Meininger Kultursommer Von der Mittelalter-Zeitreise bis zum Kneipenbummel mit Musik

Antje Kanzler

Die Sonne sparte sich ihre Kraft wohl für Sonnabend und Sonntag auf und machte am Freitag ein bisschen frei. Zum Glück verregnete das Freitagswetter den Akteuren des Kultursommers in Südthüringen trotzdem nicht ihre Auftritte. Die Besucher mussten sich halt etwas wärmer anziehen.

 
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Meiningen - Auf einen lauen Sommerabend konnte das Publikum der „Legende von den 365 Kindern“ nicht hoffen. Eisiger Wind zog am Freitagabend durch den Schlosshof. Die Darsteller vom Sat-Förderverein Meiningen nahmen die Besucher mit auf eine Reise ins 13. Jahrhundert, als es für die Bevölkerung ums nackte Überleben ging.

Rund 150 Besucher haben es sich in den Stuhlreihen bequem gemacht oder sitzen im Außenbereich der Schlossstuben und genießen ihr Essen. Etliche Gäste hatten zu Hause Winterjacken und Decken eingepackt, wohl wissend, wie lange das opulente Historien-Spektakel andauert und wie mit der Zeit die Kälte in die Knochen zieht. Ein kleiner Imbiss-Stand ist am Eingang des Schlosshofes aufgebaut, um die Zuschauer zwischendurch mit Essen zu versorgen. Gegenüber, am anderen Ende der Elisabethenburg warten die Pferde geduldig in einem Paddock auf ihren imposanten Einsatz. Rund um die hohe Treppe sind Kulissen aufgebaut, die das Publikum darauf vorbereiten, nun für einige Stunden ins Mittelalter entführt zu werden ...

Mit der „Legende von den 365 Kindern” hat sich der Sat-Förderverein Meiningen schon im Vorfeld unglaublich viel Arbeit gemacht, beispielsweise um den Schlosshof in ein Grafenschloss, eine Richterbank, eine Kirche und in einen Kerker zu verwandeln. Auch die mittelalterlichen Kostüme sind ein Hingucker, während die rund 50 Schauspieler singen, tanzen und Theater spielen.

Übrigens wird In der Aufführung wird bis zur Pause noch nicht klar, was es mit den 365 Kindern auf sich hat. Am Ende des – in der Region angesiedelten – Historienspiels wissen das die Gäste natürlich. Die Geschichte kann hier freilich nicht verraten werden, denn in wenigen Tagen will der Sat-Förderverein mit den nächsten Aufführungen weitere Neugierige in den Schlosshof locken und zu einer Reise ins Mittelalter einladen. Verraten sei so viel, dass es sich um eine musicalähnliche Produktion des Amateurtheatervereins handelt - mit wunderschönen Liedern, die dem Besucher Gänsehaut bescheren. Auch für das Auge wird einiges geboten – von den Kostümen bis zu den Pferden. Im Mittelpunkt stehen Ränke, Intrigen, Kriege und die Unwissenheit der damaligen Zeit, aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Es bleibt noch zu erwähnen, welch technischer Aufwand im Freien betrieben werden musste, um die Headset-Mikrofone am Laufen zu halten. Deshalb wurde bereits am Anfang darum gebeten, die Handys in den Flugmodus zu schalten.

Wer am Freitag für sich die Frage „Wohin heute Abend?“ mit „Wir machen einen Kneipenbummel“ beantwortet hatte, fand in der Meininger Innenstadt eine große Auswahl an Gaststätten, an denen Solisten und Bands in großer musikalischer Vielfalt zum gepflegten Abendessen oder zum Feierabendbierchen musizierten. Die Saitensekte machte am Spielplatz im Schlosspark am späten Nachmittag den Anfang. Für die Zuhörer gab es Kaffeegetränke. Wenig später legten weitere Musiker im Stadtzentrum los – vom Christian-Bekmulin-Duo bis zu Remax, vom Smooth Operator bis Sunside Up, von Stefan Groß bis zur Hexenberger Blasmusik – und belebten damit das abendliche Meiningen. Auch am Samstag war, schon tagsüber, immer Bewegung in der Stadt, was hoffentlich dem Meininger Handel half. Für die live gespielte Abendunterhaltung sorgten die Gruppe Autumn Rain auf der Marktbühne und Nele Anders im Schlupfwinkel. sim/any

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