Meinung Test-Offensive hat im Rekordtempo Fahrt aufgenommen

Im Ilm-Kreis wird fleißig getestet. Das ist bemerkenswert, auch wenn der Start schneller hätte kommen können, meint Danny Scheler-Stöhr, Leiter der Lokalredaktion in Ilmenau.

 
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Corona-Schnelltest. Foto: /Carl-Heinz Zitzmann

Arnstadt/Ilmenau - Unter den Blinden ist der Einäugige König, so ein gängiges Sprichwort. Und irgendwie trifft eben dieses Sprichwort auf die aktuelle Schnelltest-Strategie und den Landkreis zu. Seit dem 10. März werden nun auch im Ilm-Kreis kostenlose Corona-Schnelltests für alle Bürger angeboten. Etwas spät, denn immerhin wurde anderswo schon einige Woche früher und auf eigene Kosten getestet, während der hiesige Landkreis noch darauf wartete, dass der Bund bei der Übernahme der Kosten bereitwillig die Hand hebt.

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Dass hier so gezögert wurde, kann man kritisieren. Wie sich allerdings die Schnelltest-Infrastruktur seit dem Start der kostenlosen Bürgertests im Ilm-Kreis entwickelt hat, ist beachtenswert. Schon innerhalb der ersten Tage gab es die Tests an etlichen Standorten. 20 Teststationen im ganzen Kreisgebiet gibt es laut interaktiver Karte des Landratsamtes mittlerweile. 648 Schnelltests wurden seit dem 10. März nach Angaben des Landratsamtes gemacht. Dabei ist aber zu beachten, dass nicht alle Teststellen Rückmeldung an die Kreisbehörde geben, die Anzahl der tatsächlichen Tests also noch wesentlich höher ausfallen sollte.

Wie schnell und unkompliziert so ein Schnelltest wirklich funktioniert, habe ich vergangene Woche selbst getestet: Schnell einen Termin gemacht, dann zur Apotheke gefahren. Nach gut fünf Minuten war die – zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftige – Prozedur vorbei. Nach weiteren 15 Minuten hielt ich ich mein – im positivsten Sinne – negatives Ergebnis in den Händen. Fertig.

Landrätin Petra Enders und ihr Beigeordneter Kay Tischer hatten vor knapp zwei Wochen eine Schnelltest-Offensive angekündigt und großmundig versprochen, dies in Rekordzeit umzusetzen. Heute kann man attestieren: Sie haben Wort gehalten. Das verdient Anerkennung.

Denn wie sich zeigt, sind auch in der zweiten Woche nach Übernahme der Testkosten durch den Bund noch lange nicht alle Landkreise so weit vorangekommen. Der Blick nach Sonneberg verdeutlicht das beispielhaft: Dort gibt es seit Montag die ersten Testmöglichkeiten – an gerade einmal zwei Standorten im gesamten Landkreis und montags bis freitags nur für lediglich zwei, samstags für zweieinhalb Stunden.

Da ist der Ilm-Kreis, auch wenn es durchaus hätte früher passieren können, deutlich weiter. Oder um es bewusst etwas spöttisch zu sagen: Unter den Blinden ist der Einäugige König.