In einer 2024 Studie des Teams um Arne Tobian von der Universität Stockholm und Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), wurde auch untersucht, inwieweit die Verletzung einer Grenze zur Überschreitung einer anderen führen kann. Um das zu erforschen, hat sich das Team auf die Veränderungen konzentriert, die der Klimawandel in den wichtigsten Waldregionen der Erde verursacht.
Es zeigte, dass die Erhöhung der Erdtemperatur in den kommenden Jahrhunderten zu kritischen Überschreitungen im Waldbereich führen kann. So könnten die nördlichen Wälder (boreale Wälder) im Extremfall auf ihrer derzeitigen Fläche aussterben und weiter nördlich wachsen. Die Wälder mittlerer Breiten könnten Richtung Norden folgen, während die tropischen Wälder in der Fläche leicht zulegen könnten, zeigt die Studie in einer Simulation. Dies und andere Faktoren würden auch zu einer weiteren Veränderung des Süßwassers führen und Rückkopplungen mit dem Klima selbst hervorrufen.
Das Expertenteam betont, wie bedeutend es ist, diese planetaren Grenzen als eine vernetzte und voneinander abhängige Stabilitätsstruktur zu betrachten. Politische Maßnahmen, die den Druck auf eine Grenze mindern, könnten sich auf die Stabilität des Erdsystems in anderen Dimensionen der planetaren Grenzen auswirken. Dieses Verständnis ist wichtig, um herauszufinden, welche Maßnahmen ergriffen oder vermieden werden sollten, um einen positiven Einfluss zu schaffen.
Deutschland lebt seit Mai auf Pump
Nach den Berechnungen des Global Footprint Network sind die natürlichen Ressourcen in Deutschland bereits am 2. Mai verbraucht gewesen. Großen Einfluss auf den Verbrauch natürlicher Ressourcen hat laut Germanwatch dort der hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten.
Um den Ressourcenverbrauch zu senken, fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein Gesetz mit klaren Schutzzielen. Das sei notwendig, um Verantwortlichkeiten zu schaffen und Anreize für eine nachhaltige Wirtschaft zu geben, teilt BUND-Vorsitzender Olaf Bandt mit.
Laut BUND gibt es drei Komponenten für eine Nachhaltigkeitsstrategie: Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Letzteres ist eine Art Genügsamkeit und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Angesichts der begrenzten natürlichen Ressourcen und des Klimawandels zielt sie darauf ab, Energie und Materialien zu sparen, wobei oft der Lebensstil jedes Einzelnen angesprochen wird. "Ein Schlüssel, um wirklich weniger zu verbrauchen, liegt in mehr Suffizienz – nach dem Motto: weniger Ressourcenverbrauch, mehr Lebensqualität", heißt es seitens BUND.
Positiver Ausblick
Germanwatch hat auch eine positive Nachricht: "Jahrzehntelang hat die Erdüberlastung fast jedes Jahr zugenommen, seit knapp zehn Jahren pendelt sie nun auf hohem Niveau", sagt der Politische Geschäftsführer, Christoph Bals. "Die gute Nachricht ist, dass der Wendepunkt erreicht zu sein scheint."
Als Grund sieht er unter anderem den "weltweiten Siegeszug" der erneuerbaren Energien, der Speichertechniken, der E-Mobilität und der Wärmepumpen. Diese und weitere Trends müssten stark beschleunigt werden, um Klima-Kipppunkte und massive weitere Artenverluste zu verhindern.