Meiningen. Den Innovationspreis 2009 in der Kategorie „Soziale Verantwortung“ hat die Wohnungsbaugesellschaft mbH Meiningen (WBG) jetzt erhalten.

Der Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft lobt diesen Preis seit Jahren aus. Für die WBG war es eine Premiere. „Wir nehmen unsere soziale Verantwortung gegenüber unseren Mietern sehr ernst“, erklärte WBG-Geschäftsführer Rolf König. Und weil das so ist, wollten König und seine Mitarbeiter ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen und bewarben sich unter dem Thema „Umsetzung eines wohnungswirtschaftlichen und städtebaulichen Projektes am Standort Jerusalemer Straße 21 in Meiningen“ um den Innovationspreis.

„Es ging uns dabei nicht nur um die Baulichkeit des Gebäudes. Vielmehr um das Innenleben.“ König verweist auf die Begegnungsstätte „Wolkenlos“ im Dachgeschoss des Hauses. „Hierbei haben wir uns gedacht: Machen wir mal was völlig anderes. Die Begegnungsstätte ist für die Mieter, damit sie sich zum Schwätzchen treffen können, zum Kaffeetrinken, hier können sie auch ihre goldene Hochzeit oder Geburtstag feiern.“ „Wolkenlos“ nicht als kommerziell vermarktete Dachterrasse, sondern als gemütlicher Treffpunkt mit Weitblick über die Stadt für die Hausbewohner und ihre Gäste.

Weiter punktet Rolf König mit dem Mieterbeirat, der seit sechs Jahren an den sozialen Brennpunkten rund um das WBG-Einzugsfeld den Finger auf die Wunden legt. So fühlen sich die Mieter der WBG nicht allein gelassen – von wegen: Mietvertrag unterschrieben und dann ist Schluss. Nicht so bei der WBG.

„Deshalb haben wir ja auch den Verein ,Miteinander in Jerusalem’ ins Leben gerufen. Mit anderen Vereinen, Mietern, der AWO, dem ASB, dem Sozialwerk, der Lebenshilfe, den Stadtwerken. Ein Verein, der die Sorgen und Nöte der Bewohner hier aufspürt, sich ihrer annimmt, und der dafür sorgt, dass das Zusammenleben in Jerusalem Freude bereitet.“

Auch überzeugte die Jury bei der Vergabe des Innovationspreises, dass die WBG im Haus Jerusalemer Straße 21 eine Außenwohngruppe der Lebenshilfe integriert hat. Sie belegt eine halbe Etage und ist unterdessen zum festen Bestandteil im Hausleben geworden. Trotz anfänglicher Bedenken, ob „normale“ Menschen mit solchen mit Handicap unter einem Dach ohne Streitereien auskommen können. Doch auch hier bewahrheitete sich: Vorurteile sind schnell ausgeräumt, wenn man aufeinander zugeht, miteinander redet.

„Und weil das so gut klappt, wohnen unterdessen auch im ehemaligen Ärztehaus Behinderte und Nichtbehinderte Wand an Wand. Auch dieses Haus verwalten wir. Die Lebenshilfe hat zehn Wohnungen gemietet, das Sozialwerk eine Wohnung als Wohngruppe für drei Leute.“

Engagiert ebenso zeigt sich die WBG in der Arbeitsgemeinschaft Ordnung und Sicherheit im Wohngebiet. „Hier sorgen wir gemeinsam mit den Stadtwerken, der Kommune, dem Landkreis auf unkomplizierte Weise dafür, dass sich die Anwohner wieder sicher fühlen in Jerusalem. Angst hat jetzt keiner mehr, wenn er nachts auf die Straße geht.“

Millionen-Sanierung

Das WBG-Haus in der Jerusalemer Straße 21 ist ein Fünfgeschosser, erbaut 1978 als „Platte“ mit Flachdach. Die WBG modernisierte das Gebäude, investierte 2,52 Millionen Euro – davon allein 384 000 Euro in die Begegnungsstätte. 96 sanierte Wohnungen und Gewerberäume befinden sich nun unter einem Dach.

Den Innovationspreis selbst nahm Rolf König im Suhler Ringberg-Hotel entgegen. Thüringens Bauminister Gerold Wucherpfennig hatte die Schirmherrschaft übernommen. Für die WBG ist die Auszeichnung Ansporn, weiterhin neben Zahlen und Fakten rund um den Geschäftsbetrieb auch die Menschen in ihren Wohnungen zu sehen, ihnen die Hand hinzustrecken, wo Hilfe benötigt wird.
Kerstin Hädicke