Museumsnacht lockt viele Gäste an Wenn es Nacht wird in den Museen

Von Cathrin Nicolai

Die einen wollten schon lange wieder einmal ins Museum, andere freuen sich, dass endlich wieder etwas los ist und so bilden sich zur Museumsnacht lange Schlangen vor den einzelnen Einrichtungen.

 
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Sonneberg/Döhlau - Es ist kurz vor 18 Uhr und überall an den verschiedenen Museen herrscht schon Großandrang. Jeder will dabei sein – bei der Museumsnacht, die nicht nur eine Besichtigung der ausgestellten Exponate erlaubt, sondern auch verschiedene Aktionen anbietet.

„Wir wollten schon so lange wieder einmal ins Spielzeugmuseum“, erzählt Familie Herzog aus Oerlsdorf. „Ich war hier das letzte Mal, als meine Tochter klein war“, erzählt die Oma. Jetzt ist Enkelin Hanna soweit, dass man ihr zeigen kann, wie das Spielzeug früher ausgesehen hat. Und sie bestaunt schon im Eingangsbereich die besonderen Puppen. Auch Roland Spielmann hat sich unter die Gäste gemischt. „Als Geist des Spielzeugs bin ich hier zu Hause“, erzählt er und freut sich, dass schon zu seiner ersten Führung so viele Interessenten gekommen sind. Vor 800 Jahren, so weiß er, gab es noch keine Fabriken, in denen die Spielzeuge produziert wurden. „Damals waren es noch die Eltern, die aufgrund ihres Berufes eine Beschäftigung für ihre Kinder gebastelt haben“, erklärt er und verweist auf den Schnitzer, der ein Pferdchen für Sohn oder Tochter hergestellt hat. Später produzierten die Spielzeugmacher nicht nur Sachen zum Spielen, sondern auch zum Anschauen. „So wie hier den Ausklingler oder die Zauberin“, weist er auf ganz besondere Puppen in der Vitrine im Eingangsbereich hin und zeigt, dass die sich auch bewegen. Dann nimmt er alle mit auf eine kleine Reise durch das altehrwürdige Gemäuer, in dem so viele schöne, alte Sachen zu bewundern sind.

Noch ein wenig gedulden muss sich der Mundartdichter Karl-Heinz Großmann. Er hat im kleinen Saal des Museums Platz genommen und sein Buch „Symphoniekonzert“ bereitgelegt. „Daraus darf ich heute dreimal zehn Minuten vorlesen“, verrät er. Fast ein bisschen zu wenig Zeit, aber an diesem Abend gibt es ja so viel zu bestaunen. „Aber auch zum Mitmachen“, weiß Museumsleiterin Julia Thomae. Wer möchte, kann sich seinen eigenen, kleinen Teddy stopfen. Andere finden bei Museumspädagogin Frederike Kruse sofort ein Motiv, das sie auf schwarzen Karton aufzeichnen und ausschneiden. „Gespenster für Halloween, Märchenfiguren oder das Lieblingstier“, zählt sie auf. Nebenan stehen Papiermache-Figuren bereit. Noch sind Katze, Eisenbahn oder Männchen strahlend weiß, aber Farbe und Pinsel stehen schon bereit und jeder kann – ganz nach seinem Geschmack – seine Figur anmalen.

Eine lange Schlange hat sich auch am Eingang des Somso-Museums gebildet. Die beiden Chefinnen Ina und Anne Sommer haben alle Hände voll zu tun, um jeden mit einem Eintrittsbändchen zu versorgen. Nur ganz kurz unterbricht amtierender Landrat Jürgen Köpper das eifrige Treiben. „Ich wollte nur schnell eine Spende übergeben“, sagt er. Die Überraschung ist gelungen. „Oh, vielen Dank“, sind die beiden jungen Frauen begeistert. Dann müssen sie aber schnell weitermachen, denn schon stehen die nächsten vor ihrem Tisch. Viele haben an diesem Tag Äpfel dabei. Und das aus gutem Grund, ist doch heute Abend auch der Pomologe Klaus Schuh hier anzutreffen. „Ich habe hier einen Apfel von meiner Nachbarin“, erklärt eine junge Frau. Leider weiß man nicht, um welche, alte Sorte es sich dabei handelt. Klaus Schuh sieht sich das Obst zunächst genau an und beurteilt wie sich der Apfel anfasst. Dann begutachtet er den Stiel, schneidet den Apfel schließlich auf und schaut sich das Kerngehäuse an. „Das ist ein Yames Grieve“, stellt er fest und schreibt den Namen auf einen Zettel. Der nächste junge Mann, der seine Äpfel zum Bestimmen mitgebracht hat, muss sich allerdings noch ein wenig gedulden. Klaus Schuh kann nicht auf Anhieb sagen, um welche Sorte es sich dabei handelt. Kein Wunder, wenn man bedenkt wie viele es gibt. Aber er hat einen dicken Order dabei, in dem jede Sorte mit ihren speziellen Eigenschaften und Bildern aufgelistet ist. Die Wartezeit überbrücken die Gäste, um an einem kleinen Rundgang teilzunehmen. An zehn Stationen können sie die vielfältige Modellkultur der Somso Geschichte nachvollziehen und historische Modelle bewundern. Zwischen menschlichen und tierischen Körpern kommt man dabei auch einer großen Vitrine mit unheimlich vielen Äpfeln vorbei. „Wahnsinn, total echt, da möchte man am liebsten reinbeißen“, bewundern alle.

Wer möchte, nutzt die Museumslinie und kommt so schnell zu den einzelnen Museen. Leider fährt der Bus das kleinste Elektromuseum der Welt in Döhlau nicht an. „Aber es sind trotzdem ganz viele Leute gekommen“, freuen sich Hannelore Faber und Martina Bauer. Die Beiden erklären den Gästen gern, was es mit dieser kleinen, aber feinen Einrichtung auf sich hat. Einmal in Döhlau, mus man unbedingt noch in die Scheune von Michael Spindler. Hier hat Michael Vogel eine große Pilzsammlung perfekt aufgebaut. „So viele?“, staunt mancher. „Ja, es gibt 118 Arten“, weiß der Pilzsachverständige. Aber dieses Jahr, so bedauert er, ist nicht so ein richtiges Pilzjahr. „Zumindest hier bei uns in der Region“, fügt er hinzu. Für seine Ausstellung konnte er zum Glück eine Kollegin gewinnen, die in Stadtilm mehr Glück hatte. „Alle frisch gesucht“, ist er stolz. Am Freitag ist er extra nach Stadtilm gefahren und hat die Pilze geholt. Auf zwei Tischen platziert und alle beschriftet, erkennt manch einer seine bevorzugte Art wieder. „Ich kenn leider keine“, bedauert Laura Scheler und bezweifelt, dass sie die Pilze nun einmal gesehen, im Wald wiedererkennt. „Macht aber nichts“, sagt sie und freut sich, dass im kleinen Döhlau etwas los ist. „Deshalb bin ich ja auch aus Seltendorf gekommen“, begründet sie. Gerne nimmt man in der kleinen Sitzecke Platz, genießt den Glühwein, die selbst gemachte Bratwurst oder ein Stück Zwiebelkuchen und lauscht der Musik. „So schön“, sind alle begeistert.

Zeitweise full house herrscht im Nautiland. „Wahrscheinlich immer dann, wenn der Bus kommt“, vermutet Birgit Roos. Nicht mit dem Bus, sondern mit dem Auto ist Familie Fischer aus Weitramsdorf gekommen. „Wir haben das Nautiland ganz bewusst angesteuert, weil es hier so toll für die Kinder ist“ erzählen sie. Sie freuen sich, dass in der Region nach so langer Zeit wieder etwas los ist und sind vom Aquarium rundum begeistert. Nach einer kleinen Verschnaufpause, in der man etwas trinkt, während die Kleinen im Spielzimmer alles erkunden, will man noch in die Sternwarte. Auch Ines Jakob und Stefan König sind von den einzelnen Aquarien, den Fischen, Kaimanen und Schildkröten begeistert. „Das letzte Mal waren wie hier, als unser Kind noch klein war“, wissen sie. Seitdem hat sich eine Menge verändert. „Richtig toll“, schwärmen sie.

Nicht alles kann man an diesem einen Abend schaffen. Aber am Ende sind alle zufrieden, sich aufgerafft zu haben und statt eintönigem Couchabend ein paar richtig schöne Stunden genossen zu haben.

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