Er sei ein Verfechter davon, den Bürgern wieder eine Perspektive und ein Stück ihrer Grundrechte zurück zu geben. „Dass endlich ein Strategiewechsel passieren muss, ist aber leider nicht die vorherrschende Meinung“, bedauerte er. Auch wenn die meisten in der Runde gern etwas anderes von ihm gehört hätten, rechneten sie ihm die klaren Worte hoch an. „Schade, dass es bei den gesetzgebenden Entscheidungsträgern noch nicht angekommen ist“, meinte Bürgermeister Fabian Giesder. „Ich muss Ihnen ganz sehr danken, dass Sie hier Klartext gesprochen haben. Sehen Sie, dass ein Umdenken einsetzt?“, meldete sich Falk Grimm, Fraktionsvorsitzender von Pro Meiningen. „Beim Ministerpräsidenten sehe ich das nicht und da ist er nicht allein“, antwortete Tiefensee. „Es sind zwei Denkschulen unterwegs in Deutschland. Die eine vertrete ich. Ich finde, wir müssen lernen, wie man mit hohen Inzidenzen umgeht, sonst können wir in den nächsten acht Wochen noch immer nicht aufmachen“, fürchtete er. „Wir müssen dafür sorgen, dass andere Kriterien eine Rolle spielen. Beispielsweise sind nur 23 Prozent der Intensivbetten in Thüringen mit Covid-Patienten belegt.“ Er sei für die Öffnung des Einzelhandels. Dort würden nur 20 Prozent des Umsatzes gemacht, 80 Prozent in den Märkten. Ebenso könnten Campingplätze, Ferienhäuser und -wohnungen problemlos an den Start gehen, denn hier seien Familien unter sich – wie zu Hause. „Wir müssen die wahren Infektionstreiber finden. Wo sind sie denn? In den Gaststätten und Geschäften nicht, die haben zu. Die Ansteckungen geschehen meist im häuslichen Umfeld und generell in geschlossenen Räumen“, sagte der Minister. Gebraucht würden zudem klare Quarantäneregeln, um Infektionsketten zu unterbinden. Und natürlich müsse viel geimpft werden. Hier habe Deutschland leider versagt.