Mückenjahr 2024 Auf Regen folgt Mückenplage

Jan Georg Plavec

Das Mückenjahr 2024 begann mit heftigen Regenfällen und regionalen Mückenplagen. Wie es weiterging – und warum Mückendaten für unsere Gesundheit wichtiger werden.

 
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  Foto: dpa/Patrick Pleul

Im Frühsommer haben die Menschen in Teilen Deutschlands über eine Mückenplage geklagt. Am Oberrhein und Bodensee, auch in Teilen Bayerns wurden extreme Mengen von Stechmücken gezählt – eine Folge von Starkregen und Hochwasser im Frühjahr. Er habe „noch nie so ein Mückenjahr erlebt“, sagte der Dirk Reichle von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) am Oberrhein – einem Zusammenschluss von Gemeinden, die Mückenlarven entlang des Rheins mit biologischen Mitteln töten.

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Wie ging der Mückensommer weiter? Ende Juli meldeten Experten, dass das Schlimmste überstanden sei. Die warmen Tage Mitte Oktober waren vermutlich der letzte Kontakt mit Stechmücken für dieses Jahr. Zwar verschwinden die Insekten nicht plötzlich, sie überwintern als Ei, Larve oder, wenn es sich um Weibchen handelt, als ausgewachsenes Tier. Aber sie fliegen und stechen nicht mehr, halten gewissermaßen Winterruhe.

So liefen die Mückenjahre 2023 und 2024

Nun liegt die Mückenbilanz 2024 in Form von Daten vor. Die einzige einigermaßen zuverlässige und detaillierte Quelle für die Mückenbelastung in Deutschland im Jahresverlauf kommt vom Karlsruher Startup Kamedi. Es produziert den Smartphone-Aufsatz „Heat it“. Er mindert den Juckreiz.

Kamedi zeichnet Tag für Tag anonym auf, wie oft die Aufsätze eingesetzt werden, und zwar schon seit 2023. Die folgende Kurve zeigt die Zahl der Behandlungen unabhängig von der Zahl der verkauften Geräte, 2023 war sie niedriger als 2024 – das Unternehmen spricht von vielen Hunderttausend verkauften Smartphone-Aufsätzen.

Im sogenannten „Bite Index“, den der Hersteller unserer Zeitung exklusiv zur Verfügung stellt, wird die relative Entwicklung der Mückenbelastung sichtbar – mit einem ersten Ausschlag Ende Juni.

Einen weiteren Ausschlag zeigen die Daten für Mitte Juli. Anders als im Vorjahr gab es 2024 danach aber keinen hohen Ausschlag mehr. Der Höhepunkt des Mückenjahrs 2024 war tatsächlich Mitte Juli erreicht.

Auf Regen folgt die Mückenplage

Auf Regen folgt nicht nur Sonnenschein, sagt der Kamedi-Gründer Lukas Liedtke – sondern auch viele Mücken: „Im Juli 2023 war das Wetter schlecht, im August gab es viele Mücken. Das Gleiche haben wir 2024 nach dem Regen im Juni gesehen.“

Liedtke und seine Mitarbeiter werten die Daten technisch bedingt bislang nur für ganze Nationalstaaten aus. Womöglich ist das kommendes Jahr anders. So wertvoll die Daten sind, müsse man auch die Aussagekraft im Blick behalten, sagt der Gründer. Ein Vergleich der deutschen Nutzerdaten mit jenen aus Österreich zeigt besonders im Frühjahr leichte Abweichungen – ein Hinweis auf regionale Unterschiede, etwa wenn man an die Mückensaison in Bayern denkt.

Das Thema bekomme „eine ganz neue Bedeutung“ durch neue Mückenarten oder das Risiko übertragbarer Krankheiten, glaubt Lukas Liedtke. Der von der Forscherin Doreen Werner betriebene „Mückenatlas“ ist eine weitere Datensammlung, die künftig helfen kann, die akute Bedrohung etwa durch die Asiatische Tigermücke zu beurteilen und solche unerwünschten Arten zu bekämpfen. Am Ende kann mehr Bewusstsein stehen – für das Risiko einfach nur ärgerlicher Stiche oder eine echte Gefahr durch invasive Arten.