Von ihrer Partei forderte sie Einigkeit und ein geschlossenes Auftreten nach außen hin. Die Linke dürfe keine widersprüchlichen Signale senden. "Linke Politik muss provozieren, polarisieren und zuspitzen, immer entlang von "oben" und "unten" und niemals von "unten" nach "noch weiter unten"", rief die Vorsitzende.
Vorwürfe offensiv angesprochen
Punkte sammelte Wissler offenkundig, indem sie die Sexismusvorwürfe in ihrem eigenen hessischen Landesverband offensiv ansprach und als Schwäche der Partei bezeichnete. "Bei allen Frauen, denen wir bisher nichts oder wenig anbieten konnten, wenn ihnen Unrecht widerfahren ist, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen", sagte sie. Sie kündigte am Rande des Parteitags neue Sanktionsmöglichkeiten gegen Mitglieder der Partei an, die sich Übergriffen schuldig machen.
Von Wisslers Kampfgeist zeigte sich der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow beeindruckt - er gratulierte und las dann seiner Partei seinerseits die Leviten. "Die Linke hat nicht das Recht, sich mit sich selbst zu beschäftigen", sagte Ramelow. Die Linke regiere immerhin in vier Landesregierung mit - in Thüringen, Bremen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Ramelow sagte, es könne nicht sein, dass sie sich verrückt mache und Zeit verschwende, statt für soziale Belange der Menschen zu streiten.
Die Partei hat nach eigenen Angaben 60.000 Mitglieder. Die Diskussion über die intern sehr umstrittene Haltung zu Russland und dem Ukraine-Kriege wird für Samstag erwartet - ebenso wie die Vorstandswahl. Chancen für die neue Doppelspitze werden neben Wissler dem Europapolitiker Martin Schirdewan sowie den Bundestagsabgeordneten Heidi Reichinnek und Sören Pellmann gegeben.