Mittelaltermarkt Schloss Wilhelmsburg Kämpfe, Deftiges und edle Tropfen

Annett Recknagel

Frühmittelalterliche Krieger und Kämpfer aus dem Hochmittelalter gaben sich am Wochenende auf Schloss Wilhelmsburg ein Stelldichein. An mehr als 20 Ständen konnten Geschenke erworben werden, auch der Nikolaus war vor Ort.

 
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Taschen, Pfeilköcher, Gürtel, Armbänder, Geldbeutel, Zinnfiguren, Seifen, Wollartikel und Schmuck kennt man. Doch was war denn das? „Ein Bierflaschenverstecker“, erklärte Pedro Mohs und sein Sohn Matthias, der draußen im Hof als Herold seine Untertanen kommandierte, sagte: „Oh Mann – das ist ein großes Geheimnis.“ Nun war es ausgeplaudert.

Das Bier schmeckte im Mittelalter offensichtlich auch sehr gut. Das bescheinigten die beiden Braumeister Hendrik Schliewenz und Martin Reformat. Zum mittelalterlichen Weihnachtsmarkt auf Schloss Wilhelmsburg wurde es in heißer Variante in Becher und Methörnern ausgeschenkt. Wer keines hatte, bei Pedro Mohs gab es selbst das. Gemeinsam mit seiner Frau Silvia ist er das Urgestein des Marktes. „Vor 17 Jahren haben wir den Markt begonnen zu organisieren“, berichteten die Beiden. Damals durfte man noch in den Museumskeller und dort sei es sehr romantisch gewesen. Doch auch die Herrenküche habe ein sehr schönes Flair. „An den ersten beiden Adventswochenenden waren wir noch nie zu Hause“, erzählte das Paar aus Tambach-Dietharz weiter. Sie gehören wie die gesamte Ritterschar und ihr Gefolge zum Mittelalterverein Authentica Castrum Walinvels aus Tambach-Dietharz.

Mitglied dort ist auch die Meiningerin Antonia Hühn, die in der Herrenküche Filetarbeit vorführte. Und nein, das wurde kein Deckchen, wie viele meinten, vielmehr fertigte Antonia Hühn ein Haarnetz. „Entwickelt hat sich das aus der Fischerei. Frauen trugen damals Haarnetze, ich hab auch eins aufgesetzt“, sagte sie. Dann legte sie die historische Handarbeit beiseite, schnappte sich die Kamera und eilte in den Schlosshof.

24 zusätzliche Kilo am Leib

Der Herold forderte gerade die Kinder auf, die Portemonnaies ihrer Eltern in die Runde zu werfen. Spaß natürlich. Die Kämpfe aber waren echt. Genauso wie die Rüstungen, die die Recken trugen. Schließlich sollten sie gut geschützt sein. Matthias Mohs hatte 24 zusätzliche Kilo am Leib. „Und ja, wenn ich umfalle, komme ich locker wieder hoch“, verkündete er. Schließlich sind edle Recken topfit.

Als die Ritter begannen, aufeinander einzuschlagen, wurden die Augen des Publikums immer größer. Besonders die Kinder staunten. An den Ständen im Umfeld florierte das Geschäft mit den seltenen Speisen. Wichtig war allen, sich endlich wieder darstellen zu dürfen, sich zu treffen, zu blödeln, gemeinsam Spaß zu haben, miteinander zu essen und zu trinken. Und dafür war bestens gesorgt. Knoblauchbrot, Pilzpfanne, Kartoffelecken lockten. In der Drachenschänke wurden edle Tropfen angeboten. Jede Menge Süßkram wie Waffeln, Quarkbällchen und Zuckerwatte gab es. Und noch mehr Gelegenheit, sich garantiert ein Unikat vom Weihnachtsmarkt mitzunehmen.

Die Kinder konnten sich im Bogenschießen ausprobieren. Der Herold erzählte eine Mitmachgeschichte und auch die traditionelle Feuershow fand am Abend statt. Draußen vor den Toren des Schlosses wurde geschmiedet. Händler waren etliche anwesend. Andreas Frei aus Großbreitenbach war erstmals in Schmalkalden und sofort vom Markt begeistert. „Ich werde sehr gerne wieder kommen“, meinte er und fügte hinzu: „Die Mittelalterleute kennen sich und sind wie eine große Familie. gerade zur Weihnachtszeit.“ Dagmar Hollandt aus Rotterode konnte ihm diesbezüglich nur zustimmen. „Wir sind alle heilfroh, dass wir unsere Waren wieder anbieten dürfen“, sagte sie.

Was wäre ein Weihnachtsmarkt ohne den Bärtigen? Natürlich schaute auch er vorbei. Mit dem Besuch an den ersten beiden Tagen zeigten sich die Organisatoren zufrieden. Es herrschte ein buntes Treiben – drinnen und draußen.

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