Messe Erfurt Comic-Figuren und PC-Spiele locken junge Leute

Sie kopieren Science-Fiction-Helden, Comicfiguren oder Charakter aus Computerspielen, sie schlüpfen in irre Kostüme, und schrille Rollen,  leben ihre  Freizeit in diesen Fantasiewelten:  Tausende Fans dieser aus Japan stammenden Jugendkultur trafen sich am Wochenende in Erfurt.  Manga, Anime , Games und Cosplay heißen die drei Stichworte dieser bunten Szene, die der Messer „MAG-C“ ihren Namen geben.

 
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Die Sturmtruppen des Imperiums kommen kaum durch, bestenfalls langsam voran. Anders als bei den Rebellen in einer weit, weit entfernten Galaxis, sind sie hier so beliebt, dass die kaum einen Schritt tun können, ohne dass jemand ein Foto mit ihnen will. Die beiden Männer, die in den weißen Anzügen stecken, kommen jedem dieser Wünsche geduldig nach. Aller Wahrscheinlichkeit nach wussten sie, was auf sie zukommen würde, wenn sie auf dieser Messe in den Kult- Verkleidungen aus der Star-Wars-Saga („Krieg der Sterne“) auftauchen würden. Jedenfalls wirken sie von dem großen Interesse an ihnen weit weniger überrascht, als Imperator Palpatine, als er im irdischen Jahr 1983 in die „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ von Darth Vader in einen Reaktorschacht geworfen wird

Derlei Gedränge und großes Interesse umgibt an diesem Wochenende allerdings nicht nur die beiden Sturmtruppler. Auch in den anderen Gängen der Halle 2 der Messe Erfurt geht es am Samstag und Sonntag ausgesprochen eng zu, als sich die Fans einer zumindest ursprünglich japanischer Spielekultur zur sogenannten MAG-C dort treffen. Auf dieser Messe – deren Abkürzung sich aus den Anfangsbuchstaben von Manga, Anime, Games und Cosplay zusammensetzt – tauchen tausende überwiegend junge Menschen in fantasievolle Parallelwelten ab. In solche, die es schon seit Jahrzehnten gibt – wie etwa Star Wars – und in solche, die noch ziemlich jung sind und die in einer größeren Öffentlichkeit völlig unbekannt sind.

Überall auf dem Messegelände sind deshalb insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene in teilweise ausgesprochen aufwändig gemachten Verkleidungen unterwegs. Elfen, teilweise mit übergroßen Schwertern oder Hämmern bewaffnet, treffen dort auf teuflische Wesen, treffen dort auf Charaktere aus digitalen Ego-Shootern, treffen dort auf überlebensgroße Hunde und Füchse, deren lange Schwänze oft auf dem Boden schleifen und den ein oder anderen Besucher straucheln lassen, als er im Gedränge darauf tritt.

So viele Menschen wollen zu dieser Messe, dass sich am Samstagvormittag eine mehrere hundert Meter lange Schlange vor den Eingangstüren des Messegeländes bildet. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee kann deshalb bei seinem Messe-Rundgang kurz nach deren Eröffnung bilanzieren: „Hier ist richtig volle Hütte.“ Nach Angaben der Messe Erfurt waren etwa 4000 Karten für die Messe im Vorverkauf umgesetzt worden. Am Ende zählten die Veranstalter insgesamt etwa 11 500 Besucher für die zweitägige Veranstaltung.

Auch Vertreter der japanischen Botschaft in Deutschland freuen sich während des Rundgangs mit Tiefensee. „Wie lebendig es hier zugeht“, staunen sie und wundern sich, „welches Interesse einem Teil der japanischen Kultur hier entgegengebracht wird“.

Wie sehr so ziemlich alles, was mit Computerspielen zu tun hat, seinen Anfang in Japan genommen hat, lässt sich auf dieser Messe in der sogenannten Retro-Area erleben. Hier stehen Original-Spielecomputer, mit denen in den 1980er und 1990er Jahren, der Hype um digitale Fantasiewelten begann, der immer auch analog begleitet worden war. Etwa durch Kostümpartys. Oder Comics. Und umgekehrt.

Und auch wenn beispielsweise die Grafik, die solche Rechner bieten, sich nicht einmal im Ansatz mit dem messen können, was moderne Konsolen leisten können: An diesem Tag sitzen selbst Kinder und Jugendliche gebannt vor diesen Geräten – entwickelt und auf dem Markt lange, lange bevor sie geboren wurden – und spielen statt in Bunt in Monochrom Klassiker wie „Supermario“.

Selbst die beiden Sturmtruppler schaffen es irgendwann bis zu diesen Computern, die ihnen eigentlich ziemlich vertraut sein sollten. Der erste Star-Wars-Film – „Eine neue Hoffnung – kam 1977 in die Kinos.

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