„Wie eine kleine Stadt nach rechts abdriftet“: Unter dieser Überschrift hat die „Süddeutsche Zeitung“ aus München die offene Kooperation hunderter Bürger mit Rechtsextremisten im Protest gegen das geplante Flüchtlingsheim in Schleusingen aufgegriffen. Zuvor hatte die Tatsache, dass regelmäßig bis zu 600 Menschen an den Kundgebungen der „Freien Initative Schleusingen“ teilnehmen, obwohl dort Nazis in vorderster Reihe wirken, bereits thüringenweit für Aufsehen und Kopfschütteln gesorgt. Auch die „Süddeutsche“ versucht, Erklärungen für dieses verstörende Vordringen rechtsextremen Gedankenguts in die Mitte der Gesellschaft zu finden. Sie bleibt eher ratlos zurück, wenn sie schreibt: „Die Dinge liegen dicht beieinander in Schleusingen: die Kirche und der Marktplatz, wo seit Wochen Bürger im Schulterschluss mit Rechtsextremisten gegen Geflüchtete auflaufen; die Schule und das leer stehende Krankenhaus, vielleicht bald Flüchtlingsunterkunft; erklärbare Sorge und knallharte Ausländerfeindlichkeit.“ Die Petition „Stoppt Flüchtlingsheim am Schulweg in Schleusingen“ klinge, „als wollten die Menschen einen Gefahrguttransport aufhalten“, so die „Süddeutsche“, die zu den großen und viel beachteten überregionalen Tageszeitungen Deutschlands gehört.