Mehr als eine Tonne Schüler befreien Suhl von Unrat

Überall sind unschöne Müll-Ecken auszumachen. Auch in Suhl. Flaschen, Scherben, Plastik, Kippen verschandeln das Bild und bergen Gefahren. Gemeinsam mit dem Rotary-Club Suhl sammelten 280 Lautenbergschüler zum World Cleanup Day mehr als eine Tonne Müll.

 
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Gerade einmal zwei Stunden dauerte es, bis die 20 Mädchen und Jungen der Klasse 6b der Thüringer Gemeinschaftsschule Lautenberg Suhl erstaunliche 78 Kilogramm Müll in der Hohle, unweit ihrer Schule, zusammengetragen hatten. Ausgestattet mit Westen, Handschuhen und Greifern sowie ausgerüstet mit Eimern und Müllsäcken zogen sie als eine der Truppen der insgesamt 280 Schülerinnen und Schüler los, um am vergangenen Freitag im gesamten Suhler Stadtgebiet Müll zu sammeln, den andere einfach achtlos fallen- oder liegengelassen haben oder ganz bewusst ablegen. Die Hohle ist eine Abkürzung, die auch einige der Schüler gern Richtung Aue nutzen. Nun, mit besonderer Mission unterwegs, zeigten sie sich überrascht, was sie dort alles fanden. „Sonst achtet man gar nicht so darauf“, so die elfjährigen Mädchen Lina, Felina und Emily. Gepackt vom Ehrgeiz sammelten sie, was ihnen unter die Finger und in die Greifer kam. Sogar die Hänge hinauf kraxelten sie, um dort mitzunehmen, was partout da nicht hingehört. Im besonderen Maße landeten Kronkorken, Tüten, Scherben, Flaschen und Plastik in ihren Eimern. Erschreckend fanden sie das Ergebnis ihrer Tour, auf der sie mindestens doppelt so viel Unrat hätten mitnehmen können. Auch für herumliegende alte Reifen, Felgen, Bauschutt oder einen alten Einkaufswagens hatten sie gar nicht die Möglichkeiten. Ein trauriges Gefühl beschlich die Kinder bei der Erkenntnis, „dass gefühlt jeder seinen Müll in die Hohle schmeißt. Aber jetzt, wo wir gesammelt haben, sind wir richtig froh, damit etwas Gutes für die Umwelt geleistet zu haben“, sind sie sich einig. Und das nimmt man ihnen allen gern ab, die übereifrig von ihren Erlebnissen berichten.

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Eine Sisyphusarbeit auf dem Friedberg

Solche hatten auch die Neuntklässler Zoe, Finn, Johanna und Janis, die um die Werkstatt für behinderte Menschen auf dem Friedberg sammelten und die Einrichtung bei ihrem Bemühen unterstützten, für Ordnung zu sorgen. Eine Sisyphusarbeit. „Es war krass, dass dort so viel Müll lag. Das hatte ich mir anders vorgestellt“, zeigte sich nicht nur Zoe entsetzt darüber, was sie alles in den Büschen und auf den Grünflächen fand. Benutzte Windeln, volle Müllbeutel, Taschentücher, Essensverpackungen, überall lag alles wild verstreut umher. „Und kaum hatten wir alles ordentlich, ließen sich gleich wieder Familien auf Decken zum Picknicken nieder“, sagte sie. Ebenso, dass sie nirgends Mülleimer oder -kübel gesehen haben, was jedoch kein Grund dafür ist, seinen Müll nicht auch wieder mitzunehmen. Einen freundlichen Dank bekamen sie von einer Bewohnerin der Erstaufnahmeeinrichtung, die ihnen signalisierte, dass sie sich sehr über den Einsatz der jungen Leute freut und sie ebenfalls ziemlich genervt vom ganzen Unrat ringsum ist.

Viele Erfahrungen nahm auch Katja Schübels Gruppe mit, die seitens der Schule die Aktion vorbereitete. Manch vorbeikommender Autofahrer hielt den Daumen hoch und eine Dame verteilte sogar Mandarinen. „All das bewirkt natürlich auch etwas bei den Schülern“, sagte sie.

Eindeutig positiv aufgefallen

Nette Momente erlebten die Jugendlichen der 10b, die auf die Ottilie gelaufen sind und schon auf dem Weg dorthin reichlich Fundstücke einsammelten. Mit wohlwollend breitem Lächeln wurden sie von einer Gruppe Wanderer angestrahlt. „Die Aktion ist eindeutig positiv aufgefallen“, so Salima Nalgievas Eindruck. Sie befreiten das Areal überwiegend von Scherben und Zigarettenstummeln sowie von manch krassem Fund – wie etwa einen Feuerlöscher – und hatten auch noch Spaß dabei. „Die Aktion schweißte uns ein Stück mehr zusammen. Wir kehrten mit dem Gefühl zurück zur Schule, etwas richtig Wichtiges für die Umwelt getan zu haben. Die Lautenbergschule ist als Umweltschule bekannt für ihre Aktionen. Aber dieser Tag war schon besonders.“

Er wurde möglich, weil der Rotary-Club Suhl im Rahmen des World Cleanup Days eine Partnerschule für eine Sammelaktion in Suhl suchte: Die Lautenbergschule passte perfekt. Rotarier Holger Holland aus Oberhof regte die Idee der Schulzusammenarbeit an. Mit insgesamt 1400 Euro unterstützte der Rotary-Club die Aktion, stellte mit Handschuhen, Warnwesten, Zangen und Bannern die komplette Ausrüstung zur Verfügung. Außerdem ließen es sich Ralph Heymel, der neue Präsident des Suhler Rotary-Clubs, und Rotarier Sven Rabe nicht nehmen, die rückkehrenden Sammler gebührend zu empfangen. Im Schülerclub schmierten und belegten sie mit Unterstützung von vier Schülern der 10b insgesamt 600 Brötchenhälften. „Ohne die Hilfe hätten wir das nie geschafft“, lobte Ralph Heymel, der sich sehr wohl mit seiner Aufgabe fühlte.

Lebenspläne und rotarische Grundwerte

„Wir haben über Lebenspläne geredet und gelernt, wie die jungen Leute ticken. Ebenso haben wir uns über rotarische Grundwerte unterhalten und uns gut ausgetauscht“, so der Präsident weiter, der nicht mit dickem Lob den Sammlern gegenüber sparte. Unterstützung für die Aktion gab es außerdem von Partnern, die Getränke, Brötchen, Belag und Obst sponserten oder zum Freundschaftspreis zur Verfügung stellten.

Am Sehmar, an der Ottilie, am Linsenhofer Teich, Sportplatz Haseltal, Förderzentrum Aue, Tunnelaufgang Domberg, der Sternwarte, dem Friedberg oder Bushaltebereich Bock nahmen die ausgeschwirrten Schüler an Unrat mit, was sie wegtragen konnten und stellten ihn sackweise an vereinbarten Sammelstellen zur Abholung ab. Dabei entdeckten sie so manche illegale Müllkippe. Mehr als eine Tonne Unrat holten sie mit dem erfolgreichen Vormittagseinsatz aus den Suhler Stadtgebieten. Schnell stand fest, dass der Bedarf enorm ist und die Gemeinschaftsaktion im nächsten Jahr auf jeden Fall eine Wiederholung finden wird.