Max Prosa in Concert „Es braucht auch die Leichtigkeit“

Am Freitag spielt der Singer- und Songwriter Max Prosa mit seiner Band im Rahmen des SoS-Festivals in der Villa Sauer in Suhl. Dort stellt er unter anderem sein neues Album „Wann könnt ihr endlich friedlich sein“ vor.

Max Prosa. Foto: Sandra Ludewig

Hallo Max, wie gehts Dir aktuell – angesichts der sehr unübersichtlichen und irgendwie auch sehr traurigen aktuellen Entwicklungen in der Welt? Stichpunkte: Krieg in der Ukraine, fortschreitende Klimaveränderung, Armut in der Dritten Welt, Spaltung in der deutschen Gesellschaft...

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Ich bekomme das natürlich alles irgendwie mit, aber ich nehme es mir nicht ständig zu Herzen. Ich würde sonst irgendwann zynisch werden und damit wäre niemandem geholfen. Ganz im Gegenteil trete ich als Sänger für das Gegenteil an: dafür, das Wahre und Schöne auf der Welt zu verbreiten, mithilfe von Liedern und Texten. Davon gibt es zum Glück auch immer noch genug zu berichten.

Du warst ja schon immer ein Mensch, der in seinen Songs Stellung zum aktuellen Zeitgeschehen nimmt. Wie wichtig ist es Dir, als Künstler nicht nur zu unterhalten, sondern eben auch Deine eigene Meinung zu sagen?

Ich würde es nicht „Meinung“ nennen, denn Meinungen gibt es wie Sand am Meer. Meine eigene ist gar nicht von Bedeutung. Viel wichtiger sind Perspektiven, wie die von Kindern, die auf einem Baugrundstück Geld finden und darin nicht Geld, sondern „Buntes Papier“ sehen. Im ersten Augenblick ist es für uns eine Kinderei, aber dann können wir erkennen, dass sie die Wahrheit sehen und wir die Getäuschten sind. Es ist buntes Papier. Dass es Geld ist und was wir und dieser ganze Planet dafür macht, das ist das Konstrukt unserer Köpfe. Diese Art von Perspektiven finde ich interessant. Danach suche ich.

In früheren Liedern hast Du Dich intensiv auch mit Deiner Vergangenheit beschäftigt sowie den Konflikt der Generationen künstlerisch verarbeitet (beispielsweise „Chaossohn“). Mit welchen Themen und Inhalten beschäftigst Du Dich auf dem aktuellen Album „Wann könnt ihr endlich friedlich sein“?

Es sind ganz verschiedene Themen. Natürlich der Krieg, wobei fast alle Lieder des Albums schon vor Kriegsausbruch entstanden sind. Es ist, als lag es in der Luft. Es geht aber auch um Leichtigkeit und Schönheit „Nur die Gedanken sind aus Blei, das Leben selbst ist Liebelei“. Es braucht immer beides, auch die Weltflucht, um dann wieder mit leichterem Herzen die bestehenden Probleme anzugehen.

Deine Konzerte sind für das Publikum immer eine Reise in Dein Innerstes als Mensch und als Künstler – aber eben auch eine emotionale Achterbahnfahrt für das Publikum selbst. Man muss sich auf diese Achterbahnfahrt der Gefühle einlassen und mitfahren. Wie erlebst Du Deine Konzerte eigentlich selbst?

Ich versuche meinen eigenen Weg in die Lieder zu finden. Es ist gar nicht so anders, als wenn man zuhört. Wenn die Lieder gut sind, erkenne ich beim Singen aktuelle Lebenssituationen darin wieder. Auch dann, wenn ich sie schon hundertmal gesungen habe.

Du hast mit den beiden Multinstrumentalistinnen Liv Solveig und Maria Del Val zwei neue Mitglieder in Deine Band geholt. Wie kommt Ihr drei untereinander klar und warum besetzt Du die Band immer mal wieder neu?

Es sind meistens sehr praktische Gründe. Hier auch, denn nach Corona war die Kulturlandschaft ja bekanntlich angeschlagen. Ich wollte statt einer großen Band ein Trio auf die Beine stellen, um schlagkräftig und mit geringen Kosten unterwegs sein zu können. Dieses Trio ist musikalisch aber das beste, was es seit vielen Jahren gab. Wir ergänzen uns so gut, dass es viele zusätzliche Musiker ersetzt. Das hätte ich mir nicht besser wünschen können.

Im Vorprogramm spielt die blonde Märchenfee Pernilla Kannapinn. Ihr kennt Euch schon seit einiger Zeit und seid bei Konzerten oft zusammen auf der Bühne. Was können die Gäste von Pernilla erwarten?

Pernilla ist wirklich ein besonderer Mensch und eine großartige Künstlerin. Sie hat einen sehr eigenen Blick auf die Welt und eine außergewöhnliche Lebensart. Dazu ist sie hoch musikalisch, spielt ihre Instrumente wahnsinnig gut. Es ist eine spirituelle Reise, auf die sie ihrer Zuhörer mitnimmt. Man wird noch viel von ihr hören.

Und auch der Geist von Leonard Cohen wird beim SoS-Konzert am 23. Juni zugegen sein, wenn Roland Helm Coversongs des bekannten kanadischen Singer-Songwriters, Schriftstellers, Dichters und Malers präsentiert. Siehst Du Parallelen von Cohen zu Dir – schließlich bist auch Du nicht nur Musiker, sondern schreibst eigene Texte, Gedichte und spielst sogar Theater?

Leonard Cohen ist glaube ich der eine Sänger, den ich für mich vor alle anderen stelle. Früher war es Dylan, aber mit den Jahren bin ich zu Cohen übergelaufen, auch zu seinem Mittel- und Spätwerk. Es steckt voller Spiritualität und spricht mir tief aus der Seele. Auch seine Gedichte, eigentlich alles was ich lese und höre. Ich bin sehr gespannt auf das Programm von Robert und dankbar, dass ich das an dem Abend mitbekommen kann.

Du bist selbst ein Großstadtkind, spielst in Großstädten genauso wie in der Provinz. Wo siehst Du Unterschiede im kulturellen Leben im Vergleich Großstadt zu Provinz? Wie unterscheidet sich das Publikum?

Ich habe oft das Gefühl, dass die Leute in großen Städten mehr gewohnt sind, schon viel gesehen haben. Sie haben oft die Einstellung, dass sie nichts mehr überraschen kann, weil sie ja aus der Großstadt kommen. Das steht vielleicht auch im Weg. Für ein gutes Konzert braucht es immer die Neugier, die offenen Herzen.

Du warst 2013 schon beim Provinzschrei in Suhl. Kannst Du Dich noch an das Konzert erinnern?

Ich weiß, dass es in einem Autohaus stattfand, das war außergewöhnlich. Bisher das erste und einzige Mal. Es tat der Atmosphäre keinen Abbruch. Ich erinnere mich an ein Lied, das ich vorher nie live gespielt habe. Vielleicht bleibe ich für Freitag bei dieser Tradition.

Provinzschrei-Warm-Up

Max Prosa
Mit seinen intensiven und nachdenklichen Liedern steht Max Prosa im Mittelpunkt des „Warm Up“ für den Provinzschrei. Zusammen mit Ihm sind die Newcomerin Pernilla Kannapinn
und Roland Helm
mit seinen Coverversionen von Leonard-Cohen-Songs zu erleben.

Freitag (23. Juni), 19 Uhr
 verlegt vom Platz der Deutschen Einheit in die Villa Sauer in Suhl (Bahnhofstr. 20)