Mit Klaviermusik Zum Stummfilmabend gibt es Kino wie früher

Jessie Morgenroth

Wer eine Kinovorführung mit Projektor und Live-Klaviermusik erleben will, der kommt am 3. November in den Helmholtz-Hörsaal der TU Ilmenau. Der Hochschulfilmclub lädt zum Kino der besonderen Art. Was Zuschauer erwartet:

 
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Pianist Richard Siedhoff begleitet den Stummfilm und bringt Equipment mit. Foto: /Robert Elias Wachholz

Die Welt des Kinos hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt – Filme warten nun mit allerlei Bild- und Soundeffekten auf. Kaum zu glauben, wie die Anfänge des Films aussahen, damals, als die Bewegtbilder noch in Rollen von Projektoren abgespielt wurden, das Gezeigte nur in schwarz-weiß daher kam – und es nicht mal Ton gab. Stattdessen haben Musiker – zumeist ein Pianist – die Soundeffekte erzeugt. Gut 30 Jahre lang prägten Stummfilme die frühen Kinojahre, bis der Tonfilm alles verändern und den Stummfilm verdrängen sollte. Doch vergessen sind die zahlreichen Werke der tonlosen Ära noch lange nicht.

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Heute einen Stummfilm mit Musikbegleitung zu besuchen, ist ein nostalgisches Erlebnis der besonderen Art: Und genau so ein Erlebnis bietet der Hochschulfilmclub (HFC) am Freitag, 3. November, 20 Uhr, im Helmholtz-Hörsaal auf dem Campus an. Eine Reise in die Vergangenheit, zu der nicht nur Studierende, sondern alle eingeladen sind, die einmal Kino wie früher erleben wollen. Passend zur aktuellen Herbst-Halloweensaison flimmert einer der wohl bekanntesten Stummfilme über die Leinwand: Nosferatu. Bei dem in Deutschland produzierten Horrorfilm handelt es sich um eine nicht autorisierte Dracula-Adaption. Diese passt einerseits sehr gut zur HFC „Vampirwoche“, andererseits feiert der zeitlose Klassiker in diesem Jahr seinen 101. Geburtstag.

Abwechslung zu neuen Filmen

Ganz aus der Zeit gegriffen ist so eine Stummfilmvorführung nicht. In Erfurt und Weimar etwa gibt es auch heute solche Filmabende. Tristan Gauter, HFC-Vereinsmitglied und Liebhaber von Filmklassikern und Stummfilmen, hatte deshalb die Idee, das Kinovergnügen mit Retrocharakter auch nach Ilmenau zu holen. „Ich dachte, es wäre cool, wenn wir das auch mal machen, um Abwechslung zu bieten und nicht nur neue Filme zu zeigen“, erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn der Hochschulfilmclub veranstaltet wöchentlich eine Filmvorführung im Unihörsaal, bei der aber hauptsächlich neuere Werke gezeigt werden.

Am Freitagabend jedoch wird alles wie früher: Mit Projektor und Live-Klavierbegleitung. Damit das klappt, hat der HFC einen besonderen Gast eingeladen: Richard Siedhoff. Der in Weimar geborene Pianist und Komponist ist auf die Klavierbegleitung von Stummfilmen spezialisiert und hat sich in den vergangen Jahren mit dieser besonderen Tätigkeit einen Namen in der Szene gemacht. Doch Richard Siedhoff verfügt nicht nur über die musikalischen Fähigkeit zur Ausgestaltung eines Stummfilms – er hat auch ein großes Stummfilmarchiv und das Equipment, um diese abzuspielen. Neben den Filmrollen von Nosferatu bringt er auch zwei Projektoren mit. Um ein Klavier muss er sich hingegen nicht kümmern – das steht schon im Helmholtz-Hörsaal bereit.

Andere Gefahrenquellen als üblich

Beim HFC, ganz besonders natürlich Tristan Gauter, steigen die Vorfreude und Aufregung auf Freitag. Im Gegensatz zu den wöchentlichen Filmabenden im Hörsaal oder der jährlichen Großveranstaltung – dem Sommerkino auf der Ehrenbergwiese – sind dann andere Herausforderungen zu meistern. Gut eine Stunde vor Einlass wird der Hörsaal für die Vorbereitungen freigegeben – doch wo werden die beiden Projektoren am besten aufgestellt? Das Problem von technischen Ausfällen – wie Beamer oder Soundanlage – gibt es im Vergleich zu den anderen Vorführungen dieses Mal zwar nicht, dafür aber andere Risikofaktoren. „Ein Filmriss wäre blöd!“, scherzt Tristan Gauter. Sollte ein Projektor den Geist aufgeben, steht immerhin noch ein zweiter zur Verfügung. Der ist aber primär gar nicht als Reserve gedacht, vielmehr ist der Film mit seiner gut 90-minütigen Spielzeit so lang, dass zwischendurch die Rolle gewechselt werden müsste. Um diese Wechselpause zu ersparen, werden beide Rollen für einen nahtlosen Übergang direkt auf zwei Projektoren vorbereitet. Nosferatu flimmert dann über die große, im Hörsaal vorhandene Leinwand mit Kinocharakter. Ganz farblos kommt das Werk nicht daher – die verschiedenen Szenen wurden je mit einer Farbe „nachgetunkt“. Richtige Buntbilder gibt es aber nicht – ebenso wenig wie hörbare Dialoge der Figuren. Die eingeblendeten Texttafeln sind noch handschriftlich Verfasst. Doch keine Sorge – Richard Siedhoff liest sie für ein besseres Verständnis vor.

Damit das Kinogefühl perfekt wird, bietet der HFC auch Snacks und Getränke zu „studentenverträglichen“ Preisen an. Ebenso verträglich mit dem schmalen Budget eines Studierenden sind die Eintrittspreise gehalten: Studierende und Ermäßigte zahlen 3 Euro, Vollzahler 5. Eingeladen sind explizit nicht nur Studierende, sondern auch alle Interessierten aus der Stadt und Umgebung. Mit rund 300 Sitzen für Zuschauer ist genug Platz im Hörsaal. Damit auch möglichst viele Gäste abseits des Campus kommen, hat der HFC den Kinoabend extra auf einen Freitag gelegt. Los geht es schon 20, statt 21 Uhr. Da der Vampir-Horrorfilm an einigen Stellen gruselig wird, eignet er sich für Zuschauer ab dem Jugendalter – auch wenn er mit den Grusel-Special-Effekts der heutigen Zeit nicht mithalten kann. Wird der Kinoabend gut angenommen, seien auch Wiederholungen mit anderen Stummfilmen denkbar.

Das HFC Stummfilmkino mit Nosferatu ist am Freitag, 3. November, im Helmholtz-Hörsaal. Einlass ab 19.30 Uhr, Filmbeginn 20 Uhr. Karten gibt es ausschließlich an der Abendkasse für 3 Euro ermäßigt/ 5 Euro Vollzahler.