Mittelschmalkalder Modellbauer „Wir spielen nicht – wir machen Fahrbetrieb“

Annett Recknagel

Den Modelleisenbahnclub Mittelschmalkalden gibt es seit nunmehr 31 Jahren. 1995 bezogen die Vereinsmitglieder Quartier im Bürgerhaus. Seit zwölf Jahren bauen sie an einer Clubanlage, die schon manch einen ins Staunen versetzt hat. Am Wochenende gibt’s eine Ausstellung.

 
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Mietshäuser, Geschäfte, Türmchen, eine Kirche natürlich. Davor Garagen, ein Busbahnhof, Grünanlagen, Gartenzäune, Autos und Gleise. 150 Meter Gleise haben die Mittelschmalkalder Modelleisenbahner auf ihrer Clubanlage verlegt. Seit zwölf Jahren tüfteln sie daran. Alles begann mit dem Bahnhof Frayberg. Ein befreundeter Modellbahner aus Herpf war dabei, sich umzuorientieren und bot den Bahnhof inklusive Bahnbetriebswerk zum Verkauf an. Die Mittelschmalkalder ließen sich das nicht entgehen.

„Das war der Anfang“, berichtet Vereinsvorsitzender Udo Filter. Längst hat sich der Bahnhof gemausert. Die Modellbauer erweiterten ihn. Zwei Wände im Domizil im Bürgerhaus Mittelschmalkalden sind quasi zugebaut. 7,60 Meter an einer Wand und 5,40 Meter an einer zweiten. Dazu kommen weitere fünf Meter, die frei im Raum stehen. Und noch ist kein Ende in Sicht. „Modelleisenbahn wird nie fertig“, sind sich die Vereinsmitglieder einig. Die Anlage besticht durch ihr Bahnbetriebswerk mit Drehscheibe, Lokschuppen, Bekohlungsanlage, Wasserkränen und Werkstätten. Das Dach des Lokschuppens ist derzeit noch offen. Erst kürzlich wurden dort die Antriebe für die Tore, die jetzt beweglich sind, eingebaut.

Das Interessanteste sind die beiden Schattenbahnhöfe. Die gibt es in der Realität nicht, aber auf größeren Modellbahnanlagen schon. „Sie dienen dem Abstellen und Wechseln von Zügen“, informiert Udo Filter. Züge, die in den Schattenbahnhof einfahren, bleiben dort stehen und schalten die Fahrstraße für den nächsten Zug, damit der abfahren kann. Der Name Schattenbahnhof hat damit zu tun, dass er unter der Anlage eingebaut ist.

Bedient wird die Clubanlage über digitale Technik. Drei große und ein kleines Stellwerk – alles Handarbeit – sind fast fertig. So können künftig vier Modellbahner die Stellwerke bedienen und vier weitere können als Lokführer die Züge fahren lassen. Auf diese Weise ist es möglich, den Betrieb weitgehend so nachzuempfinden, wie man es bei der Deutschen Reichsbahn bis in die 1980er-Jahre hinein überall beobachten konnte. „Wir spielen nicht – wir machen Fahrbetrieb“, sagt Udo Filter und rundherum ist zustimmendes Nicken zu sehen.

Wie viele ehrenamtliche Stunden die Modellbahner in diese Clubanlage investiert haben, können sie nicht mehr sagen. Unendlich viele sind es. Das neueste Teil der Anlage kann bequem abmontiert und auf Ausstellungen mitgenommen werden. Und wenn die Technik mal streikt, wird sie sofort repariert.

Fachleute gibt es im Verein genügend. Mit Roman Gröger und Maik Noack gehören zwei Lokführer dazu. Udo Filter arbeitete 30 Jahre lang in verschiedenen Bahnstellwerken. Für die Technik ist Detlef Freitag zuständig. Der zwölfjährige Alexander ist der jüngste im Verein. Mirko Leuoth ist das neueste Mitglied. Insgesamt zählt der Verein 27 Modellbauer. Sie treffen sich freitags und sonntags im Vereinsdomizil. Dort wird seit 1995 gebaut und gewerkelt. Der Verein selbst ist noch etwas älter. Entstanden ist er am 12. April 1991 durch die Zusammenlegung zweier Arbeitsgemeinschaften aus DDR-Zeiten. Von Beginn an organisierten die Modellbahner eigene Veranstaltungen und wirkten bei Ausstellungen befreundeter Vereine mit. Genauso gern fahren die Vereinsmitglieder mit dem „Rodelbitz“, schauen sich bei den Meininger Dampfloktagen um, öffnen ihre Türen für Interessierte zu Gemeindefesten, sind bei Kinderfest in Schmalkalden dabei und und und.

Jetzt freuen sich alle Vereinsmitglieder auf die Modelleisenbahnausstellung am 1. und 2. April 2023 im Bürgerhaus. Mit 15 Anlagen wollen sie ihre Gäste überraschen. Die kleinste passt in eine Signallaterne und die größte füllt eine ganze Wand. Man kann also gespannt sein. Nebenher gibt es eine Kinderspielecke und ein Rangierspiel. Geöffnet ist die Ausstellung am Samstag, 1. April, von 10 bis 18 Uhr, und am Sonntag, 2. April, von 10 bis 17 Uhr.

„Unser Hobby vereint uns“, weiß Udo Filter. Im Verein werden außer viel Wissen zu Handwerk und Elektrik auch Kenntnisse über Eisenbahnhistorie vermittelt. Dazu kommen Technik und Digitalität. Außer an der Clubanlage wird privat an Anlagen gewerkelt. Oft bringen die Mitglieder ihre privaten Sachen mit. „Dann ist hier kein Tisch mehr frei“ erzählt der Vereinsvorsitzende. Jeder hilft jedem und bringt sich mit seinem Fachwissen ein. Der Zusammenhalt macht den Club aus. „Modelleisenbahn zieht immer“, so Filter. Jetzt freut man sich im Club auf die Ausstellung und hofft auf möglichst viele Besucher.

www.mec-mittelschmalkalden-online.de

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