Mittelschmalkalden Ein ganz starkes Zeichen

Manchmal muss man reagieren und dann wird der Fußball zur Nebensache. Vor dem Kreisligaspiel Mittelschmalkalden gegen Oepfershausen bringen beide Teams ihren Standpunkt klar zum Ausdruck.

 
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Mittelschmalkalden - Für die Spieler und Verantwortlichen des FSV Mittelschmalkalden war klar, dass nach den vergangenen Wochen reagiert werden musste. "In letzter Zeit häufen sich rassistische Vorfälle gegenüber Spielern unserer Mannschaften. Unser Spieler Florent Ndefeli wurde Opfer rassistischer Anfeindungen von Fans der gegnerischen Mannschaft. Einen Spieltag später wurde er sowohl von einem Spieler der gegnerischen Mannschaft als auch von einem Fan rassistisch beleidigt als "schwarze Drecksau". Gut hörbar für Spieler und Zuschauer. Daraufhin verließ die Mannschaft geschlossen den Platz und brachte Florent und Franck, welche beide aus Kamerun stammen, in die Kabine. Sie wollten nicht mehr weiterspielen. Unsere Mannschaft brachte die Partie mit neun Spielern zu Ende", erzählt Toni Bernheiden, selbst Spieler beim FSV und stellvertretender Vereinsvorsitzender. "Die Diskussionen nach dem Spiel waren nur schwer zu ertragen. Beleidigungen seien beim Fußball doch normal. Da unsere Spieler auch schon in der vorangehenden Saison immer wieder Opfer rassistischer Angriffe wurden, zwei Jugendliche wurden zum Beispiel auf dem Nachhauseweg vom Training tätlich angegriffen, wurde es Zeit, ein Zeichen dagegen zu setzen."

Der FSV 06 Mittelschmalkalden hat sich die Integration Geflüchteter und von Austauschstudenten auf die Fahne geschrieben. "Fußball ist ein Motor der Integration. Dieser gerät ins Stottern, wenn Spieler nicht mehr auf den Platz wollen aufgrund solcher menschenverachtenden Ansichten", so Bernheiden. Deswegen entschieden sich die beiden Vorsitzenden des Vereins, Christoph Amborn und Toni Bernheiden, dafür, eine Aktion vor dem Spiel gegen Oepfershausen zu starten. "Respekt!" ist eine Kampagne der IG Metall, welche sich gegen Rassismus und Diskriminierung und für einen respektvollen Umgang miteinander einsetzt.

Respektvoller Umgang

"Diesen Umgang wollen wir wieder auf den Fußballplätzen der Umgebung erleben", sagt der Mittelschmalkalder. Die FSV-Verantwortlichen freuten sich darüber, dass die Mannschaft aus Oepfershausen sofort dazu bereit war, dies zu unterstützen. "Wir als Fußballvereine dürfen uns nicht wegducken, es ist unsere Aufgabe, rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie gewalttätigen, diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen entgegenzutreten", stellt der Mittelschmalkalder entschieden klar. "Ohne unsere zugezogenen Freunde könnten wir den Spielbetrieb kaum noch aufrechterhalten, sie sind eine Bereicherung sowohl sportlich, kulturell als auch menschlich. Wir wollen durch die Aktion vor allem andere Vereine dazu bewegen, sich klar zu positionieren und solche Leute aus Stadien und von Fußballplätzen zu verbannen."

Das Spiel selbst gewannen die Mittelschmalkalder 3:1. Die Bernheiden-Elf tat es den Gegnern gleich und attackierte früh. Nach einer Balleroberung im Mittelfeld fand der starke Witzel FSV-Stürmer Ediger, der bei seinem Abschluss Leutbecher keine Abwehrmöglichkeit ließ. Die Gäste nutzten ihre Chancen vor der Pause nicht. Aber zu Beginn der zweiten Hälfte! Nach einer Flanke konnte Spörer den Ball mit der Brust annehmen und technisch hochwertig im Tor von Heymel unterbringen. Mittelschmalkalden setzte dem Ausgleich sofort die richtige Antwort entgegen, denn nur drei Minuten später traf Witzel nach einer Ecke von Ndefeli per Kopf zum 2:1. Gastgeber-Schlussmann Heymel parierte einen Foulelfmeter der Gäste. Die Entscheidung für Mittelschmalkalden sollte in der 90. Minute fallen: Perlt forderte Schlussmann Leutbecher mit einem Flatterball aus 30 Metern heraus. Der sonst souveräne Torhüter konnte den Ball nur klatschen lassen. Tchankeu erkannte die Situation, spurtete zum Ball und schoss sein zweites Saisontor.

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