Meiningen Ein Nachmittag auf dem Rummel

Lena C. Stawski

Nirgendwo sonst vergeht die Zeit so schnell wie auf dem Meininger Jahrmarkt. Redaktionsvolontärin Lena C. Stawski berichtet über ihr Rummel-Erlebnis.

Meiningen - „Ist das wirklich das Familienprogramm“, schreie ich Christopher Kirchner zu. Im Nebel eingehüllt dreht sich die Welt um mich herum immer schneller und schneller. Meine Haare peitschen mir ins Gesicht. Ich sitze im „Break Dancer“. Das Fahrgeschäft auf dem Meininger Rummel zählt unter anderem zu den beliebtesten Attraktionen. Endlich halten wir an. Ein kleiner Junge läuft begeistert zu seiner Mutter und ruft: „Das war klasse!“ Schwankend steige ich aus. „Das waren nur 40 Prozent“, informiert mich Christopher Kirchner. Der Pressesprecher vom Verband reisender Schausteller in Thüringen begleitet mich auf meiner Rummel-Tour.

„Wollen Sie als nächstes das Kettenkarussell ausprobieren?“, fragt er. Ich verneine. Mein Magen muss sich erst wieder beruhigen. Die nächste Station führt mich daher zum „Glas-Labyrinth“. Das Spiegelkabinett ist die neuste Attraktion auf dem Rummel und feiert in diesem Jahr Premiere. Es zählt in der Geschichte des „Zurschaustellens“ zu den Ursprungs- Attraktionen eines Jahrmarktes, lasse ich mir erklären. Vor dem Eingang bekommen wir weiße Stoffhandschuhe. Sie dienen der Hygiene, damit die Besucher nicht die Scheiben beschmieren. „Immer mit den Händen voran“, rät Kirchner. Über die ersten Hürden wage ich mich in das Labyrinth. Schon stehe ich vor der ersten Wand. „Da geht es wohl nicht weiter“, lacht Kirchner. Zwei Kinder, die nach uns das Spiegel-Kabinett betreten, überholen uns im Eiltempo. Währenddessen stehe ich schon wieder vor der nächsten Glaswand. Schließlich finde ich doch den Ausgang, wo ich die benutzten Handschuhe in eine Wäsche-Tonne werfe. Die Attraktion zählt jetzt bereits zu meinen Favoriten. Wohin soll es nun gehen?

Ich entschließe mich für das nächste Fahrgeschäft und teste den beim Publikum beliebten „Scheibenwischer“. Am Ende bin ich selbst begeistert. Glücklich und zugleich erleichtert wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, schlendere ich über den Jahrmarkt. Die Sonne lässt sich inzwischen blicken. Der Volkshausplatz füllt sich am frühen Nachmittag allmählich mit Besuchern. Der Geruch von Bratwürstchen und Abenteuern liegt in der Luft. Als Lara Croft erweise ich mich beim Luftgewehr-Schießen allerdings nicht: „Kimme und Korn müssen eine Linie bilden“, lasse ich mir am Schießstand erklären. Nachdem ich keine einzige der sich hin- und herbewegenden Metall-Enten getroffen habe, probiere ich es mit „Biathlonschießen“. „Die Kreise bewegen sich immerhin nicht“, sagt Kirchner. Ich ziele auf eine der vielen kleinen Scheiben. Daneben. Endlich ist ein Klick-Geräusch zu vernehmen. Nach sieben Versuchen habe ich ein Loch getroffen. Auf dieses habe ich zwar nicht gezielt, ich freue mich jedoch trotzdem. Mehr Erfolg habe ich beim Dosenwerfen. „Mit mehr Schwung“, feuert mich Kirchner an und ich werfe kraftvoll einen Ball auf eine Pyramide leerer Konserven-Dosen. Leider bleibt die unterste Reihe stehen. Beim Schießen mit einer Spielzeug-Armbrust auf eine Zielscheibe erreiche ich vier von 15 möglichen Punkten. Der Durchschnitt liegt bei zehn. „Übung macht den Meister“.

Von den Spielautomaten auf dem Rummel probiere ich den Münzwurf aus und gewinne immerhin einen Ball. Anschließend angle ich aus einem kleinen Wasser-Becken Quietsche-Enten . „Der Spaß ist etwas für Kleine und Große“, so Kirchner. Beim Auto-Scooter kann ich richtig auf die Tube drücken. Da nur wenige Besucher auf der Fläche sind, geht es beim Fahren dennoch recht human zu. Wenn es rund 15 Autos seien, sehe das anders aus, informiert mich mein Begleiter. Aber im Zusammenstoßen liege der Spaß. Erstaunt stelle ich fest, wie schnell die Zeit vergeht.

Am Ende meiner Tour wage ich mich doch noch auf das Kettenkarussell. Ich bin froh, dass ich mir das Gefährt für den Schluss aufgehoben habe. Wem dieses Fahrgeschäft nicht ausreicht, der kann ab Dienstag eine kleine Achterbahn ausprobieren. Diese wurde jüngst am Nachmittag aufgebaut. Noch ein wenig blass um die Nase gönne ich mir am Stand mit Süßigkeiten eine Portion Zuckerwatte und erstehe das obligatorische Lebkuchenherz. Beides zählt für mich auf Jahrmärkten einfach dazu. Der Rummel in Meiningen hat für jeden was zu bieten, halte ich fest.

 

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