Natürlich gibt es sie, die wohlfeilen Erklärungen dafür, warum die Spritpreise so hoch sind. Der Krieg ist schuld, klar. Und die Entscheidung Europas, kein russisches Öl mehr kaufen zu wollen. Solche Entscheidungen haben Konsequenzen: Wird eine Ware knapp, dann steigt der Preis. Genau das ist beim Öl passiert. Allerdings taugt die Erklärung nicht als Begründung für die regionalen Unterschiede in Deutschland. Natürlich bekamen wir auch dafür in den vergangenen Monaten viel zu hören. Benzin sei in Thüringen deshalb so teuer, weil der gesamte Osten praktisch abhängig sei von den Raffinerien in Leuna und Schwedt und diese den Verzicht auf russisches Öl nun teuer bezahlen müssten. Warum aber ist dann Kraftstoff in Berlin oft viel günstiger als in Thüringen, wenn doch beides im Osten Deutschlands liegt und beide Regionen in hohem Maße abhängig sind von Leuna und Schwedt? Der wahre Grund für die hohen Preise im Freistaat dürfte pures Kalkül sein. In Berlin haben die Menschen Alternativen zum Auto. Wird das Benzin zu teuer, steigen sie auf die U-Bahn um. Thüringer können das in den allermeisten Fällen nicht tun. Und weil das die Mineralölkonzerne wissen, schlagen sie ein paar Cent oben drauf. Manche nennen das Markt, Abzocke trifft es aber auch ganz gut. jolf.schneider@insuedthueringen.de
Meinung In der Abhängigkeit gefangen
Jolf Schneider 17.01.2023 - 17:17 Uhr