Einfacher ist es unter der Woche. Da fahren tagsüber Busse im Halbstundentakt. Frequentiert sind die recht unterschiedlich, aber definitiv voller als vor dem Neun-Euro-Ticket. Wenn gerade bei CATL Schichtwechsel ist und die chinesischen Arbeiter gen Werktor oder Quartier streben, bleibt auch mal nur ein Stehplatz. In den Abendstunden fährt der Bus nur noch stündlich. Da schleiche ich mich dann doch vorfristig aus der einen oder anderen Veranstaltung, die kurz vor dem Ende steht, um nicht fast eine Stunde auf den nächsten Bus warten zu müssen.
Noch etwas stört mich zunehmend: Der Bus braucht doppelt so lange wie das Auto. Wieso der Bustreff am Erfurter Kreuz ausgerechnet ganz am Ende eingerichtet werden musste und damit jedem, der nach Arnstadt will, eine Sightseeingtour durchs Industriegebiet beschert, wird sich mir nie erschließen. Ich finde die frühere Lösung, umsteigen an der alten Chema, deutlich besser.
15 Minuten pro Fahrt mehr gegenüber dem Auto – da ich täglich mindestens zweimal in Arnstadt bin, summiert sich das auf eine Stunde pro Tag. Nach einer Woche habe ich so quasi einen ganzen Arbeitstag verschwendet, Wartezeiten auf den Bus nicht eingerechnet.
Die Idee, meine Kollegen in der Ilmenauer Redaktion zu besuchen, habe ich nach einem Blick in den Fahrplan gleich wieder verworfen. Ich wäre mehr als 90 Minuten unterwegs, müsste zweimal umsteigen und eine 20-minütige Wartezeit in Plaue in Kauf nehmen. Wehmütig denke ich an die Zeiten, als ich in Ichtershausen in den IOV-Bus ein- und etwa 45 Minuten später in Ilmenau wieder aussteigen konnte. Lange vor der Re-Kommunalisierung übrigens. Zum Sonntagsdienst käme ich nur mit der Bahn, Busse nach Ilmenau sucht man da vergebens.
An Grenzen gestoßen
So bleibt mein Fazit: Das Neun-Euro-Ticket ist eine gute Sache, aber nur für Menschen, die zentral wohnen und geregelte Arbeitszeiten haben. Wer im ländlichen Raum flexibel sein muss, auch in den Abendstunden oder am Wochenende arbeitet oder einfach mal das Freizeitangebot in den Städten nutzen möchte, stößt ziemlich schnell an Grenzen. Hier sind der Kreis als Aufgabenträger sowie Bund und Land als Finanziers gefordert, künftig ein deutlich attraktiveres Angebot vorzuhalten, wenn man eine echte Verkehrswende herbeiführen möchte.