DDR-Nostalgie Unsere wunderbaren Jahre

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Zu den Erinnerungen der Thüringer an die DDR.

 
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Mehr als die Hälfte der Thüringer hat ein positives Bild von der DDR. Also alles Unverbesserliche, Undankbare, ewig Gestrige. Wer so denkt, macht es sich zu einfach. Die Sache ist komplexer. Unsere Erinnerung funktioniert nun mal so, dass sie das Positive gerne aufbewahrt und das Negative verdrängt. Wäre es nicht so, bräuchten wir viel mehr Psychiatrien. Es ist eine Überlebensstrategie.

Woran erinnert sich also jemand, der die DDR erlebt hat, in der Rückschau zuerst? An das, woran sich jeder erinnert. An die erste große Liebe – und nicht an den Schießbefehl. An die erste Reise ohne Eltern nach Budapest – und nicht an den Grenzbahnhof Probstzella. An die erste eigene Wohnung unterm löchrigen Dach – und nicht an die staatlich Wohnraumlenkung. An den ersten Sex, das erste Auto, das Aufstehen ohne die Wehwehchen des Alters... Er erinnert sich an ein Land, das es so in Wirklichkeit nie gegeben hat – wie im Übrigen jeder andere auch, egal, wo er lebt.

Wer es aber mit dem Erinnern ernst meint, der muss in die Tiefe gehen, muss ran ans Verdrängte. Erinnerungsarbeit. Da finden sich die negativen Seiten der DDR. Und dass diese, trotz des positiven Bildes, bewirken, dass die DDR kaum einer zurückhaben will, spricht am Ende eben doch für die Thüringer. volker.kring@insuedthueringen.de

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