Mit Hoffnungslicht Wo die Osternacht noch gefeiert wird

Mit ihrer Kirche verfügen die Ebertshäuser über einen wahren Schatz, in dem auch die Osternacht gefeiert wird. Foto: /Michael Bauroth

Es ist Tradition, dass in der Kirche zu Ebertshausen, in einer der ältesten in Südthüringen, die Osternacht gefeiert wird. Wenn auch in abgewandelter Form, gehört sie für viele Gläubige und auch für Nichtgläubige längst zu Ostern dazu.

 
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Im gesamten Pfarrbereich Benshausen ist die Kirche Ebertshausen ideal dafür geeignet, die Osternacht durchzuführen. Das hat hier bereits seit vielen Jahren Tradition. Wohl auch, aber nicht allein, am besonderen historischen Kleinod liegt das nicht. Es ist ebenfalls die erhobene Lage des hübschen Bauwerkes, das auch wegen seiner doch recht geringen Außenmaße, wegen seiner Schlichtheit, eine angenehme Wärme und Nähe ausstrahlt. Und nicht zuletzt macht die Ebertshäuser Kirche einmalig, dass sie zu den ältesten in Südthüringen zählt. All das zusammen bietet den passenden Rahmen für eine Osternacht, findet auch Pfarrerin Sabine Mägdefrau, die am Karsamstag ab 22 Uhr erneut zur Osternachtsfeier in Ebertshausen einlädt. Das ist eine frühchristliche, einst besonders katholisch bedeutsame Tradition, die im 20. Jahrhundert wiederentdeckt wurde, erklärt sie.

Stets wird sich dabei nun seit 2007 an der Linde am Aufgang zur Kirche getroffen. Dabei folgen durchaus nicht nur Gläubige diesem Ruf. Über die mit Fackeln illuminierte Anhöhe ziehen die Teilnehmer gemeinsam in die Kirche ein. Licht wird somit auch auf den Friedhof gebracht, um die Verstorbenen mit einzubeziehen. Ein schöner Gedanke. Denn genau das wird in anderen Kulturen intensiv zelebriert. Etwa in Mexiko, wo mit dem Día de Muertos, dem Tag der Toten, am 1. und 2. November mit farbenprächtigen Volksfesten der Verstorbenen gedacht wird.

Licht der Hoffnung

Das Licht, das in der Osternacht nach und nach mit angezündeten Kerzen auch die anfangs noch dunkle Kirche in Ebertshausen erhellt, steht für das Hoffnungslicht, für die christliche Auferstehung des Herren, so die Pfarrerin weiter. „Und dies schließt auch uns mit ein“, sagt sie. „Den Glauben daran, dass wir nicht im Dunkeln stehen werden.“ Dies unterstrich Lothar Gröschel einst mit Feuerrädern. Längst verzichtet der Kirchenälteste darauf jedoch, nachdem das für einen ungewollten Heckenbrand auf dem Nachbargrundstück sorgte.

Die Feier der Osternacht gehört in Ebertshausen zu den Höhepunkten im Gemeindeleben und ist stark gefragt. Waren anfangs gar die Emporen der kleinen Kirche besetzt, sind es heute rund 30 bis 40 Teilnehmer, die die Osternachtsfeier gemeinsam begehen. Sie kommen nicht nur aus Ebertshausen, auch aus Benshausen, Wichtshausen, Dietzhausen und Schwarza.

Verknüpft sind die Osternächte mit liturgischen Vorgaben, einer festen Abfolge, was in Ebertshausen in abgewandelter und wesentlich kürzerer Form zu erleben ist. Denn die eigentliche Osternacht führt bis zum ersten Schein in den Ostermorgen hinein. „Wir haben für uns eine Mischform gewählt“, so Sabine Mägdefrau weiter.

Mit der am Schwedenfeuer entzündeten Osterkerze erfolgt der Einzug in die spärlich beleuchtete Kirche. Dort wird unter der großen Verheißung stehend mit der Grablege Jesu begonnen. Auch die allgemeine Tauferinnerung gehört dazu sowie am Ende das Teilen des Agapemahls, für das die Pfarrerin Wein nutzt. Schließlich erhält jeder eine kleine Kerze, mit der das Osterlicht, das Licht der Hoffnung, nach Hause getragen werden kann.

Reichtum und Glück

Das Wort Gottes lässt sich auf verschiedene Weise verkünden. Die Frage, warum man dafür nicht den Reichtum nutzt, der uns gegeben ist, stellt sich für die Pfarrerin nicht. Im Gegenteil, sie fände es sehr bedauerlich, das einmalige Flair, über das die Ebertshäuser Kirche verfügt, nicht einzubeziehen. Dass der Kirchgemeinde dafür zudem auch noch das große Glück beschieden ist, mit Anke Hoffmann auf eine Organistin bauen zu können, macht das Außergewöhnliche noch mehr deutlich. Livemusik in der Kirche, mit der die Menschen ganz anders angesprochen und erreicht werden, ist längst nicht mehr selbstverständlich.

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