Mistelschnitt in der Rhön Bäume von Plagegeistern befreit

Lea Hohmann

Lernen am lebenden Objekt: Ein länderübergreifender Pflegezonentag im Biosphärenreservat Rhön zeigte, wie Obstbäume von Misteln befreit werden. Die Halbschmarotzer bedrohen Streuobstwiesen.

 
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Der zertifizierte Baumwart Robin Heyder befreit beim Pflegezonentag einen Baum in der Thüringer Rhön von Misteln. Foto: Nadine Weider

Warum sind Misteln eigentlich schädlich? Und wieso braucht es für Streuobstwiesen überhaupt eine besondere Pflege? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Workshops, die anlässlich des länderübergreifenden Pflegezonentages im Biosphärenreservat Rhön angeboten wurden. Bei strahlendem Herbstwetter kamen kürzlich zahlreiche Freiwillige zusammen, um die fachgerechte Pflege von Streuobstwiesen zu erlernen und so den Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten zu schützen.

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Im thüringischen Teil des Biosphärenreservats fand ein Workshop mit Robin Heyder statt: Am Pflegezonentag versammelten sich Interessierte auf einer Streuobstwiese in Hümpfershausen, um gemeinsam mit dem zertifizierten Baumwart Robin Heyder, dem Landschaftspflegeverband Thüringer Rhön, der Rhöner Apfelinitiative und der Thüringer Biosphärenreservatsverwaltung die Grundlagen des Mistelschnitts zu erlernen und die Bäume vor Ort von dem schädlichen Halbschmarotzer zu befreien. Der Erhalt dieser naturschutzfachlich wertvollen Lebensräume stand dabei im Vordergrund.

Im hessischen Teil der Rhön nahmen über 20 Interessierte an einem Workshop zum Thema „Streuobst naturschutzfachlich sinnvoll pflegen“ im Forstamt Hofbieber teil. Unter der kompetenten Anleitung des Baumwartes Martin Trabert erhielten die Teilnehmer zunächst eine fundierte theoretische Einführung. Anschließend ging es auf eine nahe gelegene Streuobstwiese bei Schloss Bieberstein, wo das neu erworbene Wissen direkt angewendet werden konnte. „Hier geht es nicht um die Maximierung des Ertrags, sondern um einen naturschutzfachlichen Baumschnitt, der die Langlebigkeit der Bäume sichert“, erklärte Martin Trabert in Hofbieber. Mit viel Engagement schnitt die Gruppe die Bäume und entfernte schädliche Misteln, um so zur Gesundheit der Obstbäume beizutragen. Viele Teilnehmer zeigten sich begeistert und motiviert, das Gelernte auch in ihren eigenen Gärten anzuwenden.

Auch in Bayern wurde tatkräftig angepackt: Mit zehn Streuobst-Interessierten aus Ostheim, Nordheim, Windheim und dem Schweinfurter Raum konnten im Rahmen eines Aktionstages insgesamt 13 Bäume beispielgebend gepflegt werden. Unterstützt wurde das Team der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön dabei von Hannelore Rundell vom Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld und Jonas Stelz, Streuobstkoordinator von Unterfranken. Ranger und Baumwart Maik Prozeller gab hilfreiche Tipps zur Mistelpflege und zeigte, wie der Halbschmarotzer baumschonend entfernt werden kann. Das Angebot der freischaffenden, zertifizierten Baumwarte, die für die Pflege der Streuobstbäume beauftragt werden können, sowie öffentliche Fördermöglichkeiten des Freistaats Bayern durch den Streuobstpakt Bayern wurden vorgestellt. Interessierte können sich hierfür an den Landschaftspflegeverband des Landkreises Rhön-Grabfeld bzw. des Landkreises Bad Kissingen oder bezüglich der Baumwarte auch an den Verein Rhöner Apfelinitiative wenden.

Die Streuobstwiesen der Rhön sind nicht nur ein idyllischer Anblick, sondern auch ein Schatz für die biologische Vielfalt und ein Rückzugsort für viele Tier- und Pflanzenarten. Mit jedem Schnitt trugen die zahlreichen Helfer dazu bei, diesen wertvollen Lebensraum zu bewahren und die Geschichte der Rhöner Kulturlandschaft fortzuschreiben.

Die Pflegezonen in der Rhön: Unesco-Biosphärenreservate werden in Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen eingeteilt. Während in den Kernzonenflächen die Natur ihrer eigenen Entwicklung überlassen wird und dort keine wirtschaftliche Nutzung mehr stattfindet, geht es in der Schutzgebietskategorie Pflegezone darum, die Ziele des Natur- und Artenschutzes gerade mithilfe von Landschaftspflege und angepasster Landnutzung zu erreichen.