Denn aus den darin genannten Annahmen ergeben sich womöglich Aufgaben vor Ort. Ritschenhäuser und Birxer Räte müssen ebenfalls überlegen, wie sie dem Nachwuchs auch in kommenden Jahren beste Rahmenbedingungen bieten. Ihre Einwohnerzahl sinkt laut Berechnung nur um zehn Einwohner, das entspricht einem Rückgang von 3,3 bzw. 7,25 Prozent. Dagegen müssen Schmalkalder (-13,8 %) und Meininger Stadträte (-12 %) eher darüber nachdenken, wie sie die soziale und gesundheitliche Betreuungslandschaft eventuell neu aufstellen.
Für die beiden Städte lohnt sich ein Blick auf die Gruppe der über 70-jährigen Bewohner. Deren Anteil an der Bevölkerung wird gegenüber 2019 wohl deutlich zunehmen. Dahinter verbirgt sich einerseits die Entwicklung, dass Menschen immer älter werden. Zum anderen ist aber in beiden Kommunen der Trend zu verzeichnen, dass Senioren von den umliegenden Dörfern in die Stadt ziehen.
Die beiden größten Kommunen im Kreis bieten eben doch kurze Wege. Alle benötigten Verkaufseinrichtungen sind genauso wie Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser in der Nähe. Obendrein rollen Bus und Bahn nicht nur zwei, drei Mal am Tag vor der Haustür, sondern bieten viele Verbindungen.
Freilich weisen die Macher dieser ersten Gemeinde-Bevölkerungsvorausberechnung daraufhin, dass ihre Statistik keine Prognose darstellt. Sie haben lediglich die Entwicklung der Jahre 2017 bis 2019 fortgeschrieben. Warum in diesen Jahren einige kleinere Orte ihre Einwohnerzahl halten konnten, ist darin nicht berücksichtigt. Vielleicht entstand kurz zuvor ein Wohngebiet im Dorf, was für Zuzug sorgte. Oder es hatte sich ein Unternehmen neu angesiedelt, das eigenes Personal mitbrachte, dass nun im Ort heimisch wurde. Solche und andere Aspekte waren aber nicht Gegenstand der Überlegungen.
Dann ist noch der Trend vorhanden, dass die Jugend nach Ausbildung und Studium mal mehr, mal weniger in andere Regionen abwandert. Auch dieser Fakt war nicht Gegenstand der Untersuchung. Dennoch bietet die Berechnung eine Vorschau auf das, was der Region an Leerstand blüht, wenn sich Politik nicht der Probleme ihrer Einwohner annimmt. Denn die Suche nach besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen zieht vor allem die jüngeren Menschen aus dem Landkreis immer noch über den Rennsteig oder die Landesgrenzen hinweg in wirtschaftlich stärkere Regionen.
Zwischen Rennsteig und Rhön bleiben zumeist die Älteren. So wächst in Meiningen der Anteil der 70- bis 75-jährigen Frauen und Männer in der Stadt bis 2040 um 26,8 Prozent, auch der Anteil der 75– bis 80-jährigen Bürgern steigt laut der Berechnung um 11,5 Prozent. Dagegen schrumpft die Gruppe der 30- bis 35-jährigen Meininger (das ist die Generation der nach der Jahrtausendwende Geborenen) um mehr als ein Drittel. Statt rund 1600 leben in 19 Jahren wohl nur noch 1020 Meininger in dem Alter in der Stadt. Bei den 35- bis 40-Jährigen ist die Entwicklung nicht viel besser, ihr Anteil an der Meininger Bevölkerung sinkt auf 67 Prozent gegenüber dem Wert von 2019.
Für lokale Planungen seien „die Gemeinde-Bevölkerungsvorausberechnungen ein geeignetes Mittel, um die zukünftige Bevölkerungsentwicklung vor dem Hintergrund der letzten Jahre abschätzen zu können“, erklären die Statistiker um Susanne Knabe vom TLS.
Angesichts der zum Teil sehr dynamischen Bevölkerungswanderungen sind Vorausberechnungen für die kleinen Gemeinden unter 5000 Einwohnern, das betrifft 85 Prozent aller kreisangehörigen Gemeinden in Thüringen, allerdings sehr unsicher. Aus der Aussage lässt sich schließen, dass auch Obermaßfeld-Grimmenthal (2019: 1249 Einwohner / Berechnung 2040: 1250 Einwohner), Ritschenhausen (2019: 328 / 2040: 320) und Birx (2019: 160 / 2040: 150) sich nicht nur auf der sicheren Seite wähnen dürfen. Für Ellinghausen heißt es hingegen, dass der drohende Rückgang vielleicht doch nicht so gravierend ausfällt. Der Ort zählte 2019 insgesamt 220 Einwohner, deren Zahl bis 2040 aber auf 130 sinken soll.
Für größere Städte wie Meiningen und Schmalkalden bildet die berechnete Einwohnerzahl aber nicht nur eine Momentaufnahme. Diese Zahlen markieren eher den für ganz Thüringen geltenden Trend. Die Kommunen im Freistaat werden der Berechnung nach im Jahr 2040 im Durchschnitt etwa 15,1 Prozent weniger Einwohner zählen. Dem Umstand, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung um drei Jahre steigt, können sich die Gemeinden und Städte obendrein nicht entziehen.
Der Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2040 kann vermutlich nur noch abgebremst, aber nicht mehr aufgehalten werden, lautet die indirekte Botschaft der Vorausberechnung.