Alexander Knopf berichtete, immer noch kein Überbrückungsgeld und kein Kurzarbeitergeld bekommen zu haben. „Da geht es vielen Kollegen so.“ Seine dringende Bitte an die Politik: „Bitte entscheidet euch für eine App, nehmt Geld in die Hand und macht Werbung dafür. Auch fürs Impfen und Testen, um Akzeptanz in der Bevölkerung zu finden. Wir sind die Leidtragenden der Pandemie.“ Es spreche durchaus einiges dafür, mehrere unterschiedliche Apps zu nutzen, mit einer Schnittstelle dazwischen, antwortete der Minister. SPD-Landtagsabgeordnete Janine Merz ist überzeugt, dass die Akzeptanz von Impfungen und Testungen erhöht werden können, wenn damit mehr Freiheiten möglich werden, wie etwa Einkaufen.
„Die Inzidenz muss weg“, war sich Stadtrat Michael Krämer mit den meisten einig. Allerdings lehnte er auch die Testung ab. „Das macht das ganze Volk nur noch verrückter. Die Tests sind untauglich. Wir landen in einem Überwachungsmechanismus. Ich möchte so nicht wieder Gastronomie machen. Dann mache ich nicht wieder auf.“ Bürgermeister Fabian Giesder widersprach entschieden. Verlässliches Öffnen brauche die Akzeptanz der drei Säulen Impfen, Testen und Kontaktnachverfolgung.
Landtagsabgeordneter Patrick Beier (Linke) fragte, an welchen Zahlen man sich orientieren solle, wenn nicht am Inzidenzwert. Die entscheidende Quote, antwortete der Minister, sei heute, wie viele Covid-Patienten auf den Intensivstationen liegen.
Gabriele Weschenfelder trug ihm ihre Sorge an, dass enorme psychische Probleme in den Familien und bei den Geschäftsleuten entstanden sind. Sie verstehe zudem nicht, warum keine zwei Leute in ein Geschäft gehen dürfen, aber sich „die Menschen im Kaufland stapeln“. Diese Ungereimtheiten ärgern auch Tiefensee. „Ich verstehe, warum sie verzweifeln. Für mich ist das auch nicht schlüssig. Aber diejenigen, die sagen, wir wollen keine Mobilität erzeugen, setzen sich im Moment leider durch.“ Die Plausibilität der Entscheidungen kritisierte ebenso-Fraktionschef Ulrich Töpfer und sprach sich klar für die Öffnung der Innenstadt aus. Fabian Giesder kündigte an, dass künftig die Supermärkte die Kontrollschwerpunkte sein werden. Die seien beim Umsetzen ihrer Hygienekonzepte nicht gut aufgestellt.
Gastronom Falko Herting sah in Bezug auf die App „die Trägheit unseres Gesundheitsamtes kritisch. Die Erkenntnisse kommen vielleicht nicht schnell genug an oder können nicht zügig nachverfolgt werden“. Auch bat er darum, alles „oben anzubringen, was heute geredet“ wurde. „Meine Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Uns steht das Wasser bis zum Hals. Ich hoffe, dass wir überleben. Wir sind ja auch Sozialarbeiter, nicht nur Gastronomen.“ Das Kurzarbeitergeld, so Tiefensee, sei für den Osten viel zu niedrig. „Wir müssen dringend was für die Klientel tun, die nichts mehr oder nur noch wenig auf dem Konto haben.“
Als der Bürgermeister am Ende noch mal alle aufforderte, Einfluss über Landtag und Verbände und auf allen Kanälen auszuüben, hatte sich Wolfgang Tiefensee schon verabschiedet. Landtagsabgeordneter Michael Heym (CDU) ließ sich noch mal bestätigen, dass „die wirklich gute Initiative“ über den Landkreis hinaus geht. Mit Südthüringer Themen falle es leichter, „unser Wort anzubringen und bestimmte Häuser zu missionieren“. Ein General-Lockdown könne jedenfalls nicht das Mittel der Zukunft sein.
Einig waren sich alle, dass es im April eine Fortsetzung dieser Gesprächsrunde geben wird und bis dahin jeder versucht, seinen Einfluss geltend zu machen, damit das Land den Mut für einen Strategiewechsel aufbringt. any