In New York genoss Mamdani zuletzt Celebrity-Status. Wenn der 34-Jährige irgendwo auftauchte, stupsten junge Frauen ihre Freundinnen an: "Oh mein Gott, da ist Zohran!" Er wurde umarmt, um Selfies gebeten. Seine Inhalte erreichten online ein Millionenpublikum, und das weit über New York hinaus.
Dem jungen Politiker werden bereits Qualitäten eines Barack Obama nachgesagt. Kurz vor der Wahl berichtete die "New York Times", der Ex-Präsident habe Mamdani telefonisch angeboten, ihm künftig beratend zur Seite zu stehen. Mamdani wisse die "unterstützenden Worte" von Obama sehr wertzuschätzen, ließ seine Sprecherin mitteilen.
Junge Großstädter feiern Mamdani
Wenngleich Mamdani sich populistischer Mittel bediente - etwa, als er im Anzug in den eiskalten Atlantik vor Coney Island watete, um seinen Slogan "Freeze the Rent" ("Mieten einfrieren") zu bewerben - hatte das selten einen plumpen Anschein. Als Abgeordneter trat er 2021 in Hungerstreik, um auf die Lage von New Yorker Taxifahrern hinzuweisen, die nach einem Wertverfall ihrer teuren Lizenzen in existenzielle Not geraten waren. Wegen solcher Aktionen - und sicher auch wegen seines unbestreitbaren Charismas - ist Mamdani einer, dem viele New Yorker Glaubwürdigkeit attestieren.
Seine glühendsten Unterstützer sind junge, gut ausgebildete Großstädter, die fühlen, dass das Kernversprechen der USA - Aufstieg durch Leistung - für sie nicht mehr gilt. Sie haben hohe Studienschulden, immer seltener stabile Jobs und zahlen horrende Mieten. Familienplanung ist vor allem eine Geldfrage: In New York kostet Kinderbetreuung schnell mehr als 20.000 Dollar im Jahr. Aber auch bei Menschen aus der Arbeiterklasse, von denen viele einen Migrationshintergrund haben, war die Begeisterung für Mamdani groß. So versammelte er eine breite Bewegung hinter sich.
Bedenken bei der Parteispitze
Allerdings teilen nicht alle die Begeisterung. Seine drastische Israel-Kritik stößt in Teilen der vielfältigen jüdischen Bevölkerung New Yorks auf Ablehnung. Ältere schwarze und lateinamerikanische New Yorker sehen in dem kosmopolitischen Millennial aus privilegiertem Hause das Gesicht jener Gentrifizierung, die ihre Mieten steigen lässt.
Mamdani bemühte sich, auch zu diesen Menschen Brücken zu schlagen. Auf der Bühne sagte er nach seinem Wahlsieg, er wolle ein Rathaus führen, dass jüdischen New Yorkern "standhaft zur Seite steht und im Kampf gegen das Übel des Antisemitismus nicht wankt".
Die Parteiführung der Demokraten tut sich schwer mit dem lautstarken Linken. Es bestehen große Zweifel, ob sein Erfolgsrezept über das progressive New York hinaus verfangen kann. Man fürchtet, sein Image könnte Wähler anderswo verschrecken – und glaubt nicht, dass der junge Politiker den 116 Milliarden Dollar schweren Haushalt der Metropole sowie Hunderttausende Beamte managen kann.
Demokraten in der Identitätskrise
Mamdanis Wahlsieg ist für gemäßigte Demokraten aber durchaus eine Warnung: Seit Trumps Rückkehr hat die Partei noch keine gemeinsame Linie gefunden - und der Sieg des Linken offenbart einen ideologischen Graben. Soll sie im Kampf gegen Trump dem linken Flügel folgen, der Umverteilung als Lösung sieht? Oder dem Kurs der Mitte treu bleiben? In den Kongresswahlen 2026 beabsichtigen linke Kandidaten, etablierte Amtsinhaber herauszufordern.
Mamdani wirft Demokraten und Republikanern gleichermaßen vor, wegen ihrer Abhängigkeit von Großspendern die Arbeiterklasse aus dem Blick zu verlieren. Für seine Steuerpläne braucht er allerdings das Parlament des Bundesstaates sowie New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul - und die hält von höheren Steuern gar nichts.
In seiner Rede machte der künftige Bürgermeister deutlich, dass er die im Wahlkampf mobilisierte Bewegung weiter nutzen will, um seine Vorhaben durchzusetzen. Die Energie der vergangenen Monate solle nicht verpuffen. "Diese Macht gehört Euch", rief er zum Schluss. "Und diese Stadt gehört Euch."