Medienecho Deutschland schaut auf Schleusingen

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Neonazi Marcel Funke spricht, viele Schleusinger applaudieren. Foto: Steffen Ittig/Steffen Ittig

Nazis führen Bürgerproteste an: Diese Schleusinger Vorgänge werden auch in der überregionalen Presse registriert. Mit Kopfschütteln.

 
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„Wie eine kleine Stadt nach rechts abdriftet“: Unter dieser Überschrift hat die „Süddeutsche Zeitung“ aus München die offene Kooperation hunderter Bürger mit Rechtsextremisten im Protest gegen das geplante Flüchtlingsheim in Schleusingen aufgegriffen. Zuvor hatte die Tatsache, dass regelmäßig bis zu 600 Menschen an den Kundgebungen der „Freien Initative Schleusingen“ teilnehmen, obwohl dort Nazis in vorderster Reihe wirken, bereits thüringenweit für Aufsehen und Kopfschütteln gesorgt. Auch die „Süddeutsche“ versucht, Erklärungen für dieses verstörende Vordringen rechtsextremen Gedankenguts in die Mitte der Gesellschaft zu finden. Sie bleibt eher ratlos zurück, wenn sie schreibt: „Die Dinge liegen dicht beieinander in Schleusingen: die Kirche und der Marktplatz, wo seit Wochen Bürger im Schulterschluss mit Rechtsextremisten gegen Geflüchtete auflaufen; die Schule und das leer stehende Krankenhaus, vielleicht bald Flüchtlingsunterkunft; erklärbare Sorge und knallharte Ausländerfeindlichkeit.“ Die Petition „Stoppt Flüchtlingsheim am Schulweg in Schleusingen“ klinge, „als wollten die Menschen einen Gefahrguttransport aufhalten“, so die „Süddeutsche“, die zu den großen und viel beachteten überregionalen Tageszeitungen Deutschlands gehört.

Das Blatt zitiert unter anderem Pfarrer Andreas Barth und den ursprünglichen Initiator der Proteste, René Stubenrauch. Der Bauunternehmer hatte sich zurückgezogen, nachdem er erkennen musste, dass seine Mitstreiter den Schulterschluss mit Nazis suchten. „Das finde ich alles furchtbar“, sagte Stubenrauch gegenüber „Freies Wort“.

„Dabei haben sie gerade hier Erfahrung damit, wie man sich erfolgreich gegen Neonazis zur Wehr setzt“, schreibt die „Süddeutsche“ und erinnert daran, wie die Schleusinger vor 18 Jahren den Versuch Tommy Frencks, den Ort zur Nazi-„Frontstadt“ zu machen, vereitelt hatten. Auch dadurch, dass alle 42 Feuerwehrleute mit Austritt drohten, falls er Mitglied würde. Damals bekam Schleusingen einen Demokratiepreis.

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