeschichte – im Spätsommer seine Jahreshauptversammlung im Vereinsheim Am Wäldla abgehalten. In Zeiten wie diesen freute man sich besonders über Neuaufnahme-Anträge. Und von diesen lagen der Vorsitzenden Heidi Gallert sogar mehrere vor.

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Julia Hertlein unterstützt bereits seit über einem Jahr das Orchester an der Trompete. Die gebürtige Eisfelderin begann 2005 im Posaunenchor Eisfeld Trompete zu lernen. Nach Ihrer Ausbildung hat Sie aktiv im Musikverein Beiersdorf gespielt.

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte gab es anschließend eine ganze Familien-Neuaufnahme. Familie Schedel aus Weißenbrunn kommt bereits zwei Jahre in die Proben des Blasorchesters Oberlind. Christoph lernt seit 2011 Klarinette im Musikverein Weißenbrunn und spielt dort seit 2013 aktiv mit. Larissa hat 2014 angefangen Querflöte zu lernen. Wie ihr Bruder hat sie erst im Jugendorchester des Musikvereins Weißenbrunn gespielt und seit 2019 ist sie auch im Hauptorchester aktiv. Beide haben sich bereits Leistungsabzeichen des Nordbayerischen Musikbundes erarbeitet, Christoph das Goldene, Larissa das Bronzene. Ihre Eltern Mario und Sandra sind musikalisch ebenfalls vielfältig aktiv. Der Verein reut sich, sie nun offiziell in seinen Reihen zu wissen.

Der Rechenschaftsbericht der Vereinsvorsitzenden gestaltete sich merklich kurz. Aufgrund der kompletten Schließung des Vereinsheimes für ganze sechs Monate war das Vereinsleben für die meiste Zeit des Jahres nahezu lahmgelegt. Eine bisschen Mitgliederstatistik, die Feier eines runden Geburtstages eines Vereinsmitgliedes vor dem ersten Lockdown und der Fackelumzug zur Kirchweih in Rottmar – mehr gab es eigentlich nicht zu sagen.

Desto mehr freute sich Heidi Gallert über die große Bereitschaft und Sehnsucht zur Wiederbelebung des Musiklebens in Oberlind. Am Pfingstmontag stellten sich zum ersten Mal eine Handvoll mutiger Oberlinder Musiker auf den Marktplatz des Dorfes, um den Irrsinn der Zeit zu ignorieren. Sehr schnell gingen Fenster und Türen auf und man spürte die Sehnsucht nach Geselligkeit und Musik. Bis zum erneuten Lockdown im Herbst traf man sich regelmäßig zu Proben im Freien.

Robin Schuller lobte in seinem Rechenschaftsbericht als musikalischer Leiter des Orchesters vor allem das große Engagement von Heidi Gallert in Bezug auf die Bläserklasse. Die sich immer wieder ändernden Regelungen erforderten großen organisatorischen Aufwand um den Unterricht der Schüler irgendwie am Laufen zu halten. Trotz erschwerter Bedingungen konnte man sogar im September ein Instrumentenkarussell organisieren und einige neue Schüler gewinnen.

Ganz besonders stolz zeigte sich Schuller über den Erfolg der Bläserklasse beim Auftritt zur Oberlinder Kirchweih. Das Orchester hat momentan elf Schüler die Querflöte, Klarinette, Tenorhorn, Posaune und Tuba lernen. Es wird noch in diesem Jahr weitere Auftritte der Bläserklasse zum Bauernmarkt, Weihnachtsmarkt und Weihnachtskonzert geben.

Der alte Vorstand wurde entlastet, ein besonderer Dank ging hierbei an Bernd Scheler, der sich aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Wahl zur Verfügung stellte. Bernd Scheler war stellvertretender Vorsitzender des Vereins und kümmerte sich mit großem Engagement um viele organisatorischen Angelegenheiten rund um das Orchesterleben. Erwähnenswert sind hier vor allem die enormen Aufwendungen rund um die Weihnachtskonzerte und die New York-Reise im Jahr 2016.

Neuer Vorstand

Günter Tschek verkündete ein einstimmiges Wahlergebnis: Erste Vorsitzende Heidi Gallert, Zweiter Vorsitzender Thomas Adelbert, musikalischer Leiter Robin Schuller, Finanzwart Rolf Ehrsam und neu im Vorstand als Schriftführer Kevin Schlimmbach. Der 23-jährige Kevin Schlimmbach aus Mengersgereuth-Hämmern spielt seit 2018 Flügelhorn und Trompete in Oberlind und ist seitdem dort nicht mehr wegzudenken.

Große Aufregung gab es in der anschließenden Diskussion wegen eventuell künftig höheren Betriebskosten für das Vereinsheim. Gerade in Zeiten von immer wieder ausfallenden oder gar nicht mehr stattfindenden Veranstaltungen, könnte eine solche finanzielle Belastung den Todesstoß eines Vereins bedeuten, hieß es.

Doch nun freut sich das Orchester erst einmal auf die Bundesgartenschau in Erfurt wo man am 3. Oktober am Musikfest teilnehmen wird. Ansonsten proben die Musiker fleißig für das Weihnachtskonzert in der großen Hoffnung, dass es auch stattfinden kann. In diesem Sinne und mit der Hoffnung auf wieder mehr kulturelles Leben im Landkreis beendete die Vorsitzende die verspätete Jahreshauptversammlung 2020.

Auszeichnungen

Hans Steiner erhielt von der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. für 45 Jahre aktive musikalische Tätigkeit im Blasorchester Oberlind die Ehrenmedaille in Gold mit Diamant. Er spielt seit 1975 im Orchester und ist mittlerweile der Älteste unter den aktiven Mitgliedern. Schon allein aus diesem Grund kam aus den Reihen des Vorstandes der Vorschlag Hans Steiner als Ehrenmitglied zu führen. Diesem Vorschlag stimmte die Versammlung einstimmig zu.

Bereits Anfang letzten Jahres hatte die Vorstandschaft noch weitere Ehrungen geplant für welche sich die Ausführung unter passendem Rahmen als äußerst schwierig herausstellte. Teils fand man Gelegenheiten, teils wartet man darauf. So konnte Steffen Kreis für zehn Jahre fördernde Mitgliedschaft ausgezeichnet werden. Karin Möhring, Hans-Jürgen Gögel und Andreas Pawletta wurden für 20 Jahre fördernde Mitgliedschaft ausgezeichnet. Hans-Joachim Sauerteig aus Mengersgereuth-Hämmern ist ebenfalls seit 20 Jahren förderndes Vereinsmitglied und kann hoffentlich bald persönlich seine Auszeichnung und den Dank entgegennehmen.

Unter den aktiven Mitgliedern standen noch Auszeichnungen für zwei langjährige Musikanten aus. Gerd Kembowski spielt schon mehr als 40 Jahren Tuba – zeitweise auch mal Klarinette – im Verein und erhält dafür die Ehrennadel in Gold mit Diamant. Bernd Scheler kann sich über eine Auszeichnung für 50 Jahre musikalische Tätigkeit freuen, er erhält die Ehrenmedaille in Gold mit Diamant von der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände.

Aus der Geschichte

Hörner von Rindern, Muscheln und andere einfache Blasinstrumente wurden von Naturvölkern bei religiösen Riten eingesetzt, und die Posaunen von Jericho oder die Fanfaren der Römerzeit zeugen von der Nutzung von Blasinstrumenten im Altertum. Vorläufer der Blasmusik, wie sie sich im 19. Jahrhundert entwickelt waren zunächst in der Militärmusik vor allem in Österreich und Süddeutschland.