MD-Cup So lieben es Off-Road-Fahrer

Mit etwas über 20 Teilnehmern war das Starterfeld beim 5. Wertungslauf zum MD-Cup im ITT zwar übersichtlicher als sonst – dem Spaß am Off-Road-Fahren tat dies aber keinen Abbruch. Das Wetter sorgte für schwierige Bedingungen – langweilig wurde es dem Publikum damit nicht.

 
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Vor etwas mehr als 20 Jahren war es, als sich Gleichgesinnte aus der Region zusammenfanden und mit dem Off-Road-Team Grabfeld einen Verein gründeten, über den sie fortan ihr Hobby pflegen konnten. Das war und ist bis heute die Fortbewegung in speziell präparierten Allradfahrzeugen im Gelände, abseits von befestigten Straßen. „Es ging damals einfach darum, nicht illegal im Wald umherfahren zu müssen, sondern das Hobby vernünftig zu organisieren, ein Verein hat da mehr Möglichkeiten“, blickt Gründungsmitglied Sebastian Franz zurück. Mit Jens Fleischhauer und Jana Meinunger ist Franz Mitglied im dreiköpfigen Vorstand.

Ein Trainingsgelände fand sich anfangs auf der Deponie in Westenfeld, etwas später am Stillhof bei Sülzfeld. „Was waren das für Veranstaltungen, als noch 80 bis 100 Teilnehmer an den Start gingen.“ Seit 2012 nutzten die Grabfelder, die längst ebenfalls bei Geschicklichkeitsfahrten und Wertungsläufen mitmachten, dann das heutige Areal am Industriegebiet Thüringer Tor (ITT). „Unterstützung kam vom damaligen Landrat Ralf Luther – die Fläche war sowieso noch unbebaut.“ Ein Ende der Nutzung ist allerdings jetzt, nach einem Jahrzehnt, abzusehen – die nebenan gelegene Deko Messebau GmbH will auf dem Areal Parkplätze einrichten. Doch erst einmal wurde zum jüngsten Wertungslauf zum diesjährigen Mitteldeutschen (MD) Cup Trial am vergangenen Wochenende auch das 20-jährige Vereinsjubiläum mit Gleichgesinnten aus der Trial-Szene gefeiert. Zum gratulieren war unter anderem Grabfeld-Bürgermeister Christian Seeber gekommen.

Volle Konzentration mussten die etwas mehr als 20 Starter am Samstag dann mitbringen: Der in den Vorjahren oft knochentrockene Boden war diesmal durch Regen aufgeweicht – das brachte Fahrer, Beifahrer und Fahrzeuge auf schlammigem Untergrund oft an ihre Grenzen beim Bezwingen der acht Sektionen. Und wer dachte, auf der von weitem eben aussehenen Fläche leichtes Spiel zu haben, sah sich getäuscht: „Wir haben schon von Beginn an einen ziemlich anspruchsvollen Parcours modelliert, mit steilen Aufstiegen, engen Kurven und tiefen Wasserlöchern – das maximal Mögliche aus dem Areal herausgeholt“, erläutern Sebastian Franz und Jens Fleischhauer unisono. Trial-Wettkämpfe sind Geschicklichkeitsprüfungen in schwerem Gelände, bei denen weder Streckenbegrenzungen beziehungsweise Markierungen berührt noch zum Stillstand gekommen werden darf. Die gefahrene Zeit spielt für die Platzierung keine Rolle. Gefahren wurde in sieben Kategorien, von seriennah bis Prototyp. Wenngleich der Spaß am Fahren im Vordergrund stand, hatten die Starter dennoch Ehrgeiz genug, um vordere Platzierungen zu kämpfen und verlangten der Technik alles ab.

Und gab es mal einen Schaden – nun ja, alles ist schließlich reparabel. „Das gehört zum Hobby Off Road dazu“, sagt Steffen Dziersk aus Kassel, der mit Ehefrau Angela und einem Fahrzeug der Prototyp-Klasse ins Grabfeld gekommen war. Seit 20 Jahren pflegt Dziersk, der hauptberuflich als Straßenbahnfahrer arbeitet, das Geländewagenfahren. „Der Reiz hat nicht nachgelassen, ich bekomme immer wieder Gänsehaut.“ Bis bei Europameisterschaften ist der Kasseler schon mitgefahren – mehr geht nicht. „Die Familie ist fast immer dabei, jetzt auch der Nachwuchs, da ist ja auch ein Stück Verkehrserziehung dabei.“ Für künftige Off Road Fahrer war ein eigenes Areal abgesteckt, wo Mädchen und Jungen mit Quads üben konnten. Das klappte bei vielen schon recht gut, wie beispielsweise die siebenjährige Lara, die achtjährige Emilia und der neun Jahre alte Lukas begeistert bestätigten.

Ein alter Bekannter, unterwegs mit einem umgebauten GAZ 69 sowjetischer Produktion, war Sandy Hoffmann aus Bettenhausen, Mitglied im ORC Dietzhausen, diesmal mit dem Junior als Beifahrer am Start. Auf die robuste Technik der 1960er-Jahre schwört Hoffmann bis heute. „Ich bin mit solchen Autos aufgewachsen, kenne mich damit aus und möchte nichts anderes fahren.“ Die Sektionen: Eine echte Herausforderung für den Profi, der hofft, dass Sohn Dustin irgendwann in die Fußstapfen des Vaters tritt. Auch wenn viele Starter als Basis Suzuki SJ oder Samurai nutzten, auch andere Fahrzeuge eignen sich für schweres Gelände. Peter Scholz, Chef des 4x4 Club Sonneberg, schwört beispielsweise auf den Lada Niva – der kleine, seit mehr als 40 Jahren nahezu unverändert gebaute Jeep hat seine Geländegängigkeit schließlich oft genug unter Beweis gestellt. „Am Lada kann man alles selbst reparieren.“ Seit 30 Jahren frönt auch Scholz dem Off-Road-Sport, wurde über einen Bekannten darauf aufmerksam und blieb dem Hobby treu.

So ging es auch den anderen Teilnehmern – jede erfolgreich gemeisterte Sektion gab der Begeisterung neuen Auftrieb. Auch wenn die Fahrzeuge im Anschluss über und über mit Schlamm bedeckt waren (die Fahrer meist auch), ein Kühler platzte oder die Felge brach – zur Siegerehrung am Abend war alles vergessen. Und so werden die meisten Starter sich in zwei Wochen beim 6. und letzten Wertungslauf zum MD-Cup in Marisfeld wiedersehen. Bis dahin ist sicher alles repariert. Und die Fahrzeuge werden erneut an ihre Grenzen gebracht – so wie es Off Road Fahrer eben lieben.

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